| # taz.de -- CSD Berlin: Queere feiern, Rechtsextreme werden festgenommen | |
| > Hunderttausende haben auf dem 47. Berliner Christopher Street Day für | |
| > queere Rechte demonstriert. Ein Störversuch von Neonazis blieb hingegen | |
| > erfolglos. | |
| Bild: Der CSD in Berlin | |
| Berlin taz | „Es ist der wichtigste Pride seit Jahrzehnten“, hieß es bei | |
| der Eröffnung des 47. Christopher Street Day (CSD) in Berlin am Samstag. | |
| Motto des diesjährigen CSD war „Nie wieder still“, was sich auf die | |
| steigende Zahl queerfeindlicher Angriffe bezieht. Ein Großaufgebot der | |
| Polizei begleitete den Aufzug und sicherte die Zufahrtsstraßen entlang der | |
| Demonstration ab. | |
| Eröffnungsreden kamen unter anderem von der ehemaligen | |
| Bundestagsabgeordneten der Linkspartei Petra Pau, Berlins Sozialsenatorin | |
| Cansel Kiziltepe (SPD) und den Bundestagsvizepräsident:innen | |
| Josephine Ortlieb (SPD) und Omid Nouripour (Grüne). Im Vorfeld hieß es vom | |
| Vorstand des Berliner CSD e.V., dass es ein wichtiges Signal sei, wenn der | |
| diesjährige CSD von zwei Bundestagsvizepräsident:innen eröffnet | |
| werde: „In solchen Zeiten braucht es klare Rückendeckung, insbesondere von | |
| unseren Verfassungsorganen“, sagten die Vorstandsmitglieder Thomas Hoffmann | |
| und Marcel Voges. | |
| Bei der CSD-Eröffnung wurde auch an die Stonewall-Proteste von 1969 | |
| erinnert. Damals kam es in New York City zu gewalttätigen | |
| Auseinandersetzungen zwischen queeren Menschen und Polizeibeamten. Die | |
| Proteste gelten als Wendepunkt im Kampf für Gleichbehandlung und | |
| Anerkennung. | |
| Rückendeckung vermisste man beim diesjährigen CSD vor allem von der | |
| Bundestagsverwaltung. Im Vorfeld musste das „Regenbogennetzwerk der | |
| Bundestagsverwaltung“ seine Teilnahme als eigene Laufgruppe zurückziehen. | |
| Die Bundestagsverwaltung hatte ihren queeren Mitarbeitenden die Teilnahme | |
| als sichtbare Gruppe beim CSD verboten. | |
| ## Queere Rechte sind keine Selbstläufer | |
| Mitte Juni hieß es von einem Sprecher der Bundestagsverwaltung, der | |
| Direktor Paul Göttke habe die Entscheidung auch mit der für die | |
| Bundestagsverwaltung „gebotenen Neutralitätspflicht“ begründet. Kritik | |
| daran kam unter anderem vom Berliner CSD: Es handele sich um eine „aktive | |
| politische Absage an queere Sichtbarkeit“, so der Vorstand des CSD Berlin. | |
| CSD-Vorstandsmitglied Thomas Hoffmann betonte: „Wir kämpfen für unsere | |
| Freiheit und Menschenrechte.“ Pau erinnerte deshalb in ihrer Eröffnungsrede | |
| daran, dass Menschenrechte nicht neutral seien. „Wer queere Rechte infrage | |
| stellt, stellt die offene Gesellschaft infrage.“ Berlins Sozialsenatorin | |
| Cansel Kiziltepe (SPD) mahnte: „Niemand darf wegen seiner sexuellen | |
| Identität diskriminiert werden.“ | |
| Gewalt und Ausgrenzung nähmen auch in Berlin wieder zu. Das Motto mahne | |
| „eindringlich, dass queere Rechte kein Selbstläufer sind“, so die Senatorin | |
| für Vielfalt und Soziales. Sie appellierte an die Teilnehmenden: „Bleibt | |
| mutig, bleibt stark, fight for your rights!“ | |
| ## Bundesrat setzt wichtiges Zeichen der Solidarität | |
| Anders als die Bundestagsverwaltung setzte der Bundesrat auf ein sichtbares | |
| Symbol der Solidarität. Vor dessen Gebäude in der Leipziger Straße wehte am | |
| Samstag die Pride-Flagge. „Diese Werte gehören ebenso wie Freiheit und | |
| Gleichheit zum Kern der Demokratie“, sagte die Bundesratspräsidentin Anke | |
| Rehlinger (SPD). | |
| Dies ist auch als Reaktion auf Julia Klöckner zu verstehen, die entschieden | |
| hatte, dass die Pride-Flagge am Bundestag nicht gehisst wird. Dies hatte | |
| flächendeckend für Empörung gesorgt. Am roten Rathaus und am U-Bahnhof | |
| Bundestag weht hingegen die Pride-Flagge. „Also UNSER Bundestag ist dann | |
| jetzt bereit für den CSD“, hatten die Berliner Verkehrsbetriebe im Vorfeld | |
| auf Instagram verkündet. | |
| ## Queerfeindlicher Störversuch scheitert | |
| Ein Störversuch von rund 40 jugendlichen Neonazis war hingegen nicht | |
| erfolgreich. Zu der Aktion hatten die rechtsextremen Gruppen „Deutsche | |
| Jugend voran“ und „Deutsche Patriotische Jugend“ unter dem queerfeindlich… | |
| Slogan „Gegen den Gender-Terror“ aufgerufen. Die Anmelder hatten vorab mit | |
| 400 Teilnehmern gerechnet. Abgeschirmt von der Polizei grölten die Neonazis | |
| bekannte queerfeindliche Parolen. | |
| „Ist das traurig“, stellte ein Gegendemonstrant angesichts des | |
| Neonazi-Aufmarschs fest. Im Zusammenhang mit dem Aufmarsch sei es zu mehr | |
| als sechs Festnahmen gekommen, unter anderem wegen des Verwendens | |
| verfassungsfeindlicher Kennzeichen, sagte eine Polizeisprecherin der taz. | |
| 26 Jul 2025 | |
| ## AUTOREN | |
| Nicolai Kary | |
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