# taz.de -- Ausschreitungen in Chemnitz: Auch Juden angegriffen | |
> Ein Klassikkonzert, Protest und Gegenprotest prägten den Freitag in | |
> Chemnitz. Die Generalstaatsanwaltschaft in Dresden widerspricht indes dem | |
> Verfassungsschutz. | |
Bild: Ziel des Angriffs vom 27. August: das jüdische Restaurant „Schalom“ … | |
CHEMNITZ epd/afp | Erneut sind am Freitagabend in Chemnitz Veranstaltungen | |
und Demonstrationen abgehalten worden. Die teilweise rechtsextreme | |
[1][Organisation „Pro Chemnitz“] mobilisierte unter dem Motto „Sicherheit | |
für Chemnitz“ rund 2.350 Anhänger, wie die Polizei mitteilte. Sie zogen mit | |
ihrer Kundgebung wieder zum Karl-Marx-Monument in der Innenstadt. „Pro | |
Chemnitz“ hatte seit Ende August mehrfach gegen die Flüchtlingspolitik | |
protestiert. Dabei waren auch ausländisch aussehende Menschen und | |
Journalisten [2][angegriffen worden]. | |
Unter dem Motto „Wir bleiben – antifaschistisch aktiv!“ demonstrierten na… | |
Polizeiangaben rund 1.000 Menschen gegen den rechten Aufzug. Das | |
bundesweite Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“ sowie die Initiative | |
„Chemnitz Nazifrei“ hatten dazu aufgerufen und erklärt, es sei | |
unerträglich, dass Stadt und Polizei die rechtsgerichtete Demonstration | |
erneut genehmigt hätten. | |
„Von dieser Gruppe geht eine Gefahr für Leib und Leben von allen aus, die | |
im Fokus der rassistischen Hetze stehen“, sagte Gabriele Engelhardt von der | |
Chemnitzer Regionalgruppe des Bündnisses. „Pro Chemnitz“, AfD und dem | |
fremdenfeindlichen Dresdner „Pegida“-Bündnis gehe es nicht um den getötet… | |
Daniel H., „sondern um den Aufbau einer faschistischen Massenbewegung“, | |
erklärten die Veranstalter. | |
Parallel dazu haben nach Veranstalterangaben rund 5.000 Zuhörer mit einem | |
Klassikkonzert auf dem Chemnitzer Theatervorplatz ein Zeichen gegen Hass | |
und Intoleranz gesetzt. Das Open-Air-Konzert war von den Chemnitzer | |
Theatern in Reaktion auf die Ausschreitungen der vergangenen Tage | |
organisiert worden. Es stand unter dem Motto „Gemeinsam stärker – Kultur | |
für Offenheit und Vielfalt“. Mit der Aufführung von Ludwig van Beethovens | |
neunter Symphonie wollten die Veranstalter nach eigenen Angaben „den | |
Tendenzen zu Fremdenfeindlichkeit, Hetze und Gewalt konsequent | |
entgegentreten“. | |
Am Freitagabend waren in Chemnitz insgesamt 1.300 Sicherheitskräfte im | |
Einsatz. Unterstützt wurden die sächsischen Beamten von Kollegen aus | |
Thüringen, Berlin, Bayern, Hessen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und | |
der Bundespolizei. Die Demonstrationen und Kundgebungen seien störungsfrei | |
verlaufen, erklärte die Polizei. Es habe allerdings sechs Anzeigen wegen | |
Verstößen gegen das Versammlungsgesetz wie etwa das Vermummungsverbot oder | |
das Mitbringen verbotener Gegenstände gegeben. | |
## Koscheres Restaurant angegriffen | |
Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen in Chemnitz vor zwei Wochen ist | |
einem Zeitungsbericht zufolge auch ein jüdisches Restaurant von Neonazis | |
angegriffen worden. [3][Wie die Welt am Sonntag berichtet], könnte es sich | |
um einer der schlimmsten antisemitischen Attacken der vergangenen Jahre | |
handeln. Demnach soll am Abend des 27. August das koschere Restaurant | |
„Schalom“ gegen 21.40 Uhr von etwa einem Dutzend Neonazis angegriffen | |
worden sein. | |
Die vermummten, in schwarz gekleideten Täter riefen dem Zeitungsbericht | |
zufolge „Hau ab aus Deutschland, Du Judensau“ und bewarfen das Lokal mit | |
Steinen, Flaschen und einem abgesägten Stahlrohr. Der Eigentümer Uwe | |
Dziuballa sei während des Angriffs von einem Stein an der rechten Schulter | |
verletzt worden, eine Fensterscheibe sei zu Bruch gegangen und die Fassade | |
beschädigt worden. | |
Das sächsische Landeskriminalamt habe gegenüber der Zeitung eine | |
entsprechende Anzeige des Wirts bestätigt, heißt es in dem Bericht. Der | |
sächsische Staatsschutz und das polizeiliche Terrorismus- und Extremismus- | |
Abwehrzentrum seien mit dem Fall befasst. Die Ermittlungen dauerten | |
allerdings noch an. | |
Der Beauftragte gegen Antisemitismus der Bundesregierung, Felix Klein, | |
zeigte sich angesichts des Angriffs auf das jüdische Restaurant in Chemnitz | |
besorgt. „Sollten die Berichte zutreffen, haben wir es mit dem Überfall auf | |
das jüdische Restaurant in Chemnitz mit einer neuen Qualität | |
antisemitischer Straftaten zu tun. Hier werden die schlimmsten Erinnerungen | |
an die dreißiger Jahre wachgerufen“, sagte Klein der Zeitung. Er forderte | |
die sächsische Polizei und Staatsanwaltschaft auf, nun unverzüglich und | |
umfassend zu ermitteln und mit aller Härte gegen die mutmaßlichen Täter | |
vorzugehen. | |
## Generalstaatsanwaltschaft widerspricht Maaßen | |
In der [4][Diskussion um ein Video aus Chemnitz] hat die | |
Generalstaatsanwaltschaft in Dresden Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg | |
Maaßen widersprochen. Es gebe keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass das Video | |
ein Fake sein könne, sagte Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein. Daher werde es | |
für Ermittlungen genutzt. Maaßen hatte zuvor die Echtheit des Films | |
bezweifelt. Das Video zeigt, wie Menschen aus einer rechten Demonstration | |
heraus auf einen Migranten losgehen. | |
Maaßen hatte am Freitag im Zusammenhang mit den Übergriffen rechter und | |
rechtsextremer Demonstranten außerdem davon gesprochen, dass dem | |
Verfassungsschutz „keine belastbaren Informationen“ darüber vorlägen, dass | |
es in Chemnitz „Hetzjagden“ gegeben habe. Es gebe vielmehr „gute Gründe�… | |
dafür, dass es sich um eine „gezielte Falschinformation“ handele“. | |
8 Sep 2018 | |
## LINKS | |
[1] /!5532417 | |
[2] /!5532080 | |
[3] https://www.welt.de/politik/deutschland/article181463300/Am-27-August-Attac… | |
[4] /Faktenlage-nach-Maassens-Behauptung/!5531208/ | |
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