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# taz.de -- Deepfake-Scam auf Meta-Plattformen: Wenn Merz und Trump Ihnen Geld …
> Eine Recherche des Tech Transparency Project zeigt, dass Meta
> Deepfakevideos als Werbung zulässt. Den Scammern, aber auch Meta bringt
> das viel Geld.
Bild: Auch von Bernie Sanders (hier fotografiert im August 2023 in Washington) …
Ein Video von Friedrich Merz ploppt auf dem Facebook-Feed auf. Er sagt, man
habe Anspruch auf eine Hilfszahlung in Höhe von mehrere 1000 Euro, die man
auf einer offiziellen Website des Bundes beantragen könne. Dann erscheint
ein Link, der dort hinführe. Man klickt drauf, gibt sensible Daten an – und
wird gescammt.
Etwa so muss es vielen US-Amerikaner_innen gegangen sein, die in den
vergangenen Monaten derartigen Deepfakevideos auf verschiedenen
Meta-Plattformen, darunter auch Instagram oder Facebook, begegnet sind. 63
betrügerische Werbetreibende konnte die Watchdog-Gruppe [1][Tech
Transparency Project] (TTP) – ein Projekt, das, wie ihr Motto verrät, Big
Tech zur Verantwortung zieht – identifizieren.
Ihre [2][Recherche] ergab, dass die Werbetreibenden mehr als 150.000 dieser
Scamanzeigen auf Meta-Plattformen schalteten und dafür insgesamt um die 49
Millionen Dollar ausgaben. Damit gehörten die Scammer 2025 zeitweise zu den
größten politischen Werbekunden auf Facebook und Instagram, schreibt TTP.
In den Videos waren Politiker_innen wie Elizabeth Warren, Senatorin in
Massachusetts, zu sehen, aber auch das Deepfake von Karoline Leavitt,
Trumps Pressesprecherin, warb für die Betrugsseiten. Außerdem gab es
Deepfakes von Trump, in denen er US-Amerikaner_innen kostenlose
Gesundheitsversorgung versprach und das als seinen „ersten göttlichen Akt“
bezeichnete.
Deepfakes sind [3][mit künstlicher Intelligenz (KI) erstellte Bilder oder
Videos], zum Beispiel von echten Menschen. Die KI wird mit Bildern und
Tonaufnahmen einer Person gefüttert und spuckt dann ein Video aus, in dem
die Person von sich gibt, was der Ersteller des Videos promptet. Innerhalb
weniger Minuten lassen sich solche Deepfakes erstellen, etwa mit [4][Sora],
[5][Canva] oder [6][Pictory].
## In Deutschland kamen Scams von russischen Hackern
Gerade Menschen, deren Blick nicht trainiert ist, KI-Inhalte von echten
Bildern zu unterscheiden, sind für Betrugsmaschen wie diese anfällig. Das
zeigt auch die TTP-Recherche. Die Anzeigen, die die Scammer auf Facebook
platzierten, seien besonders an über 65-Jährige gerichtete gewesen –
Werbung auf Meta lässt sich gezielt schalten.
Obwohl [7][Meta-Richtlinien betrügerische Werbung verbieten], konnten die
Anzeigen auf den Plattformen laufen. Angeblich unterlägen politische
Werbetreibende laut Meta außerdem einem strengeren Autorisierungsprozess.
„TTP stellte fest, dass Meta diese Werbetreibenden nicht nur zugelassen
hat, sondern ihnen auch gestattet hat, tage- oder wochenlang betrügerische
Anzeigen zu schalten, ohne dagegen vorzugehen“, wie TTP in dem Bericht
schreibt. Mittlerweile habe Meta einen Teil der Anzeigen blockiert.
Trotzdem habe der Tech-Riese damit Werbeeinnahmen generiert und auch der
Schaden für die Opfer ließe sich so nicht rückgängig machen.
In Deutschland habe es vergangenes Jahr ähnliche Fälle gegeben, berichtet
Philipp Plum von der Cybersicherheitsfirma ESET. „August 2024 haben wir
[8][eine Deepfake-Kampagne hier in Deutschland aufgedeckt], bei der
Cyberkriminelle verschiedene Prominente gedeepfaked und damit Werbung auf
Plattformen wie Facebook geschaltet haben.“ Abgebildet waren in den Videos
etwa Friedrich Merz oder SAP-Gründer Dietmar Hopp, die für eine
Kryptowährung warben. Da per Anzeigen auf diese Videos verwiesen wurde,
habe Meta wahrscheinlich auch damit Geld verdient.
„In dem konkreten Fall konnten wir Spuren zu Hackern in Russland und der
Ukraine zurückführen“, sagt Plum der taz. „Deepfakes werden immer besser,
selbst Profis haben Schwierigkeiten, sie zu erkennen.“ Unnatürliche
Lichtreflexionen oder eine seltsame Mimik seien Indikatoren, auf die man
achten solle, „aber auch wenn einem das Blaue vom Himmel versprochen wird“.
Bernie Sanders, dessen Deepfake die Scammer ebenfalls verwendeten, sagte in
einem Statement über die TTP-Recherche, dass das Ganze Teil eines größeren
Problems sei. „KI entwickelt sich rasant, aber die Gesetze und
Schutzmaßnahmen, die wir für die amerikanischen Bürger im Alltag haben,
sind gefährlich veraltet.“ Europa ist den USA da kaum voraus.
10 Oct 2025
## LINKS
[1] https://www.techtransparencyproject.org/
[2] https://www.techtransparencyproject.org/articles/meta-awash-in-deepfake-sca…
[3] /Sora-OpenAI-startet-einen-KI-Fake-Feed/!6115409
[4] https://openai.com/de-DE/sora/
[5] https://www.canva.com/features/ai-video-generator/
[6] https://pictory.ai/?gc_id=21048298925&g_special_campaign=true&gad_source=1&…
[7] https://de-de.facebook.com/business/help/2895682587380674?id=434838534925385
[8] https://www.eset.com/de/about/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen/…
## AUTOREN
Valérie Catil
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