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# taz.de -- Petition zum Krefelder Zoo: Grenzen der Empathie
> Nach dem Tod von Menschenaffen im Krefelder Zoo in der Silvesternacht ist
> die Trauer groß. Dass sie eingesperrt waren, bekümmert dagegen nur
> wenige.
Bild: Große Trauer vor dem Krefelder Zoo
Deutschland und die Welt trauern. Auf Facebook, Twitter und vorm Krefelder
Zoo. In der Silvesternacht hat dort das Affenhaus gebrannt, mehr als 30
Tiere sind gestorben. Collagen in Schwarzweiß mit Bildern der verstorbenen
Orang-Utans, Gorillas und Schimpansen kursieren in den sozialen Netzwerken.
Hundert Leute sollen vor den Toren des Krefelder Zoos Trauerwacht gehalten
haben, Bilder zeigen ein Meer aus Kerzen und Blumenkränzen.
Die Polizei geht davon aus, dass eine Himmelslaterne die Brandursache
waren. Dabei handelt es sich um Leuchtkörper, die in Deutschland verboten
sind. Am Tag nach dem Unglück haben sich drei Personen, die solche Laternen
aufsteigen ließen, selbst bei der Polizei gemeldet. [1][Die Behörden
ermitteln].
Die NGO Rettet den Regenwald nimmt den Unfall nun zum Anlass für [2][eine
Petition], die privates Silvesterfeuerwerk verbieten lassen will. Das
produziere ohnehin nur Müll, und der Lärm sei für Tiere in Städten „der
Horror“. Über 25.000 Menschen haben in wenigen Tagen unterschrieben.
Himmelslaternen, die die Brandursache waren, sind jedoch in Deutschland
sowieso schon verboten. Darum sollte man den Unfall eher als Anstoß sehen,
ein anderes Problem zu thematisieren, so sehen es andere Tierschützer.
Nämlich dass die Menschenaffen im Krefelder Zoo überhaupt eingesperrt
waren.
Der Fokus bei der öffentlichen Trauer liegt vor allem auf den toten
Menschenaffen. Für sie scheinen sich die Menschen mehr zu interessieren als
für die Nagetiere und Vögel, die ebenfalls bei dem Brand getötet wurden.
Woran das liegt? Die DNA von Menschenaffen ist zu 98,4 Prozent
deckungsgleich mit der DNA des Menschen. Das zeigt sich zum Beispiel in
ihrer menschenähnlichen Mimik und ihrem Sozialverhalten. Sie sind uns
ähnlich, deshalb fühlen wir mit ihnen und sind besonders erschüttert über
ihren Tod.
Unsere Empathie für die Tiere geht jedoch nur so weit, dass wir es als
tragisch empfinden, wenn sie, wie in Krefeld, bei lebendigem Leibe
verbrennen. Nicht aber, wenn sie ihr Leben lang eingesperrt sind.
Tierschutzorganisationen klagen schon lange an, dass besonders
Menschenaffen unter ihren Lebensbedingungen in Zoos leiden. Sie verletzen
sich selbst, entwickeln Apathien, zwanghafte Bewegungsabfolgen und
Essstörungen.
Schon seit mehreren Monaten laufen dazu zwei Petitionen für den Schutz und
die Rechte von Menschenaffen. [3][„Menschenaffen raus aus Zoos!“], fordert
Peta. Steuergelder sollten statt für Zoos, in Zukunft für den Schutz der
natürlichen Lebensräume von Menschenaffen verwendet werden. Rettet den
Regenwald e. V. richtet [4][eine Petition] an die Unesco, in der sie
fordern, Menschenaffen zu einem „lebendigen Welterbe“ zu erklären. Der
Verein argumentiert, dass dadurch frei lebende Menschenaffen und ihre
Lebensräume besser geschützt und auch die Lebensbedingungen für die in
Gefangenschaft lebenden Tiere besser werden müssten.
Wenn das Leid von Menschenaffen so viel gesellschaftliche Anteilnahme und
Trauer erzeugt, wie der Unfall in Krefeld suggeriert, dann sollte auch
darüber nachgedacht werden, inwiefern es moralisch vertretbar ist, diese
Tiere überhaupt in Gefangenschaft zu halten.
3 Jan 2020
## LINKS
[1] /Nach-dem-Affenhausbrand-in-Krefeld/!5648923
[2] https://www.regenwald.org/petitionen/1166/bitte-unterschreiben-feiern-ohne-…
[3] https://www.peta.de/Menschenaffen
[4] https://www.regenwald.org/petitionen/1033/unesco-soll-menschenaffen-zum-leb…
## AUTOREN
Hellen Vogel
## TAGS
Menschenaffen
Zoo
Brand
Silvester
Geht's noch?
Affen
Böller
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