| # taz.de -- Bessere Haltung von Schwein und Rind: Zulage für Tierwohl ist mach… | |
| > Eine Abgabe für bessere Haltungsbedingungen wäre rechtlich möglich, sagt | |
| > eine Studie. Erreicht werden könnte dies durch eine höhere | |
| > Mehrwertsteuer. | |
| Bild: Upgrade im Schweinestall: Eine Tierwohl-Zulage könnte dies ermöglichen | |
| Berlin taz | Mit einer Abgabe könnte der Fleischkonsum in Deutschland | |
| verteuert werden, um mit den Einnahmen die Tierhaltung in den Ställen zu | |
| verbessern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des | |
| Bundeslandwirtschaftsministeriums. Damit könnte ein Startschuss für den | |
| Umbau der Tierhaltung gefallen sein. Das mahnt zumindest der frühere | |
| Landwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU) an. Die nach ihm benannte | |
| Kommission hat Wege zu mehr Tierwohl ausgearbeitet. „Noch haben wir die | |
| Chance, die Umstellung der Nutztierhaltung selbst zu gestalten“, warnt | |
| Borchert. | |
| Die Borchert-Kommission hat eine Tierwohlabgabe ins Gespräch gebracht. 40 | |
| Cent mehr pro Kilogramm Fleisch sollen die Verbraucher im Supermarkt | |
| bezahlen. Bei Käse wären es 15 Cent, bei Butter 2 Cent. Mit den Einnahmen | |
| soll der Bund die Investitionen der Bauern in bessere Ställe und eine | |
| Prämie für mehr Tierwohl finanzieren. Zugleich wollen die Experten ein | |
| Label einführen, an dem Kunden den Grad des Tierwohls erkennen können. | |
| Verbessern [1][Landwirte] die Haltungsbedingungen für Geflügel, Schweine | |
| oder Rinder, kostet sie das viel Geld. Ihre Erzeugnisse müssten teurer | |
| werden. Gegen Billigangebote aus dem In- und Ausland hätten hiesige | |
| Erzeuger kaum eine Chance. „Wir kommen nicht um politische Instrumente | |
| herum“, sagt Martin Scheele, der die Studie mit verfasst hat. | |
| Eine rechtssichere Lösung ist nicht ganz einfach. Denn der europäische | |
| Binnenmarkt setzt nationalen Alleingängen Grenzen. So ist eine reine | |
| Verteuerung des Fleisches zur Förderung heimischer Landwirte beim Einkauf | |
| wohl vom Tisch. Es ist nicht zulässig, Angebote aus dem Ausland mit einer | |
| Abgabe zu belegen, die anschließend nur den deutschen Landwirten | |
| zugutekommt. | |
| ## Klöckner für parteiübergreifenden Konsens | |
| Stattdessen weist die Studie drei Möglichkeiten zur Finanzierung besserer | |
| Haltungsbedingungen aus. Am leichtesten erscheint die Einführung einer | |
| Ergänzungsabgabe auf die Einkommensteuer, also einer Zulage für Huhn, | |
| [2][Schwein] und Rind. Rechtlich wäre dies problemlos. Allerdings erkennen | |
| die Autoren darin keine Lenkungswirkung für das Verbraucherverhalten. An | |
| der Kasse im Supermarkt würde sich nichts ändern. | |
| Beeinflusst würde das Verbraucherverhalten von einer Anhebung des | |
| Mehrwertsteuersatzes für tierische Produkte von derzeit 7 auf 19 Prozent | |
| oder aller Lebensmittel auf 10 Prozent. Auch eine reine Tierwohlabgabe pro | |
| Kilogramm hätte eine Steuerungswirkung. Beide Varianten müssten jedoch in | |
| Einklang mit dem EU-Recht gebracht werden. Das halten die Juristen für | |
| möglich, wenn die Zweckbindung der Einnahmen entfällt. | |
| „Für mich geht es nicht um das Ob, wir reden über das Wie“, sagt | |
| [3][Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner]. Sie will einen | |
| parteiübergreifenden Konsens für den Systemumbau erreichen. Für ein Gesetz | |
| noch in dieser Wahlperiode ist die Zeit auch sehr knapp. Ende Juni beendet | |
| der Bundestag seine Arbeit praktisch. | |
| 3 Mar 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Wolfgang Mulke | |
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