Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Chinesische Forscher klonen Affen: Erst die Affen, dann der Mensch
> Chinesische Forscher verkünden, ihnen sei es gelungen, Affen zu klonen.
> Befürchtet wird, dass demnächst auch Menschen geklont werden.
Bild: Hua Hua und Zhong Zhong, die ersten zwei Primaten, die nach der Dolly-Met…
Peking taz Mit ihren großen schwarzen Augen blicken sie verängstigt in die
Kamera. Ihre Augen und die gesamten Gesichtszüge sind identisch. Selbst die
flauschigen Schwänzchen sind gleich lang. Kein Wunder. Die beiden
Javaneräffchen sind geklont. Ein Tabubruch: Denn zum ersten Mal haben
Forscher eine genetische Kopie des nächsten Verwandten des Menschen
geschaffen.
Wie Forscher der Chinesischen Akademie der Wissenschaften im
[1][Fachjournal Cell] berichten, ist es ihnen gelungen, zwei Affen mithilfe
der sogenannten somatischen Zellkernübertragung zu klonen. Zhong Zhong ist
acht Wochen alt, Hua Hua sechs. Zusammengesetzt ergeben die beiden Namen
„Zhonghua“, das Wort für chinesische Nation. Die zwei Affenbabys seien
„wohlauf“, sagte der chinesische Neurowissenschaftler Pu Muming. Er hat das
Programm überwacht.
Bei den beiden Javaneraffen haben die chinesischen Forscher vom Prinzip her
dieselbe Methode angewandt wie die schottischen Forscher vor knapp 22
Jahren beim Klonschaf Dolly. Als Dolly damals zur Welt kam, war die
Aufregung noch groß. Doch die Furcht verflog rasch. 23 Tierarten werden
seitdem regelmäßig geklont. Und keineswegs nur für wissenschaftliche
Zwecke: Eine chinesische Firma wirbt mit geklonten Kühen, die für besseres
Fleisch mit einem speziellen Gen ausgestattet sind. In den USA wird Sperma
von geklonten Bullen verkauft. Und in Südkorea können Hundebesitzer Kopien
ihrer verstorbenen Vierbeiner in Auftrag geben.
Obwohl diese Technik also seit mehr als 20 Jahren bekannt ist – das Klonen
von Affen klappte bislang nicht. Das dürfte nicht zuletzt an ethische
Bedenken gelegen haben: Experimente an Affen gelten in den meisten
westlichen Ländern als verpönt.
In China ist das nicht der Fall. Die Forscher um Leiter Qiang Sun vom
Institut für Neurowissenschaften in Schanghai haben dem Fötus eines Affen
Bindegewebszellen entnommen und sie in einer entkernten Eizelle eines
anderen Affen übertragen. Den sich daraus entwickelnden Embryos setzten die
Forscher in Leihmüttern ein. Bis dahin entspricht dieser Vorgang ziemlich
genau der Methode, die auch bei Schaf Dolly angewandt wurde.
## 368 Eizellen präpariert
Doch auch in Ländern, in denen es weniger ethische Bedenken gibt, gelang
die Dolly-Methode bei Affen nicht. Die Embryos der Primaten starben
allesamt rasch ab. Die chinesischen Forscher haben nun zwei Tricks
angewandt: Zunächst bereiteten sie Eizelle und DNA-Erbgutstränge so vor,
dass sie stärker zusammenpassen. Zusätzlich zur Injektion des Erbmaterials
in die Eizelle haben sie einen speziellen Hilfsstoff hinzugegeben, der
dafür sorgte, dass die Embryonen nicht gleich abstarben.
In insgesamt 368 leeren Eizellen pflanzten die Forscher Zellkerne aus dem
Bindegewebe, bei 109 davon gelang es, dass Eizelle und das genetische
Material aus den Bindegewebszellen miteinander verschmolzen und kleine
Affenembryos entstanden. Wirklich überlebt haben schließlich nur Zhong
Zhong und Hua Hua.
Was die chinesischen Forscher mit den geklonten Affen offiziell bezwecken:
Tierversuche. Denn wenn die Affen genetisch identisch sind, lassen sich
individuelle Unterschiede als Grund für verschiedene Reaktionen
ausschließen. Vor allem für die Erforschung neuer Therapien etwa gegen
Alzheimer gilt die Klontechnik als vielversprechend. Tierschutzrechtliche
Bedenken gibt es in China kaum.
Dass mit den geklonten Affen auch das genetische Kopieren von Menschen ein
großes Stück näher gerückt ist – auch daraus machen die chinesischen
Forscher keinen Hehl. Die technische Barriere sei durchbrochen, sagt
Neurowissenschaftler Pu und bestätigt: „Die gleiche Methode lässt sich auf
den Menschen anwenden.“ Derzeit gebe es dazu jedoch keine konkreten Pläne.
Bedacht werden muss aber, dass das Klonen von Menschen nur in wenigen
Ländern – wie zum Beispiel in Deutschland durch das
[2][Embryonenschutzgesetz (§ 6)] – auch klar verboten ist.
25 Jan 2018
## LINKS
[1] http://www.cell.com/cell/fulltext/S0092-8674(18)30057-6?sf180052456=1
[2] https://www.gesetze-im-internet.de/eschg/BJNR027460990.html
## AUTOREN
Felix Lee
## TAGS
klonen
Primaten
Affen
Dolly
klonen
Liebeserklärung
Schwerpunkt Gentechnik
Klontiere
Europaparlament
klonen
## ARTIKEL ZUM THEMA
25 Jahre Klonschaf Dolly: Fanal aus Schottland​
Vor 25 Jahren wurde Schaf Dolly geboren, der erste Klon aus den Zellen
eines erwachsenen Säugetieres. Bis heute ist diese Technik höchst anfällig.
Aufrechter Gang in Bayern erfunden: Großartiger Danuvius guggenmosi!
Überreste eines im Allgäu entdeckten Primaten revolutionieren unser
Verständnis der Menschwerdung. Homo sapiens kam allerdings anderswo zur
Welt.
Agro-Gentechnik und Menschenklonen: Grünenchefs erzürnen Umweltschützer
Der Bundesvorstand der Grünen fragt seine Partei: Sind Gentechnik in der
Landwirtschaft und das Klonen von Menschen wirklich immer böse?
Kommentar Geklonte Affenbabys: Übler Vorgeschmack auf die Zukunft
Kürzlich sind geklonte Affenbabys zur Welt gekommen – zu einem hohen Preis:
Den Tieren wird dafür großes Leid zugefügt. Zwei Babys starben.
Gentechnik in der Nahrungsindustrie: Die Klonfabrik
In China wird die weltweit größte Fabrik gebaut, um bald eine Million
Rinder pro Jahr zu klonen. Es sollen auch Haustiere ins Angebot kommen.
EU-Parlament will strenges Klontierverbot: Kein Dolly-Gulasch in Europa
Härter als die EU-Kommission: Die Europa-Abgeordneten wollen den Import von
Klontieren untersagen. Auf den Esstisch sollen sie auch nicht gelangen.
Das Unbehagen vor dem Klonen: Eine brauchbare Waffe
Forscher in den USA haben einen Weg gefunden, menschliche embryonale
Stammzellen zu klonen. Beginnt nun endlich die Ära der Klonmenschen?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.