# taz.de -- Kämpfe auf Golanhöhen: Österreich zieht Blauhelme ab | |
> Nach Kämpfen am Grenzübergang Kuneitra zieht die österreichische | |
> Regierung Konsequenzen. Auch die Stadt Baalbek im Libanon wird | |
> beschossen. | |
Bild: UN-Soldaten an der Grenze zwischen Israel und Syrien. | |
JERUSALEM taz | Die Regierung in Wien will die knapp 400 österreichischen | |
Blauhelme vom Golan abziehen. Die UN-Friedenstruppen war am Donnerstag | |
zwischen die Fronten syrische Soldaten und Rebellen geraten, die sich am | |
Kontrollposten Kuneitra schwere Gefechte lieferten. Zwei UN-Soldaten wurden | |
bei den Kämpfen leicht verletzt. | |
Noch am Morgen hieß es, dass Aufständische die Kontrolle über den Übergang | |
haben, doch schon am Nachmittag gewannen die Soldaten offenbar erneut die | |
Oberhand. Der einzige Übergang zwischen Syrien und den von Israel | |
annektierten Golanhöhen liegt in einer entmilitarisierten Zone, in denen | |
die Undof mit rund 1.000 UN-Soldaten den Status quo überwacht. Die | |
österreichischen Blauhelme bilden das größte Kontingent. | |
Die Entscheidung Wiens stößt in Israel auf schwere Kritik. „Die israelische | |
Sicherheit hängt natürlich nicht von der ein oder anderen Einheit ab“, | |
räumte Oded Eran, Direktor des Tel Aviver Thinktanks Institute for National | |
Security Studies (INSS), zwar ein. Dennoch sende der Abzug der | |
österreichischen Truppen „das falsche Signal“. Israel und Syrien hätten d… | |
UN-Mission zugestimmt und bemühten sich, die bestehende Situation nicht | |
anzutasten. Wenn jetzt die Truppen aufgrund veränderter Bedingungen ihre | |
Koffer packten, „dann sagen sie damit, dass es in der Zukunft keine | |
Regelung geben kann, bei der ein Drittland noch eine relevante Rolle | |
spielt“. | |
Bereits vor einigen Wochen zog die Regierung in Wien ein Ende der | |
österreichischen Mission auf dem Golan in Erwägung, nachdem syrische | |
Rebellen eine Gruppe philippinischer UN-Soldaten entführt hatte. „Wir | |
verstehen die Schwierigkeit der Blauhelme“, kommentierte der israelische | |
Regierungssprecher Igal Palmor auf telefonische Anfrage, trotzdem würde man | |
in Israel erwarten, dass die Friedenstruppen „gerade dann bleiben, wenn die | |
Lage angespannt ist“. Die Blauhelme wüssten, dass sie „nicht nach Berlin | |
oder Paris geschickt werden, sondern in Krisenzonen“. | |
## Zweimal im Jahr überqueren Drusen die Grenze | |
Seit 1974 ist die UN-Mission auf den Golanhöhen stationiert. Die Truppen | |
hätten eine „effektive und vertrauenswürdige Arbeit geleistet“, sagt | |
Palmor, der dazu rät, über eine Anpassung der veränderten Situation | |
nachzudenken, anstatt den Heimweg anzutreten. Möglich sei, dass die | |
Blauhelme „anders ausgerüstet“ werden sollten, um sich der neuen Lage zu | |
stellen. Die Soldaten der Undof sind nur leicht bewaffnet. Zu den Aufgaben | |
der Blauhelme gehört die Aufsicht des Kontrollpunkts, an dem zweimal im | |
Jahr eine handvoll drusischer Studenten die Grenze überquert. | |
Die Kämpfe an der Grenze und die Ankündigung Österreichs erfolgte einen | |
Tag, nachdem die syrische Armee die Stadt Kusair nahe der libanesischen | |
Grenze erobert hatte. Nach libanesischen Polizeiangaben schlugen am | |
Donnerstag erstmals Raketen aus Syrien in der Hisbollah-Hochburg Baalbek | |
ein, wie dpa berichtete. | |
Nach Angaben der Sicherheitsbehörden wurden mindestens 18 Geschosse aus dem | |
Nachbarland auf die Stadt in der grenznahen Bekaa-Ebene abgefeuert. Dabei | |
sei ein Kind verletzt worden. Am Vortag hatte die Freie Syrische Armee | |
angekündigt, die Hisbollahkämpfer nun auch im Libanon herauszufordern. | |
6 Jun 2013 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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