# taz.de -- Chemiewaffen in Syrien: Obamas „rote Linie“ überschritten | |
> Die US-Regierung sieht den Einsatz von Chemiewaffen in Syrien als | |
> erwiesen an, 100 Menschen seien daran gestorben. Die syrische Regierung | |
> weist das zurück. | |
Bild: Wie genau die militärische Unterstützung der Gegner Assads aussehen sol… | |
WASHINGTON afp | Die US-Regierung hält den Einsatz von Chemiewaffen im | |
syrischen Bürgerkrieg für erwiesen und verspricht den Gegnern von | |
Staatschef Baschar al-Assad offen „militärische Unterstützung“. Nach | |
Erkenntnissen der US-Geheimdienste hätten Assads Truppen vergangenes Jahr | |
mehrfach „in geringem Umfang“ Chemiewaffen eingesetzt, teilte das Weiße | |
Haus am Donnerstag mit. Nicht nur in den Augen einiger Republikaner ist | |
damit die Vorbedingung für eine Intervention im Syrien-Konflikt erfüllt. | |
Bei den teils mit dem Nervengas Sarin geführten Angriffen seien „100 bis | |
150 Menschen“ getötet worden, sagte der stellvertretende Nationale | |
Sicherheitsberater von US-Präsident Barack Obama, Ben Rhodes. Eben solche | |
Chemiewaffenangriffe hatte Obama in der Vergangenheit als „rote Linie“ für | |
ein Eingreifen in den syrischen Bürgerkrieg bezeichnet. „Der Präsident hat | |
gesagt, dass der Einsatz von Chemiewaffen sein Kalkül ändern würde, und das | |
ist passiert“, sagte Rhodes. | |
Obama habe zusätzliche Unterstützung der Rebellen mit „nicht-tödlichen“ | |
Hilfsmitteln angeordnet. Wie genau der Oppositionsbewegung „militärisch“ | |
geholfen werde, ließ Rhodes offen. Die Bewaffnung von Rebellen und die | |
Einrichtung einer Flugverbotszone schloss er nicht aus. „Den Vereinigten | |
Staaten und der internationalen Gemeinschaft stehen eine Reihe von | |
rechtlichen, finanziellen, diplomatischen und militärischen Antworten zur | |
Verfügung“, erklärte Rhodes. „Wir sind für alle Fälle vorbereitet und | |
werden die Entscheidung nach unserem eigenen Zeitplan treffen.“ | |
„Die rote Linie des Präsidenten ist überschritten worden“, erklärten die | |
republikanischen Senatoren John McCain und Lindsey Graham in einer | |
gemeinsamen Stellungnahme. „Die Glaubwürdigkeit der USA steht auf dem | |
Spiel.“ Es sei nun „Zeit für entschlossenere Aktionen“. McCain, der bei … | |
Präsidentschaftswahlen 2008 gegen Obama unterlag, forderte „schwere Waffen, | |
und zwar solche, die auf Panzerangriffe antworten können und | |
Boden-Luft-Raketen, die den Luftraum sichern.“ | |
Die Regierung in Damaskus hat die Vorwürfe „Lügen“ zurückgewiesen. Die | |
Erklärung des Weißen Hauses sei „mit Lügen gespickt", erklärte am Freitag | |
ein Vertreter des syrischen Außenministeriums nach Angaben der amtlichen | |
Nachrichtenagentur Sana. Die US-Regierung hatte zuvor mitgeteilt, dass sie | |
den Einsatz von Chemiewaffen im syrischen Bürgerkrieg durch die Truppen von | |
Staatschef Baschar al-Assad als erwiesen ansehe. | |
Auch die russische Regierung hält die von den USA vorgebrachten Vorwürfe | |
für „nicht überzeugend“. Das Vorhaben der USA, die gegen die Truppen von | |
Präsident Baschar al-Assad kämpfenden Rebellen mit Waffen auszustatten, | |
werde das Bemühen um eine friedliche Lösung komplizierter machen, teilte | |
der Kreml am Freitag in Moskau mit. Russland ist einer der letzten | |
Verbündeten Assads. | |
## Angst vor Islamisten | |
Das Wall Street Journal meldete sogar, dass Obama Waffenlieferungen an | |
„moderate Rebellen“ bereits genehmigt habe. Bislang stand die US-Regierung | |
diesem Schritt skeptisch gegenüber, weil sie fürchtet, dass die Waffen in | |
die Hände von Islamisten fallen könnten. Doch Rhodes zufolge hat neben dem | |
Einsatz von Chemiewaffen auch die zunehmende Verwicklung der libanesischen | |
Hisbollah-Miliz und des Irans in den Syrien-Konflikt die Sicht Washingtons | |
auf den Bürgerkrieg verändert. Der Syrische Nationalrat als Zusammenschluss | |
der Aufständischen begrüßte „den Ausbau der US-Hilfen inklusive | |
militärischer Unterstützung“. | |
Wie die Nachrichtenagentur AFP aus US-Sicherheitskreisen erfuhr, werden die | |
USA zudem mehrere F16-Kampfjets und Luftabwehrraketen des Typs Patriot auch | |
nach Abschluss einer gemeinsamen Militärübung mit Jordaniens Streitkräften | |
Ende Juni in dem syrischen Nachbarstaat stationiert lassen. Außerdem solle | |
eine Einheit mit Amphibienschiffen weiterhin vor der Küste bereit gehalten | |
werden, um Ammans Sorge vor einem Überschwappen des Bürgerkriegs zu | |
begegnen. | |
Bei den Kämpfen zwischen Assads Truppen und den Rebellen sind seit März | |
2011 nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 93.000 Menschen getötet | |
worden. Angesichts des Blutvergießens rief die UN-Menschenrechtskommissarin | |
Navi Pillay am Donnerstag die Konfliktparteien zu einer „sofortigen | |
Waffenruhe“ auf. | |
14 Jun 2013 | |
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Susan Rice | |
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