# taz.de -- Berliner Antifa-Punk in Tel Aviv: „Make Racists Afraid Again“ | |
> ZSK ist eine grandiose Liveband. Nun hat die Berliner Punkband erstmals | |
> in Israel gespielt – und wurde laut gefeiert. | |
Bild: Klare Botschaft | |
Donnnerstagabend im Süden von Tel Aviv. Vor der Tür des Levontin 7 stehen | |
Lilach und ihr Freund Moti. Lilach trägt eine Deutschlandfahne auf ihrer | |
Jacke. Lailach und Moti sind Fans von deutschem Punk. Moti hat einen | |
erweiterten Punkbegriff: Er steht auch auf Extrabreit, BAP und Wolfgang | |
Ambros. Die beiden sind aus dem Norden von Israel angereist und nicht | |
repräsentativ für die Tel Aviver Crowd. Die sehen großstädtischer aus. Ein | |
Mädchen trägt ein ZSK-Shirt, auf dessen Rücken steht: „Warum schenkt ihr | |
mir kein Bier?“ | |
Moti zaubert die Toten Hosen auf seinem Smartphone her: „Einen großen Nazi | |
hat sie / Einen kleinen Nazi hat sie / Hat den großen und den kleinen Nazi | |
gern / Sagt zum großen Nazi Schatzi / Sagt zum kleinen Nazi Schatzi / Und | |
verachtet in der Stadt die feinen Herrn.“ | |
Der Text wurde 1928 von Fritz Grünbaum geschrieben, der sich getäuscht hat, | |
wenn er gedacht haben sollte, zwischen Nazibräuten und feinen Herrn tue | |
sich ein natürlicher Graben auf. Das war schon 1928 fatal zu glauben, und | |
es stimmt auch heute nicht. Einige Jahre später ermordeten die Nazis | |
Grünbaum in einem ihrer KZs. | |
Unten, auf der Bühne im Keller des Levontin 7 erzählt Sänger Joshi auf | |
Englisch, dass es ZSK jetzt schon zwanzig Jahre gebe. So lang habe es auch | |
gedauert, bis sie es nach Israel geschafft hätten. Auf ihrer letzten Tour | |
hatten sie die israelische Hardcoreband Helem dabei, die ZSK nun ihrerseits | |
nach Tel Aviv geladen haben. Noch nie, sagt Joshi, seien sie so weit zu | |
einem Konzert unterwegs gewesen. | |
Die Crowd pogt wie wild, stagedivet, und irgendwann erklärt Joshi, jetzt | |
würde er gern ein Bier an der Bar trinken. Die Leute tragen ihn über ihre | |
Köpfe hin. Dort ext er ein Bier, dann wird er wieder zurückgetragen. Es ist | |
ein großer Spaß. Drummer Matthias lächelt immer wieder versonnen vor sich | |
hin, während er auf seine Schießbude einhämmert. | |
## Atifaschistische deutsch-israelische Punkfreundschaft | |
ZSK sind eine grandiose Liveband und sie haben ein Händchen für Songs mit | |
Hitpotenzial. Mitsingen können aber meist nur die zehn Deutschen vor der | |
Bühne: „Wir verzichten gern auf Lichterketten / Auf Gerede, was niemandem | |
hilft / Denn ihr wisst ganz genau, was hier passiert / Es hat euch trotzdem | |
noch nie interessiert.“ | |
Aber ZSK scheuen auch nicht davor zurück, Demoslogans zu vertonen, die | |
überall verstanden werden. Bei „Alerta Antifascista“, was die Tel Aviver | |
Punks von Anfang an in den Pausen zwischen den Stücken angestimmt haben, | |
wobei sie ihre Antifa-Flaggen in die Höhe reckten, singt der ganze Club | |
mit. Die Tel Aviver kennen auch das letzte Album von ZSK schon, „Hallo | |
Hoffnung“ von 2018. Sie drehen durch, als die Band „Make Racists Afraid | |
Again“ zum Besten gibt. Auf und vor der Bühne sind sich alle einig, als | |
Joshi gegen die „right wing assholes“ wettert, die sich auf der Welt | |
breitmachten. | |
Am Ende holen ZSK ihre Kollegen von Helem auf die Bühne. Die letzte Zugabe | |
ist „Blitzkrieg Bop“ von den Ramones. Ein angemessenes Stück, um die | |
antifaschistische deutsch-israelische Punkfreundschaft zu besiegeln. | |
23 Jun 2019 | |
## AUTOREN | |
Ulrich Gutmair | |
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