# taz.de -- Ausgleich im Stromnetz: Mehr Gerechtigkeit für Stromkunden | |
> Wer in Regionen mit viel Windstrom und Photovoltaik wohnt, zahlt höhere | |
> Netzentgelte. Das will die Bundesnetzagentur nun mit einer Umlage | |
> ausgleichen. | |
Bild: Drebkau, Lausitz, Brandenburg: Strommasten und Windräder | |
BERLIN taz | Die Bundesnetzagentur (BNetzA) will die Netzentgelte, die | |
Kunden mit ihrer Stromrechnung bezahlen, bundesweit ein wenig angleichen. | |
Die [1][Behörde konkretisierte am Freitag einen entsprechenden Plan], | |
dessen Grundzüge [2][BNetzA-Präsident Klaus Müller bereits im Sommer | |
verkündet hatte]. | |
Hintergrund des Vorstoßes ist die Tatsache, dass heute stets jene | |
Stromkunden, in deren Netzgebiet der Strom aus erneuerbaren Energien | |
erzeugt wird, die dafür nötigen Ausbaukosten im Verteilnetz tragen. Daraus | |
ergeben sich bundesweit erhebliche Unterschiede. | |
Laut dem jüngsten Monitoringbericht der BNetzA liegt das niedrigste Entgelt | |
eines Netzbetreibers derzeit für Haushaltskunden bei knapp 5 Cent je | |
Kilowattstunde, das höchste bei mehr als 32 Cent. Das durchschnittliche | |
Netzentgelt beträgt 9,35 Cent und macht damit rund 30 Prozent der | |
Stromrechnung aus. | |
Die BNetzA plant nun laut ihrem vorgelegten Eckpunktepapier eine Umlage für | |
alle Kunden, mit der die Netzentgelte in den besonders stark vom Ausbau der | |
erneuerbaren Energien betroffenen Regionen reduziert werden sollen. Diese | |
Umlage würde sich zum heutigen Stand auf 0,24 Cent je verbrauchter | |
Kilowattstunde belaufen und die durchschnittliche Stromrechnung aller | |
Haushalte um gut acht Euro im Jahr erhöhen. | |
## Manche Kunden werden belastet, andere entlastet | |
Dafür sollen im Gegenzug jene Kunden, deren Region aufgrund von Windkraft | |
und Photovoltaik stark von den Kosten des Verteilnetzausbaus betroffen ist, | |
um bis zu 3,34 Cent je Kilowattstunde entlastet werden. Das wären für einen | |
Durchschnittshaushalt fast 120 Euro im Jahr. Völlig angeglichen werden die | |
Netzentgelte damit aber nicht, denn die Kosten des örtlichen Netzes hängen | |
auch stark von der jeweiligen Siedlungsstruktur ab. | |
Im ersten Schritt des neuen Umlageverfahrens soll ermittelt werden, ob ein | |
Netzbetreiber von einer besonderen Kostenbelastung betroffen ist, die aus | |
dem Ausbau der Erneuerbaren resultiert. Hierzu schlägt die | |
Bundesnetzagentur eine Erneuerbare-Energien-Kennzahl vor, die aus dem | |
Verhältnis der installierten Erneuerbaren-Leistung und der Jahreshöchstlast | |
im Netz errechnet wird. Diese Kennzahl spiegle „näherungsweise die | |
zusätzliche Netzbelastung aufgrund der Einspeisung“ wider, so die | |
Regulierungsbehörde. | |
Überschreitet die Kennzahl eines Netzbetreibers einen definierten | |
Schwellenwert, kann dieser eine zu errechnende Mehrbelastung bundesweit | |
umlegen. Das würde – basierend auf den Zahlen von 2023 – rund 10,5 | |
Millionen Netznutzer in 17 Versorgungsgebieten entlasten. | |
Es sollen dabei 608 Millionen Euro jährlich umgeschichtet werden. Entlastet | |
werden laut BNetzA vor allem Netzbetreiber in Brandenburg (217 Millionen | |
Euro), Schleswig-Holstein (184 Millionen), Sachsen-Anhalt (88 Millionen), | |
Mecklenburg-Vorpommern (44 Millionen), Bayern (40 Millionen) und | |
Niedersachsen (26 Millionen). | |
Die Bundesnetzagentur plant einen entsprechenden Erlass für das dritte | |
Quartal 2024, so dass die neue Umlage für alle und die regionalen | |
Entlastungen frühestens zum 1. Januar 2025 in Kraft treten können. | |
1 Dec 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2023/2023… | |
[2] /Reform-von-Netzentgelten/!5949982 | |
## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
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