# taz.de -- Bundesweiter Kitastreik bis Mittwoch: Auf in die dritte Runde | |
> Mit einem neuen Streik wollen die Gewerkschaften bessere | |
> Arbeitsbedingungen für Erzieher:innen erreichen. Ohne rasche Einigung | |
> droht „Eskalation“. | |
Bild: Klatschen reicht nicht: Kitastreik am Dresdener Königsufer Mitte April | |
BERLIN taz | Der bundesweite Streik an Kitas und Horten geht weiter. Am | |
Montag legten zahlreiche Erzieher:innen und weitere Beschäftigte im | |
Sozial- und Erziehungsdienst ihre Arbeit nieder, um bessere | |
Arbeitsbedingungen und mehr Wertschätzung für ihren Beruf zu fordern. Von | |
dem eintägigen Warnstreik waren vor allem Städte in Sachsen und Brandenburg | |
betroffen. | |
In Leipzig und Dresden blieben nach Angaben der Behörden 31 beziehungsweise | |
25 Einrichtungen geschlossen, zahlreiche weitere Betreuungsangebote fielen | |
aus. Ähnlich sah es in verschiedenen Städten in Brandenburg aus. In Potsdam | |
kamen am Montagvormittag nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft | |
Verdi, die zum erneuten Warnstreik aufgerufen hatte, rund 1.500 Streikende | |
vor dem Kongresshotel zusammen – dort, wo später am Tag die | |
Tarifverhandlungen wiederaufgenommen wurden. | |
Nach [1][zwei ergebnislosen Verhandlungsrunden] zwischen Verdi und dem | |
Beamtenbund dbb auf der einen und der Vereinigung der kommunalen | |
Arbeitgeberverbände (VKA) auf der anderen Seite soll nun bis Mittwoch eine | |
Einigung her. Wie die aussehen könnte, ist noch unklar. Für die rund | |
330.000 Tarifbeschäftigten in dem Bereich fordern die Arbeitnehmervertreter | |
bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld. Auch wirksame Maßnahmen gegen den | |
Fachkräftemangel (Verdi) und der Anspruch auf regelmäßige Qualifizierung | |
(dbb) sind Teil der Forderungen. | |
## Ohne Einigung droht Eskalation | |
VKA-Präsidentin Karin Welge hat einigen Forderungen vor Beginn der dritten | |
Verhandlungsrunde jedoch eine Absage erteilt. So sei eine höhere | |
Eingruppierung von Beschäftigten aus Kostengründen „nicht umsetzbar“, sag… | |
Welge der Deutschen Presse-Agentur. „Eine allgemeine Aufwertung in dem | |
Sinne, dass jede Entgeltgruppe mehr bekommt, können wir nicht leisten“. In | |
anderen Punkten, etwa der Aufwertung der Sozialarbeit, zeigte sich Welge | |
aber gesprächsbereit. | |
Aus Sicht der Gewerkschaften ist das nicht genug. „[2][Die Streiks in den | |
vergangenen Tagen] haben deutlich gezeigt: Den Beschäftigten in den Sozial- | |
und Erziehungsdiensten ist es sehr ernst mit ihren Forderungen nach | |
Entlastung und Aufwertung“, sagte Verdi-Chef Frank Werneke am Montag in | |
Potsdam. Die Arbeitgeberseite forderte er auf, „endlich konstruktive | |
Vorschläge zur Lösung dieses Tarifkonflikts auf den Tisch zu legen“. Wenn | |
bis Mittwoch keine Einigung zustande komme, sei „eine Eskalation der | |
Streiks unvermeidlich“. | |
Auch dbb-Chef Ulrich Silberbach mahnte: „Wenn von dieser Tarifrunde nicht | |
endlich ein klares Signal für die Aufwertung des Berufsfeldes ausgeht, hat | |
das verheerende Folgen“. Silberbach verwies auf den Fachkräftemangel. | |
Aktuell fehlen laut Verdi allein an den Kitas 173.000 Fachkräfte, in drei | |
Jahren könnten es 300.000 sein. Deutschlandweit arbeiten mehr als eine | |
Million Menschen im Bereich des Sozial- und Erziehungsdienstes, etwa ein | |
Drittel davon wird von den Kommunen beschäftigt. | |
Laut einer Forsa-Umfrage [3][unterstützt eine breite Mehrheit] der | |
Bürger:innen den Wunsch nach besseren Arbeitsbedingungen an Kitas und | |
Horten. Dazu passt ein aktueller Offener Brief der Leipziger | |
Kita-Initiative an die VKA: „Das System der frühkindlichen Bildung ist seit | |
Jahrzehnten überlastet und läuft überhaupt nur noch, weil die Pädagoginnen | |
und Pädagogen es heldenhaft durch ihren Einsatz täglich retten“, heißt es | |
darin. Ihre Arbeitsbedingungen müssten erleichtert werden. „Beifall | |
klatschen reicht nicht.“ | |
16 May 2022 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Pauli | |
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