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# taz.de -- Aichi-Ziele der UN-Konvention: Welt verfehlt Artenschutzziel
> Die gute Nachricht: Schutzgebiete wurden in den letzten zehn Jahren
> deutlich ausgeweitet. Ziele scheinen durchaus Wirkung zu zeigen.
Bild: Aichi Ziele nicht erreicht: Die Überfischung steigt und in den Meeren sa…
Chiang Mai taz | Die gute Nachricht vorweg: Vor gut zehn Jahren hat sich
die Menschheit gemeinsame Ziele für den Schutz der Artenvielfalt auf ihrem
Heimatplaneten gesetzt. Und diese Ziele haben tatsächlich zu handfesten
Verbesserungen geführt.
Die Rede ist von den Aichi-Zielen der UN-Konvention über die Artenvielfalt
(CBD). Insbesondere den Schutz der Meere scheint die Menschheit nun ernst
zu nehmen – wie der „[1][Protected Planet Report 2020]“ zeigt, der am
Mittwoch veröffentlicht wurde. Während im Jahr 2010 nur 9 Millionen
Quadratkilometer unter Schutz standen, ist dieser Wert nun mehr als dreimal
so groß: 28 Millionen Quadratkilometer. Und auch an Land hat die Fläche der
geschützten Gebiete zugenommen, um zehn Prozent. Damit wurden zwei Fünftel
aller Schutzgebiete in den letzten zehn Jahren eingerichtet.
Trotzdem wurden die Aichi-Ziele verfehlt, an Land knapp und im Meer
deutlich. An Land sollten 17 Prozent der Fläche unter Schutz stehen, was
fast erreicht wurde. Außerdem sollten 10 Prozent der Meeresgebiete unter
Schutz gestellt werden. Dieses Ziel wurde klar verpasst: Nur 7,7 Prozent
stehen tatsächlich unter Schutz.
Allerdings stehen Meeresgebiete mit einer Fläche von knapp 9 Millionen
Quadratkilometern kurz davor, zum Schutzgebiet erklärt zu werden. Damit
wäre dann auch dieses Ziel geschafft. Die Verteilung der
Meeresschutzgebiete ist allerdings noch sehr ungleich. Während knapp 18
Prozent der küstennahen nationalen Gewässer unter Schutz stehen, gilt das
nur für gut 1 Prozent der Hochsee.
## Maßnahmen funktionieren
Das Problem ist hier die fehlende Rechtsgrundlage. Eigentlich hätte letztes
Jahr im Rahmen der UN-Seerechtskonvention (Unclos) eine Grundlage für
Schutzgebiete in internationalen Gewässern geschaffen werden sollen. Wegen
der Coronapandemie gelang dies aber nicht.
Und nun zur schlechten Nachricht: Trotz der fast erreichten Ziele, was die
flächenbezogenen Aichi-Vorgaben betrifft, steht es insgesamt natürlich
deutlich schlechter um die Artenvielfalt als noch vor zehn Jahren. Noch
immer werden tropische Regenwälder gerodet. Der Anteil der überfischten
Bestände ist auf ein Drittel gestiegen, und in den Meeren sammelt sich
immer mehr Plastik. Außerdem steigen die Temperatur und die
Treibhausgasemissionen noch immer. Bei der Vorstellung eines ähnlichen
Berichts im September letzten Jahres sagte deren Hauptautor David Cooper
allerdings auch: „Hinter diesen global aggregierten Zahlen verstecken sich
wichtige Fortschritte, und das deutet darauf hin, dass, wenn man politische
Maßnahmen beschließt, diese auch funktionieren.“
Welche Maßnahmen die Länder als Nächstes ergreifen, könnte sich im Oktober
entscheiden. Dann sollen in der chinesischen Stadt Kunming die nächsten
Ziele beschlossen werden. Allgemein wird erwartet, dass in den nächsten
zehn Jahren die Fläche der Schutzgebiete an Land und im Meer auf 30 Prozent
ansteigen soll.
## Reset-Knopf durch Corona
Dass bei der wegen Corona bereits zweimal verschobenen Konferenz
tatsächlich nennenswerte Fortschritte für den Schutz der Artenvielfalt
erzielt werden, könnte ausgerechnet an der Pandemie liegen. In einem
Interview mit der Internetpublikation Mongabay sagte die CBD-Chefin
Elizabeth [2][Maruma Mrema]: „Die Coronakrise hat uns einen Reset-Knopf für
unsere Beziehung zur Natur gegeben und hat gezeigt, dass die biologische
Vielfalt von grundlegender Bedeutung für die menschliche Gesundheit ist.
Mehr Menschen verstehen nun die Verbindung zwischen der Zerstörung der
Natur und Zoonosen wie Corona.“
Mittlerweile ist der Natur- und Artenschutz außerdem auch in der Wirtschaft
angekommen. Zurzeit wird etwa eine Methodologie entwickelt, mit der Firmen
in ihren Geschäftsberichten zeigen können, welche Auswirkungen sie auf die
Natur haben. Das schafft Transparenz und ermöglicht es Anlegern, ihr Geld
umweltbewusst zu investieren. So würden Politik und Wirtschaft am gleichen
Strang ziehen.
20 May 2021
## LINKS
[1] https://livereport.protectedplanet.net/
[2] https://news.mongabay.com/2021/04/momentum-is-building-for-a-robust-biodive…
## AUTOREN
Christian Mihatsch
## TAGS
Schwerpunkt Artenschutz
Biodiversität
Weltbiodiversitätsrat
CBD
Schwerpunkt Klimawandel
Fischerei
Essay
Umwelt
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