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# taz.de -- Corona in der Ex-Sowjetunion: Wunderkraut und Sauna
> In Turkmenistan soll eine Wunderpflanze das Virus killen. Weißrusslands
> Präsident Lukaschenko empfiehlt Treckerfahren und Saunagänge.
Bild: Gurbanguly Berdimuhamedow meint mit angeräucherten Steppenrauten das Cor…
Berlin taz | Manchen Menschen, die in pandemischen Zeiten wie diesen über
bestimmte Talente und Qualitäten verfügen schlägt jetztihre Stunde. Ein
eindrucksvolles Beispiel dafür ist der [1][autoritäre turkmenische
Präsident Gurbanguly Berdimuhamedow]. Schon sein Vorgänger Saparmurad
Nyjazow, der einem bizarren Personenkult huldigte, war ein Meister der
Isolation. In das zentralasiatische Land kamen weder Mann noch Maus rein
oder raus (Frauen dito).
Auch Berdimuhamedow sind diese paranoiden Abschottungsphantasien und
staatlich verordneten Ehrenbezeugungen seiner Untertanen alles andere als
fremd. Jetzt fährt der 62-Jährige, der seit Ende 2006 an der Spitze des
Staates steht, die Ernte ein. Offiziellen Angaben zufolge, die jedoch nicht
überprüfbar sind, gibt es in Turkmenistan bislang noch keinen Coronafall.
Auch die staatlichen Medien – andere gibt es so gut wie nicht – schweigen
sich über das Virus aus.
Dennoch scheint sich auch Berdimuhamedow der Verlässlichkeit seiner
Statistiker nicht so ganz sicher zu sein. Mittlerweile sind Zufahrten zu
der Hauptstadt Aschgabat mit zahlreichen Checkpoints gesichert. Nur
Bewohner der Metropole werden noch durchgelassen. Auch der Verkehr zwischen
den einzelnen Provinzen wurde eingeschränkt.
Dessen ungeachtet hat der Präsident, der in seinem früheren Leben als
Zahnarzt gearbeitet hat, noch einige gute Ratschläge für seine Landsleute
im Köcher. „Über Jahrtausende haben unsere Vorfahren nationale Methoden
entwickelt, um Süchte zu bekämpfen und verschiedenen Infektionskrankheiten
vorzubeugen“, sagte er unlängst bei einer Sitzung der Regierung.
Dann empfahl er ein heimisches wildes Rautengewächs namens Hamala
abzubrennen, „um das Virus zu zerstören, der für das bloße Auge unsichtbar
ist“. Berdimuhamedow muss es wissen, denn er ist auch ein ausgewiesener
Kenner der Flora: Schließlich hat er ein Buch über die Pflanzen
Turkmenistans geschrieben. Der turkmenische Dienst von Radio Freies Europa
berichtete übrigens, dass Staatsangestellte begonnen hätten,
Regierungsgebäude, Schulen und Friedhöfe mit dem entzündeten Wunderkraut zu
desinfizieren. Zweimal täglich, lautet die Ansage.
## Schlichtes Gemüt
Auch [2][Weißrussland Dauerpräsident Alexander Lukaschenko] (erst 26
Dienstjahre) schöpft derzeit aus einen soliden Wissensfundus. Der ehemalige
Chef einer Kolchose ist ein eher schlichtes Gemüt, dafür aber Pragmatiker
durch und durch.
„Wir haben schon andere Viren überlebt, wir werden auch dieses überleben“,
gab er im staatlichen Fernsehen zu Protokoll. Die Weißrussen sollten jetzt
vor allem auf dem Land arbeiten, sagte er. „Dort arbeiten die Menschen auf
den Feldern, mit Treckern. Da redet niemand über das Virus. Trecker und
Felder werden jeden heilen.“ Seinen Ministern gab er gleich noch einen
weiteren Gesundheitstipp: Eine Runde schwitzen in einer trockenen Sauna.
Bei 60 Grad Celsius sei das Corona-Virus tot.
23 Mar 2020
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## AUTOREN
Barbara Oertel
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