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# taz.de -- Datenleck bei Lern-App Scoolio: Lernen mit Lücken
> Wegen der Sicherheitslücke einer Lern-App waren Informationen von 400.000
> Schüler:innen frei zugänglich. So etwas passiert nicht zum ersten Mal.
Bild: Kein Bock auf analog: Lern-Apps sind beliebt
Es knirscht hier und da, aber mit kleinen Schritten schafft es die
[1][Digitalisierung, Einzug in das deutsche Schulsystem] zu erhalten. Immer
mehr Kinder und Jugendliche nutzen Lern-Apps, sei es privat oder direkt im
Unterricht. Diese Entwicklung führt auch dazu, dass immer mehr
personenbezogene Daten der Kinder im Netz landen – und immer wieder
schaffen es Entwickler:innen nicht, diese Daten zu schützen.
Da stellen sich gleich zwei Fragen: Wie kann es sein, dass Apps beim Thema
Datensicherheit oft noch so hinterherhängen und nicht regelmäßig auf Fehler
überprüft werden? Und wieso speisen Kinder und Jugendliche überhaupt so
viele Daten in diese Apps ein?
Über die Smartphone-App Scoolio können [2][Schüler:innen ihren
Stundenplan, Noten sowie Hausaufgaben organisieren] und sich mit
Mitschüler:innen im Chat austauschen. Zudem bietet die App
Informationen zur Berufs- und Ausbildungsorientierung. Sie wurde von einem
Entwicklerteam aus Dresden gegründet, mittlerweile hat der
Technologiegründerfonds Sachsen in Scoolio investiert – mit öffentlichem
Geld aus Sachsen und der EU.
Nun wurde bekannt, dass wegen einer Sicherheitslücke Nicknames,
E-Mail-Adressen, Geburtsdaten und auch der Standort von minderjährigen
Schüler:innen von mindestens 400.000 Nutzer:innen abgerufen werden
konnten. Bisher ist nicht bekannt, dass unbekannte Dritte diese Lücke
ausgenutzt hätten, so die Entwickler.
## Sicherheitsexpertin Wittmann macht auf Lücke aufmerksam
Aufmerksam auf die Datenlücke hatte [3][IT-Sicherheitsaktivistin Lilith
Wittmann] gemacht. Sie und ihre Kolleg:innen vom IT-Sicherheitskollektiv
zerforschung haben sie vor einigen Wochen dem Bundesamt für Sicherheit in
der Informationstechnik und dem sächsischen Datenschutzbeauftragten
gemeldet. Um zu verhindern, dass Dritte die Lücke ausnutzen, wurde das
Problem erst jetzt öffentlich gemacht.
Das Kollektiv konnte mit einfachsten Mitteln die Kommunikation zwischen der
App und den Servern umleiten und somit Daten abfangen. „Dabei haben wir
festgestellt, dass die Schnittstellen von Scoolio nicht richtig geschützt
waren und wir dadurch Zugriff auf alle Daten von allen Nutzern hatten“,
berichtete Wittmann gegenüber mdr Aktuell. Das Problem konnte erst nach
mehr als 30 Tagen behoben werden.
Ähnliche Probleme gab es im Frühjahr schon bei der Lern-App Anton.
Informationen wie Vor- und Nachnamen von Schüler:innen, Lernfortschritte,
Klassen- und Schulzugehörigkeit, Zeitpunkte der Logins waren öffentlich
einsehbar. Betroffen waren Schüler:innen und Lehrer:innen aus ganz
Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern.
Aufgefallen war die Schwachstelle bei einer Recherche von
BR-Datenjournalisten. Die Daten waren weder mit einem Passwort noch mit
anderen Sicherheitsvorkehrungen geschützt und mit wenigen Klicks einsehbar.
Die Sicherheitslücke wurde nach Angaben des Anbieters geschlossen, wenige
Stunden nachdem die Datenjournalisten ihn informiert hatten.
Beide Fälle machen deutlich, dass es keinerlei staatliche Prüfung auf
Sicherheitslücken gibt. Weder die Kultusministerien noch das
Bundesbildungsministerium überprüft die Apps. Die sichere Ausgestaltung sei
Aufgabe des Anbieters, sagte ein Ministeriumssprecher des bayerischen
Kultusministeriums nach dem Datenleck bei der Anton-App. Im August wurde
dann aber endlich gehandelt.
[4][Die Länder haben das Projekt „eduCheck digital“ (EDCD)] für die
Entwicklung eines gemeinsamen Prüfverfahrens für digitale Bildungsmedien
auf den Weg gebracht. Für die Projektumsetzung wurde das Medieninstitut
der Länder, das Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht
(FWU), beauftragt. Finanziert wird das Vorhaben mit Mitteln aus dem
Digitalpakt Schule in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro.
Das Geld ist hier sicherlich richtig eingesetzt, gleichzeitig sollten sich
Eltern ihrer Verantwortung bewusst sein und ihren Kindern einen bewussten
[5][Umgang mit ihren Daten beibringen]. Warum sollten Schüler:innen auf
einer Lern-App ihren Standort freigeben oder ihren Geburtstag nennen?
Solange an anderer Stelle noch Missstände beseitigt werden müssen, gilt:
Daten, die nicht da sind, können auch nicht wegkommen.
27 Oct 2021
## LINKS
[1] /Digitalisierung-in-der-Schule/!5710243
[2] /Lernen-zu-Hause/!5669207
[3] /Lilith-Wittmann-ueber-Wahlkampf-Apps/!5802119
[4] https://www.lmz-bw.de/aktuelles/aktuelle-meldungen/detailseite/welche-softw…
[5] /Datenschutz/!t5007513
## AUTOREN
Malaika Rivuzumwami
## TAGS
Schwerpunkt Überwachung
Datenschutz
Digitalisierung
Schule
Hacking
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Schwerpunkt Urheberrecht
Kolumne Digital Naives
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