# taz.de -- Rechte Szene in Chemnitz: Sie wollen den Volksaufstand | |
> Die Rechten haben in Chemnitz noch lange nicht genug: Auch am Donnerstag | |
> und Samstag wird protestiert. Die lokale Szene ist gut vernetzt. | |
Bild: Die rechtsextreme Demonstration am Montagabend in Chemnitz | |
Es ist eine unschöne Mischung: Seit vergangenem Sonntag greifen in Chemnitz | |
rechtsextremen Hooliganverbindungen, rechtspopulistische Vereine und | |
neurechte Netzwerke ineinander. [1][In den kommenden Tagen planen sie | |
weitere Aktionen in der sächsischen Stadt]. | |
Eine zentrale Bedeutung hat dabei die Bürgerbewegung [2][Pro Chemnitz um | |
Martin Kohlmann]. Die Bewegung des ehemaligen stellvertretender | |
Bundesvorsitzender der Republikaner sitzt seit 2014 im Rat der drittgrößten | |
Stadt des Freistaates. Pro Chemnitz veranstaltete die Demonstration am | |
Montag, bei der es zu gewalttätigen Ausschreitungen von Rechtsextremen kam. | |
Für den heutigen Donnerstag, zum Besuch des sächsischen Ministerpräsidenten | |
Michael Kretschmer, hat Pro Chemnitz erneut eine Kundgebung angemeldet. Und | |
auch am Samstag will die selbsternannte Bürgerbewegung demonstrieren. | |
„Pro Chemnitz ist als politische Kraft in der Stadt etabliert“, sagt | |
Kerstin Köditz, Landtagsabgeordne der Linken in Sachsen. Treibende Kraft | |
sei die Person Martin Kohlmann: Seit Jahren bemühe sich der Rechtsanwalt, | |
die extreme Rechte in dem Bundesland „zu bündeln“. Pro Chemnitz decke ein | |
Spektrum von Rechtsextremen über rechten Hooligans bis zur Mitte der | |
Gesellschaft ab, so Köditz. | |
Drei Sitze hat die Fraktion seit der letzten Wahl im Chemnitzer Stadtrat. | |
Ihr Dauerthema: die Asylpolitik. Kohlmann selbst, der auch mal bei der | |
rechtskonservativen Kleinpartei Deutsche Soziale Union war, sitzt bereits | |
seit 1999 im Stadtrat. In der rechtsextremen Szene sei er ein beliebter | |
Anwalt, sagt Köditz. Der Rechtsanwalt, Alter Herr der Burschenschaft | |
Arminia zu Leipzig, wirkte als einer der Verteidiger im Prozess gegen die | |
rechtsextreme Terrorgruppe Freital. Aus dem Unterstützungsumfeld der | |
Terrorgruppen kamen am vergangenen Montag auch eine Rednerin der „Pro | |
Chemnitz“-Kundgebung. | |
Enge Verbindungen hält „Pro Chemnitz“ aber nicht bloß zur klassischen | |
rechtsextremen Szene. Auf dem Internetportal Sezession des [3][neurechten | |
Verlegers Götz Kubitschek] wird breit auf Kohlmanns Einschätzungen | |
zurückgegriffen. Kubitschek, der auch das Institut für Staatspolitik führt, | |
gibt ausführlich Kohlmanns Bewertung der Montagskundgebung wieder: „Die | |
Demo war die größte in Chemnitz seit 1989. Wir hoffen, dass jetzt genau die | |
Stunde schlägt, die historische Umbruchstimmung einsetzt. Diese kann nur | |
von Sachsen ausgehen.“ | |
Nach Chemnitz hat das neurechte Netzwerk schon lange beste Verbindungen. | |
Der von Kubitschek mit angestoßene Crowdfunding-Verein Ein Prozent für | |
unser Land unterstützte schon 2016 den Protest in dem Chemnitzer Stadtteil | |
Einsiedel gegen eine Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende. Der Verein | |
gibt selbst an, Beziehungen in die Stadt zu haben. | |
„Seit Montag ist offensichtlich, dass die Wege zwischen rechten Hooligans, | |
organisierten Rechtsextremen und rassistisch motivierten Wutbürgern äußert | |
kurz sind“, sagt David Begrich, Rechtsextremismusexperte des Magdeburger | |
Vereins Miteinander und Kenner der Szene. „Das Geschehen am Montagabend war | |
eine spektrenübergreifende Machtdemonstration verschiedener rechter und | |
rechtsextremer Akteure“, sagt Begrich. | |
Über alt- und neurechte Netzwerke werden mittlerweile die geplanten | |
Aktionen von Pro Chemnitz, Pegida und AfD massiv beworden. „Die Mischszene | |
von Rechtsextremen bis Wutbürgern wird versuchen, die Mobilisierung | |
mindestens bis zum Wochenende aufrecht zu erhalten“, schätzt Begrich ein. | |
Sie seien in einen „Erfolgrausch“. Auf ihren Portalen hoffen sie nun auf | |
den langersehnten „patriotischen Volksaufstand“. | |
30 Aug 2018 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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