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# taz.de -- Böllerverbot in Berlin: Der Knalleffekt bleibt aus
> Mit einem Großaufgebot konnte die Polizei Verbotszonen für Feuerwerk
> durchsetzen. Gewonnen ist damit nichts. Krieg gespielt wurde halt
> woanders.
Bild: Früher war mehr D-Böller: In Verbotszonen war in Berlin dieses Jahr ers…
Silvester, gegen 18 Uhr, ist es in der Weisestraße im Neuköllner
Schillerkiez kurz still. Bis ein von einem Balkon geworfener Polenböller
vor einem beleuchtetem Fenster mit Spitzengardinen explodiert. Rumms.
Zeitgleich tritt ein Vollhorst, äh Mann, vor die Haustür eines
Mehrfamilienhauses, zückt eine Schreckschusspistole und feuert in schneller
Abfolge Schüsse in die Luft. Pengpengpengpengpengpeng. Blitzschnell
verschwindet er wieder im Hauseingang. Riesenspaß.
Nicht nur das Herz der Oma, die mutmaßlich hinter den Spitzengardinen
wohnt, schlägt in diesen Sekunden wohl fast im selben Takt wie die Schüsse
– Adrenalinlevel normales Silvester in Neukölln halt. [1][Von
Böllerverbotszonen] und einer woanders gefühlten Mäßigung nach
Feinstaub-Shaming und neuem Umweltbewusstsein bei Privatfeuerwerk ist hier
ernüchternd wenig zu spüren.
Erstaunlich bleibt immerhin, dass die Böllerverbotszonen in Schöneberg Nord
und am Alexanderplatz [2][laut Polizei erfolgreich waren] und dort
tatsächlich keine ritualisierten Straßenschlachten stattgefunden haben.
Nur: Richtig was gewonnen ist damit nicht. Leute, die in der
Sicherheitszone böllern wollten, wurden von einer Übermacht Polizisten mit
echten Knarren und Brokdorf-Equipment weggeschickt – und haben dann halt
fünf Meter weiter [3][geil Krieg gespielt].
Bilder von Polizisten, die im Raketenhagel untergehen, und Übergriffe auf
Rettungskräfte gab es 2019 genauso wie in den Jahren zuvor. Die Feuerwehr
vermeldet mehr Brände als im Vorjahr. In der Neuköllner Sanderstraße sollen
ein paar Leute sogar versucht haben, die Fahrzeugkabine eines
Feuerwehrautos zu öffnen und mit Schreckschusspistolen reinzuballern.
Dass die Verbotszonen knallerfrei geblieben sind, zeigt also vor allem: Mit
ein paar Hundertschaften Polizei und unzähligen Absperrgittern lässt sich
ein kleiner Bereich halten – und alles andere wunderbar verdrängen. Die
Straßen Neuköllns jedenfalls bleiben bis auf Weiteres eine Verbotszone für
Menschen mit Überlebenswillen.
1 Jan 2020
## LINKS
[1] /Versuchslabor-Berlin-Schoeneberg/!5646811
[2] /Boellerverbotszonen-in-Berlin/!5653205
[3] https://twitter.com/SibylleBerg/status/1212307881397227521
## AUTOREN
Gareth Joswig
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