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# taz.de -- Böllerverbot in Berlin: Noch nicht der richtige Knaller
> Die Pyro-Verbotszonen blieben böllerfrei. Aber solange sich ein Verbot
> auf kleine Bereiche beschränkt, bleibt's wischiwaschi. Ein
> Wochenkommentar.
Bild: Der Funke für ein richtiges Böllerverbot ist noch nicht übergesprungen
Es gab unterschiedliche Meinungen zum Knallembargo im Steinmetzkiez nach
den dort in Schöneberg erstmals eingerichteten Böllerverbotszonen. Für
einige war es ohne Geböller kein richtiges Silvester, andere waren froh
darüber, dass es entspannt blieb und keinen Müll gab.
Über 500 Polizist:innen hat die [1][Schöneberger Verbotszone] um die
Pallasstraße und die [2][um den Alexanderplatz] – mit der Feiermeile am
Brandenburger Tor die dritte Böllerverbotszone in der Stadt – frei
gehalten. Sogar Wasserwerfer standen bereit. Aber auch wenn Polizei,
Feuerwehr und Innensenator Andreas Geisel (SPD) ein [3][positives Fazit
zogen] und dazu Abgeordnete der Linken und der CDU mehr Verbotszonen für
das nächste Jahr forderten, sind die doch eine [4][halbgare Maßnahme].
Denn die ritualisierten Krawalle gab es halt anderswo: In der Sanderstraße
sollen Unbekannte versucht haben, mit einer Schreckschusspistole in die
Fahrerkabine eines Feuerwehrautos zu schießen. Auch im restlichen
Nordneukölln und in Wedding war alles so irre wie immer. Selbst in der
sonst so bürgerlichen Kastanienallee gab es laut Polizeibericht nach einer
Schlägerei Flaschen- und Böllerwürfe auf Einsatzkräfte aus einer Gruppe von
150 Personen heraus.
Die Feuerwehr war mit über 600 Bränden sogar deutlich häufiger gefordert
als vergangenes Silvester – und dennoch froh über die Verbotszonen: Wenn es
in diesen Schutzzonen jetzt auch noch gebrannt hätte, wäre die Belastung
noch größer geworden, sagte Landesbrandmeister Karsten Homrighausen in der
„Abendschau“.
## Verbotszonen sind Wischiwaschi
Zum Böllern kann man eigentlich nur zwei Haltungen haben: Entweder man will
die bösen Geister des alten und neuen Jahres vertreiben und es ordentlich
krachen lassen – dann gehören Feinstaub und natürlich auch Kontrollverlust
für eine Nacht dazu. Oder man verbietet es gleich komplett oder in einem
deutlich größerem Areal – etwa innerhalb des S-Bahn-Rings. Ein Böllerverbot
auf Raten wie die Verbotszonen bleibt Wischiwaschi.
Natürlich könnte die Polizei nicht überall kontrollieren, aber mit einem
berlinweiten Verbot oder auch nur einer Prohibition im Innenstadtring wäre
zumindest ein Zeichen gesetzt. Denn ein großer Teil der Bevölkerung würde
sich wohl dran halten, wenn böllern illegal wäre – ebenso, wie Rauchverbote
in Restaurants mittlerweile akzeptiert sind, würde die Zustimmung mit der
Zeit zunehmen.
Deswegen läuft die Kritik des Polizeigewerkschafters Benjamin Jendro ins
Leere, der angesichts, natürlich, der personellen Ausstattung weitere
Verbotszonen für nicht durchsetzbar hält. Denn was gegen Umweltbelastung
und Wahnsinn in der Silvesternacht hilft, sind nicht mehr Verbotszonen,
sondern ein generelles Verbot – wenn man es denn will.
Aber seien wir ehrlich: Rational begründet finden fast alle Böllerei
scheiße, aber ein bisschen Spaß macht das Feuerwerk dann doch irgendwie.
Denn sobald man angesoffen mit einem Sektglas in der Hand auf einem Balkon
oder dem Kreuzberg steht und sich die Lichteffekte anschaut, ist bei allem
Feinstaub-Shaming das Feuerwerk vielleicht doch keine so schlechte Sache.
4 Jan 2020
## LINKS
[1] /Versuchslabor-Berlin-Schoeneberg/!5646811
[2] /Boellerverbotszonen-in-Berlin/!5653205
[3] /Boellerverbotszonen-in-Berlin/!5650009
[4] /Boellerverbot-in-Berlin/!5648958
## AUTOREN
Gareth Joswig
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