# taz.de -- Buchmesse wegen Corona abgesagt: Lesen in Quarantäne | |
> Dass die Leipziger abgesagt wurde, ist schade – aber auch verständlich. | |
> Denn nach der Messe ist auch sonst immer die halbe Branche krank. | |
Bild: Besucher:innen der Leipziger Buchmesse im März 2019 | |
Es hat schon vor Tagen Witze darüber gegeben, was wohl geschehen mag, würde | |
die gesamte Leipziger Buchmesse unter Quarantäne gestellt. Der deutsche | |
Literaturbetrieb samt seinen internationalen Gästen, samt Schulklassen, | |
Leserinnen und Zaungästen tage-, womöglich wochenlang eingesperrt in dieser | |
Parallelwelt der klaustrophobischen [1][Leipziger Messehallen] und | |
gläsernen Messegänge, da hätte man dann glatt ein paar Romane drüber | |
schreiben können. „Decamerone 2020“. | |
Die Realität ist prosaischer und dieses Coronavirus ja offensichtlich | |
sowieso eher humorlos. Dass die Leipziger [2][Buchmesse abgesagt] wurde, | |
ist natürlich schade – man hatte sich schon gefreut, so viele interessante | |
Bücher standen auf dem Programm –, aber wohl auch vernünftig so. | |
Aus Erfahrung kann man sagen, dass nach so einer Messe sowieso die halbe | |
Buchszene krank ist, die Enge vor den Verlagsständen, das Gedrängel in den | |
Straßenbahnen, ein normaler Schnupfen ist da schnell eingefangen, und | |
dieses Jahr geht es eben um mehr als nur um einen läppischen Schnupfen. Bei | |
aller Liebe zur Literatur und den gewichtigen Debattenthemen: Einer | |
Epidemie in die Hände spielen möchte man dann doch nicht. | |
Die Expert:innen brauchen noch Zeit, Impfstoffe zu entwickeln, die | |
gesamtgesellschaftliche Aufgabe besteht deshalb jetzt darin, die | |
[3][Ansteckungsraten] zu verringern. Das zu vertreten ist keine Panikmache, | |
sondern ein Setzen auf gesellschaftliche Solidarität. Gerade auch mit | |
denen, die durch eine Ansteckung tatsächlich stärker gefährdet wären – al… | |
vor allem ältere und geschwächte Menschen. So sei es also. | |
Die Buchbranche wird es überleben (wobei es – hallo, Kulturstaatsministerin | |
Grütters! – Härtefälle geben wird), die Literatur sowieso. Und den | |
Leipziger Buchpreisträger oder die Buchpreisträgerin kann man auch im | |
Internet verkünden. | |
Aber traurig kann man natürlich dennoch sein. Trotz all dem | |
Marketinggetümmel stehen gerade die Buchmessen für alles, was schön und gut | |
am Lesen ist. Die Neugierde auf Themen und Schreibweisen, das Interesse an | |
Streit und Diskurs – es gibt in Deutschland nicht so viele Ereignisse, an | |
denen all das so anschaulich wird wie im Frühjahr in Leipzig und dann in | |
Frankfurt im Herbst. | |
In den sozialen Medien kursiert jetzt die Idee, dass man so eine Messe auch | |
virtuell abhalten könnte. Aber nein, das ist leider kein Ersatz. Um | |
gesamtgesellschaftliche Sichtbarkeit für die Sache der Bücher | |
herzustellen, bleiben die Buchmessen eigentlich unverzichtbar. Doch die | |
Bücher selbst, sie sind zum Glück nicht mit Sars-CoV-2 infiziert. | |
3 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Dirk Knipphals | |
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