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# taz.de -- Carola Rackete und die Linke: Ein Hoffnungsschimmer
> Mit der Nominierung von Carola Rackete und Gerhard Trabert für die
> EU-Wahl sendet die angeschlagene Linkspartei ein Lebenszeichen.
Bild: Gerhard Trabert und Carola Rackete, Spitzenkandidat:innen der Linken zur …
Ohne Zweifel ist den Vorsitzenden der Linken ein Überraschungscoup
gelungen. Mit ihrem Vorschlag, die Klimaaktivistin und [1][Seenotretterin
Carola Rackete] sowie den Sozialmediziner Gerhard Trabert bei der EU-Wahl
im kommenden Jahr antreten zu lassen, haben Janine Wissler und Martin
Schirdewan ein Lebenszeichen gesendet, das der Linkspartei viele nicht mehr
zugetraut hätten. Sie wollten ein Zeichen setzen, dass die Partei „Teil
eines linken Pols der Hoffnung“ sein wolle, „der größer ist als sie
selbst“, begründete Wissler das. Wenn das so ist, würde das eine
bemerkenswerte Lernfähigkeit zeigen.
Ein Grund für den Niedergang der Linkspartei ist, dass sie sich zunehmend
selbst genug geworden ist. Je inbrünstiger sich innerparteilich gestritten
wurde, desto stärker ging der Blick auf die gesellschaftliche Linke, auf
soziale Bewegungen, auf die Gewerkschaften verloren.
Und die verloren weitgehend ihr Interesse an der [2][Linkspartei]. So
entfernte sie sich immer weiter von dem bei ihrer Gründung 2007
formulierten Anspruch, eine Partei sein zu wollen, „wie es sie in
Deutschland noch nicht gab – Linke einigend, demokratisch und sozial,
ökologisch, feministisch und antipatriarchal, offen und plural, streitbar
und tolerant, antirassistisch und antifaschistisch, eine konsequente
Friedenspolitik verfolgend“.
Nun greifen Wissler und Schirdewan einen schon in der Endphase der PDS
verschüttgegangenen Politikansatz wieder auf. Auch die Linken-Vorgängerin
hatte einst honorige Parteilose auf Wahllisten platziert, um politische
Zeichen nach innen und außen zu setzen.
## Historische Vorbilder
Beispielhaft stehen dafür die Schriftsteller Stefan Heym und Gerhard
Zwerenz, der eine oppositioneller Sozialist in der DDR, der andere aus der
DDR geflohener Schüler Ernst Blochs. Beide signalisierten den Willen der
PDS, mit der SED-Vergangenheit zu brechen. Zugleich standen der vor den
Nazis geflohene und mit der US-Armee nach Deutschland zurückgekehrte Heym
und der aus der Wehrmacht desertierte Zwerenz für eine antifaschistische
und antimilitaristische Tradition, der Linke auch heute noch verpflichtet
sein sollten.
Die Präsentation von [3][Rackete und Trabert] zeugt davon, dass die
führenden Köpfe der Linken tatsächlich die Zukunft der Partei ohne Sahra
Wagenknecht und deren Kombattant:innen planen, die sich ohnehin vor der
EU-Wahl verabschieden werden.
Nicht minder wichtig ist, dass die beiden Parteilosen glaubwürdig für ein
gesellschaftliches Engagement stehen, das den Sinn linker Politik ganz
praktisch sichtbar macht. Und mit ihrer Bereitschaft zur Kandidatur
demonstrieren Rackete und Trabert, die Linkspartei noch nicht aufgegeben
zu haben. Ein Garantie für deren Überleben ist das nicht, aber zumindest
ein Hoffnungsschimmer.
21 Jul 2023
## LINKS
[1] /Carola-Rackete-ueber-ihre-EU-Kandidatur/!5945305
[2] /Janine-Wissler-ueber-Zukunft-ihrer-Partei/!5945082
[3] /Aktivistin-als-EU-Spitzenkandidatin/!5944965
## AUTOREN
Pascal Beucker
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Schwerpunkt Europawahl
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