# taz.de -- Arbeitsmigration nach Deutschland: Improvisiert euch | |
> Mehr Einwanderung allein kann den Personalmangel in Deutschland nicht | |
> lösen. Die Gesellschaft muss sich damit abfinden und flexibler werden. | |
Bild: Wir brauchen mehr Flexibilität: Paketzusteller:innen werden vielleicht n… | |
Schon verrückt, welches Wackelbild sich ergibt, wenn man den Bundestag über | |
Migrant:innen debattieren hört. Da gibt es den „schlechten“ Ausländer | |
aus Nicht-EU-Staaten, der nur „in das Sozialsystem“ einwandern will, ein | |
Schreckgespenst der Union, das es unbedingt abzuwehren gilt. Während der | |
oder die „gute“ Ausländer:in hochwillkommen ist, wenn sie im Pflegeheim | |
Windeln wechselt, auf dem Bau mitanpackt oder IT-Systeme wieder auf | |
Vordermann bringt. | |
Das [1][geplante neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz], das die Hürden für | |
die Arbeitsmigration aus Drittstaaten absenkt, wird, und das weiß die | |
Union, keineswegs dafür sorgen, dass über diese Schiene mehr Leute „in das | |
Sozialsystem“ einwandern. Dazu sind die Anforderungen, auch für die | |
sogenannte Chancenkarte mit dem Punktesystem, zu hoch, und darüber erwirbt | |
man auch keine Sozialstaatsansprüche. | |
Mit der Debatte über das Asylrecht hat das Fachkräfteeinwanderungsgesetz | |
wenig zu tun. Wohl aber mit der Sorge um den demografiebedingten | |
Personalmangel, der Deutschland auf eine Weise verändern könnte, die wir | |
uns noch nicht vorstellen mögen. Die Arbeitsmigration aus Drittstaaten | |
allein kann dieses Problem nicht lösen. | |
Wir müssen uns in Zukunft [2][mit Arbeitskräftemangel abfinden und werden] | |
uns in eine Gesellschaft mit viel Improvisation verwandeln, in der alte | |
Maßstäbe von „Qualifikation“ nichts mehr nützen. Schon jetzt arbeiten in | |
einigen Schulen zunehmend Quereinsteiger:innen; in Kitas halten auch | |
Helfer:innen den Laden am Laufen, in der Pflege setzt man zunehmend auf | |
Assistenzkräfte. | |
In Japan arbeiten 80-Jährige, und auch in Deutschland wird es womöglich in | |
Zukunft 70-jährige Elektriker geben, die sich in Teilzeit etwas zur Rente | |
dazuverdienen, und 68-jährige Ruheständlerinnen, die gegen Bezahlung einmal | |
am Tag bei der hochaltrigen Nachbarin vorbeischauen. Kellner:innen und | |
Paketzusteller:innen werden nicht fließend Deutsch sprechen. Wir | |
brauchen mehr Flexibilität. Es bleibt uns gar nichts anderes übrig. | |
28 Apr 2023 | |
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## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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