| # taz.de -- Anti-LGBTQI-Gesetz in Uganda: Queer sein bleibt strafbar | |
| > 2023 verabschiedete Uganda ein Gesetz gegen Homosexualität. | |
| > Menschenrechtsaktivist:innen klagten. Das Verfassungsgericht wies | |
| > das nun ab. | |
| Bild: In Uganda hat das Verfassungsgericht ein umstrittenes Gesetz gegen Homose… | |
| Kampala taz | Es kam, wie erwartet: Ugandas Verfassungsgericht entschied am | |
| Mittwoch, dass das 2023 in Kraft getretene Anti-LGBTQI-Gesetz rechtmäßig | |
| ist. Das Gericht habe in seiner Entscheidung die „sozialen und kulturellen | |
| Normen des Landes“ sowie dessen „Werte und Hoffnungen“ berücksichtigt, so | |
| heißt es in einer Erklärung des Gerichts. | |
| Es lehnte damit eine Klage verschiedener ugandischer | |
| Nichtregierungsorganisationen, Rechtswissenschaftler und Akademiker ab, die | |
| im Juni 2023 vor das Verfassungsgericht des Landes gezogen waren, um das | |
| sogenannte [1][„Anti-Homosexualitätsgesetz“] als verfassungswidrig zu | |
| kippen. Das Gericht hatte im Dezember 2023 mit der Verhandlung begonnen. | |
| ## Eines der härtesten Anti-LGBTQI-Gesetze weltweit | |
| Ugandas Parlament hat im März 2023 das Gesetz verabschiedet – und zwar fast | |
| einstimmig. Nur zwei von 389 Abgeordneten waren dagegen. Als Grund, warum | |
| Uganda ein solches Gesetz überhaupt benötigt, wurde im ersten Gesetzentwurf | |
| damals dargelegt: „Um die Kapazitäten des Landes zu stärken, inneren und | |
| äußeren Bedrohungen der traditionellen, heterosexuellen Familie zu | |
| begegnen“. | |
| Es ist eines der härtesten Gesetze gegen die LGTBQ+-Gemeinde weltweit und | |
| sieht in einigen Fällen sogar die Todesstrafe vor: „Eine Person, die die | |
| Straftat der schweren Homosexualität begeht, muss im Fall einer | |
| Verurteilung den Tod erleiden“, steht darin. Die Todesstrafe wird in Uganda | |
| schon lange nicht mehr vollstreckt, insofern bedeutet dies in der Praxis | |
| lebenslange Haft. | |
| Unter „schwerere Homosexualität“ verstehen die ugandischen Gesetzeshüter | |
| unter anderem homosexuelle Akte mit Minderjährigen, Alten oder Menschen mit | |
| Behinderungen. | |
| ## Heftige Kritik aus dem Ausland | |
| Das Gesetz war Ende Mai vergangenen Jahres [2][durch die Unterschrift von | |
| Präsident Yoweri Museveni in Kraft getreten], der daraufhin viel Kritik aus | |
| dem westlichen Ausland einstecken musste. Die USA erließen | |
| Visa-Restriktionen gegen zahlreiche Parlamentarier Ugandas. Die Weltbank | |
| kündigte an, Uganda keine Kredite mehr zu erteilen. Doch Museveni wies all | |
| diese „Einmischung von Außen“, wie er es nannte, empört von sich. Seitdem | |
| sucht er deutlich die Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin, [3][der | |
| die LGBQI-Menschen jüngst mit „Terroristen“ gleichsetzte]. | |
| Bereits zuvor war Homosexualität verboten – ein Erbe der Kolonialzeit. Die | |
| britischen Kolonialherren hatten 1950 im Strafgesetzbuch Homosexualität | |
| unter Strafe gestellt. Doch Ugandas Gesetzgebern geht dies nicht weit | |
| genug. Bereits vor zehn Jahren wurde ein Gesetzentwurf ins Parlament | |
| eingebracht, der den Straftatbestand verschärft. 2013 war dieses Gesetz vom | |
| Parlament verabschiedet worden, wurde 2014 letztlich aber vom | |
| Verfassungsgericht gekippt. | |
| ## Sexuelle Orientierung als Kündigungsgrund für Vermieter | |
| Immerhin, dieses Mal erklärte das Gericht das Gesetz zwar als | |
| verfassungskonform, doch korrigierte es einige besondere Paragrafen, die | |
| das ganze soziale Umfeld der LGBTQI-Gemeinde mitkriminalisiert hätte. | |
| Darunter das Verbot von Vermietern, Wohnungen oder Büroräume an Menschen | |
| und Organisationen aus der LGBTQI-Community zu vermieten. Diese Klausel | |
| hatte im vergangenen Jahr dafür gesorgt, dass zahlreiche | |
| Nichtregierungsorganisationen, die sich im Kampf gegen HIV/Aids engagieren, | |
| von ihren Vermietern auf die Straße gesetzt wurden, weil sich unter ihren | |
| Patienten auch ein paar HIV-positive LGTBQI-Menschen befanden. | |
| Auch sind nun laut den jüngsten Anpassungen durch das Verfassungsgericht | |
| Eltern, Freunde oder entfernte Verwandte nicht mehr verpflichtet, die | |
| LGBTQI-Person bei der Polizei anzuzeigen, wenn sie sich ihnen gegenüber | |
| outed. Dies hatte vor allem Familienangehörige stark verunsichert, die | |
| nicht wussten, wie sie nun mit dem neuen Gesetz umgehen sollen, wenn sich | |
| quasi die ganze Familie mit strafbar macht. Zahlreiche LGBTQI-Menschen | |
| hatten in den vergangenen Monaten der taz berichtet, [4][wie sehr sie sich | |
| sozial isoliert fühlen und dadurch auch an Depressionen leiden]. | |
| Nicholas Opiyo, Ugandas berühmtester Menschenrechtsanwalt, der das | |
| vorherige Gesetz 2014 erfolgreich vor dem Verfassungsgericht gekippt hatte | |
| und auch jetzt zu den Klägern zählte, zeigte sich auf der Plattform X | |
| optimistisch: „Wir werden sehen, welche Schritte wir als nächstes | |
| unternehmen können“, verkündete er. | |
| 3 Apr 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Sanktionen-gegen-Uganda/!5954967 | |
| [2] /Neues-Anti-LGBTQI-Gesetz-in-Uganda/!5937840 | |
| [3] /LGBTQ-Feindlichkeit/!5978090 | |
| [4] /LGBT-Aktivistin-ueber-ihr-Leben-in-Uganda/!5260184 | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schlindwein | |
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