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# taz.de -- Antisemitismus bei Extinction Rebellion: Klimaaktivismus auf Abwegen
> Der Mitbegründer von Extinction Rebellion Roger Hallam verharmloste den
> Holocaust. Die Bewegung distanziert sich, dennoch bleiben viele Fragen
> offen.
Bild: Roger Hallam sorgt auch intern bei Extinction Rebellion für Diskussionen
Roger Hallam, Mitbegründer der Klimabewegung Extinction Rebellion, erklärte
im Gespräch [1][mit der Zeit], die deutsche Haltung zum Holocaust sei
schädlich. Während des Interviews relativiert Hallam den Holocaust
wiederholt, an einer Stelle spricht er von einem „weiteren Scheiß in der
Menschheitsgeschichte“.
Extinction Rebellion Deutschland hat sich bereits von Hallams Aussagen
distanziert. „Er verstößt damit gegen die Prinzipien von XR, die
Antisemitismus nicht dulden, und ist bei XR Germany nicht mehr
willkommen“, erklärte die Organisation über Twitter.
Weitere deutsche Ortsverbände haben die Aussage ebenfalls kritisiert, etwa
die in Berlin und Köln. Und der Ullstein Verlag hat die Veröffentlichung
von Hallams Buch, das Ende November erscheinen sollte, [2][mittlerweile
zurückgezogen].
Das ist gut, hinterlässt aber neben einem bitteren Nachgeschmack auch
einige Fragen. Erstens: Möchte man eine Strategie des zivilen Ungehorsams
mittragen, die von einem Antisemiten, Sexisten und Rassisten maßgeblich
mitgestaltet wurde?
Zweitens: Macht XR es sich nicht zu leicht, wenn es Hallam kritisiert und
sich nebenbei selbst läutert? Müsste auf die Kritik an Hallam nicht auch
eine kritische Selbstreflexion folgen? Immerhin fielen die Aktivist*innen
schon öfter unangenehm auf.
Etwa als sie im Oktober in London während der Rushhour [3][eine U-Bahn
blockierten], obwohl Arbeiter*innen am wenigsten für die Klimakrise
verantwortlich gemacht werden können. Oder als sie bei einer Blockade in
Berlin unsolidarisch der Polizei zujubelten, obwohl ausgerechnet die
Schwarze Bevölkerung, die die Folgen der Klimakrise am stärksten spürt,
auch am stärksten von Polizeigewalt betroffen ist.
Klimaaktivismus muss auch antikolonial und rassismuskritisch sein,
Klassismus reflektieren und Solidarität zeigen. Sonst bleibt er
[4][Aktivismus von Weißen für Weiße] – mit Nachhaltigkeit hat das dann aber
[5][nichts mehr zu tun].
Die größte Frage also bleibt: Wie geht es weiter mit XR? Es ist gut, dass
sich die Aktivist*innen von Hallams Aussagen distanziert haben, aber es ist
eben auch das Mindeste, was sie tun mussten. Wenn eine Bewegung wegen eines
Bekenntnisses zum Antifaschismus auffällt, sagt das vielleicht am meisten
über sie selbst.
Korrektur: In einer früheren Version dieses Beitrages hieß es im Teaser,
Hallam hätte den Holocaust geleugnet. Richtig muss jedoch lauten: Hallam
verharmloste den Holocaust. Wir bitten diesen redaktionellen Fehler zu
entschuldigen.
20 Nov 2019
## LINKS
[1] https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-11/roger-hallam-extinction-rebellion-mi…
[2] https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-11/roger-hallam-xr-mitbegruender-extinc…
[3] /Extinction-Rebellion-blockiert-U-Bahn/!5634584
[4] /Repraesentation-bei-Extinction-Rebellion/!5628587
[5] /Kolonialismus-und-Klimakrise/!5638661
## AUTOREN
Simon Sales Prado
## TAGS
Extinction Rebellion
Antisemitismus
Umweltschutz
Extinction Rebellion
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Schwerpunkt Rassismus
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Polizei Berlin
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