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# taz.de -- Antisemitismus bei Extinction Rebellion: Hallam nun mit Gaskammerve…
> Der Extinction-Rebellion-Mitgründer entschuldigt sich für Aussagen zum
> Holocaust. In einem „Spiegel“-Interview irritiert er aber erneut.
Bild: Die rote Brigade von Extinction Rebellion protestiert in London gegen den…
Berlin taz | Roger Hallam, Mitgründer der Klimabewegung Extinction
Rebellion (XR), irritiert immer mehr mit Aussagen zur Judenvernichtung.
Nachdem er sich am Donnerstag für seine Aussagen zum Holocaust entschuldigt
hatte, erschien ein neues [1][Interview mit ihm im Spiegel]. Darin sagt er,
der Klimawandel sei nur das „Rohr, durch das Gas in die Gaskammer fließt.
Es ist nur der Mechanismus, durch den eine Generation eine andere tötet.“
Kurz zuvor hatte er sich für seine Aussagen zum Holocaust entschuldigt. „Es
tut mir sehr leid, welche Wörter ich benutzt habe“, [2][schrieb der
53-Jährige auf Facebook]. „Und ich möchte mich für den Schmerz und die
Beleidigung entschuldigen, die sie verursacht haben.“ In einem
[3][Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit] hatte Hallam den Holocaust
als „fast normales Ereignis“ bezeichnet, das für ihn „nur ein weiterer
Scheiß (just another fuckery) in der Menschheitsgeschichte“ sei.
Mit seiner Aussage, schreibt er weiter auf Facebook, wolle er nicht den
Holocaust relativieren, sondern die „unvorstellbare Tragödie dessen
vermitteln, was heute wegen des Klimawandels und des ökologischen
Zusammenbruchs auf der ganzen Welt geschieht“. Nach dem Holocaust hätten
sich in Europa alle „nie wieder“ geschworen, nun werde aber nichts dagegen
getan, dass „ganze Regionen zu Todeszonen werden“.
Zu Teilen seiner Aussage steht Hallam aber weiter. Er finde nicht, dass
„ich mich entschuldigen muss für die Aufmerksamkeit, die ich auf den
Genozid gelenkt habe, der gerade passiert. Wir müssen aus der Vergangenheit
lernen.“ Im Interview sei er vom Thema Klimawandel abgewichen in eine
„unnötige Debatte“ hinsichtlich der Frage, wie man den Holocaust im
Verhältnis zu anderen Genoziden einordnen müsse.
„Holocaust-Vergleiche No-Go“
Der britische Ableger von XR ging auf die Entschuldigung Hallams bislang
nicht ein. Zu seinen Holocaust-Vergleichen schrieb XR UK auf Facebook, dass
jeder, der sich für seine Argumentation auf den Holocaust berufe, sich
daran erinnern sollte, dass er die Überlebenden verletzt. „Niemand sollte
leichtfertig über das Trauma der jüdischen Bevölkerung sprechen“, heißt es
auf Facebook weiter. Jüdische Mitglieder bei XR seien ein wichtiger Teil
der Klimabewegung.
Aus Israel bringt man Hallam bislang Verständnis entgegen. „Selbst wenn
einer unserer Rebellen eine unsensible Aussage macht, sind Verständnis und
Mitgefühl wichtig“, sagte ein Sprecher von XR Israel der taz. Die Aussagen
Hallams seien unsensibel gewesen gegenüber den Menschen, die Opfer der
Vernichtung der Juden durch die Nazis waren. „Es gibt keine Notwendigkeit,
Leid zu vergleichen.“ Zweifellos sei der Klimawandel eine „schreckliche
Tragödie, die dem Ökosystem und der Menschheit den Tod bringen wird“, sagte
der Sprecher.
Um eine Entschuldigung und Erklärung von Hallam einzufordern, führte der
deutsche Ableger von XR am Donnerstag eine Telefonkonferenz mit ihm. „Er
hat sich auch bei uns entschuldigt“, sagt Tino Pfaff, Teil des deutschen
Presseteams von XR. „Seine Motivation ist aufrichtig, auf die dringliche
Problematik des Klimawandels aufmerksam zu machen.“ Seine Äußerungen im
Zeit-Interview könnten antisemitisch verstanden werden, aber er sei kein
Antisemit.
„Aber auch nach seiner Entschuldigung sind Holocaust-Vergleiche ein
absolutes No-Go, die wir nach wie vor verurteilen und von denen wir uns
vehement distanzieren.“ Laut Pfaff versuchten er und Kollegen Hallam
während der Konferenz klarzumachen, was seine Aussagen für die deutsche
Gesellschaft bedeuten: „Rechte Parteien wie die AfD werden hierzulande
stärker, der Diskurs ist vergiftet“, sagt Pfaff. „Und wenn dann noch
Holocaust-Vergleiche gemacht werden, wird die Grenze des Sagbaren immer
weiter verschoben.“ Innerhalb von XR Deutschland werde man sich in den
kommenden Wochen intern beraten, wie das Stimmungsbild ist und ob es eine
Abstimmung gibt, wie XR Deutschland zu Hallam steht.
Hallam früher Biobauer
Hallam arbeitete laut eigenen Aussagen 32 Jahre lang als Biobauer. Nach
zahlreichen Ernten, die durch Regen zunichte gemacht wurden, gab er seinen
Betrieb auf, sagt er in dem Spiegel-Interview. Eine am Londoner King’s
College begonnene Doktorarbeit über Widerstandsbewegungen habe er nie
fertiggestellt.
Nicht zum ersten Mal irritiert er mit seinen Aussagen. In einem früheren
Interview sagte Hallam, dass auch jemand, der „ein bisschen sexistisch oder
rassistisch denkt“, bei XR mitmachen könne. In einem weiteren Interview mit
Spiegel Online sagte er im September: „Wenn eine Gesellschaft so
unmoralisch handelt, wird Demokratie irrelevant.“ Kurz darauf wurde er von
der britischen Polizei festgenommen, weil er versucht haben soll, den
Flugverkehr am Londoner Flughafen Heathrow mit einer Drohne lahmzulegen.
Der Ullstein Verlag zog die Veröffentlichung von Hallams neuem Buch
„Common Sense“ zurück. Es sollte ursprünglich am 26. November erscheinen.
Trotz der Entschuldigung „bleiben wir bei unserer Entscheidung, das Buch
nicht bei Ullstein zu veröffentlichen“, sagt eine Sprecherin des Verlags.
Hallams Autoreneintrag ist auf der [4][Website] von Ullstein nicht mehr
auffindbar.
22 Nov 2019
## LINKS
[1] https://www.spiegel.de/plus/roger-hallam-extinction-rebellion-das-ist-wie-m…
[2] https://www.facebook.com/roger.hallam.7/posts/2715359305251702
[3] https://www.zeit.de/2019/48/extinction-rebellion-roger-hallam-klimaaktivist…
[4] https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/autoren/autor-detailansicht/name/rog…
## AUTOREN
Denis Giessler
## TAGS
Extinction Rebellion
Holocaust
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Schwerpunkt Klimawandel
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