# taz.de -- AfD diskutiert über eigene Aufspaltung: Meuthen macht den Lucke | |
> Parteichef Meuthen will, dass sich der „Flügel“ abspaltet. Das wird nicht | |
> passieren. Der Untergang der AfD fällt leider aus. | |
Bild: Jörg Meuthen würde gern Gauland beerben und den „Flügel“ abspalten… | |
Es wäre natürlich zu schön: Die AfD, die derzeit auch coronabedingt in | |
bundesweiten Umfragen unter 10 Prozent gerutscht ist, spaltet sich in zwei | |
Teile – den „Flügel“, [1][den der Verfassungsschutz als rechtsextrem | |
eingestuft hat], und das, was sonst noch übrig ist. Bei der kommenden | |
Bundestagswahl dürfte dann der erste der beiden Teile unter 5 Prozent | |
bleiben, der andere es vielleicht noch einmal in das Parlament schaffen. | |
Der Höhenflug der AfD aber wäre vorbei, der Untergang der Partei | |
wahrscheinlich eingeläutet. | |
Allein: So wird es nicht kommen, auch wenn AfD-Chef Jörg Meuthen jetzt | |
erstmals eine Aufspaltung der AfD erwogen hat. Denn Meuthen isoliert sich | |
in der Partei zunehmend selbst. Für sein Gedankenspiel hat er keine | |
nennenswerte Unterstützung bei den Einflussreichen in der Partei – und das | |
gilt auch für jene, die dem „Flügel“ kritisch gegenüberstehen. Denn auch | |
sie wissen: Gerade die große Spannbreite der AfD [2][macht ihren Erfolg | |
aus], Wahlergebnisse im zweistelligen Bereich sind ohne die vielbeschworene | |
Einheit der Partei illusorisch. | |
Und für den „Flügel“ selbst spricht ohnehin wenig dafür, das Label AfD | |
aufzugeben. Ohne dieses wäre er eine rechtsextreme Splitterpartei wie die | |
NPD, der Traum von der Machtübernahme wäre ausgeträumt. In der AfD aber, in | |
der gegen die Strömung längst nichts mehr durchsetzbar ist, kann er genau | |
dieses Ziel weiter verfolgen. Ein Ziel, an dem die Neue Rechte seit | |
Jahrzehnten arbeitet und für das sie in der AfD ein langersehntes | |
Instrument gefunden hat. Was die Kubitscheks dieser Welt zweifelsohne nicht | |
einfach aufgeben werden. | |
Wahrscheinlicher ist, dass nach und nach jene, die dem „Flügel“ weiterhin | |
kritisch begegnen, die Partei verlassen – oder gestürzt werden, wie [3][es | |
Meuthens Vorgängern Lucke und Petry ergangen ist]. Deren Namen hört man | |
derzeit in der AfD wieder häufiger. Mit Bezug zu Meuthen und durchaus mit | |
drohendem Unterton. | |
Was aber treibt Meuthen, sich derart vorzuwagen? Bemerkenswert ist, dass er | |
weniger mit Grundgesetztreue oder Verfassungsfeindlichkeit argumentiert, da | |
hat der Parteichef sich mit vielem arrangiert. Meuthen führt den | |
zermürbenden Konflikt vielmehr auf unterschiedliche programmatische | |
Konzepte zurück, die er „Ordoliberalismus versus Staatspaternalismus“ | |
nennt. Und diesen Konflik[4][t hat er in der Rentenfrage gerade | |
eindrucksvoll verloren], auf dem kommenden Parteitag wird seine Niederlage | |
besiegelt werden. Vielleicht ist es das, was für den Wirtschaftsprofessor | |
das Fass zum Überlaufen bringt. | |
Hinzu kommt, dass Meuthen wohl gern Spitzenkandidat bei der nächsten | |
Bundestagswahl werden würde. Doch einfach beerben kann er Alexander Gauland | |
in dieser Funktion nicht – auch weil Gaulands Partnerin Alice Weidel wie | |
Meuthen aus Baden-Württemberg kommt und auf dem wirtschaftsliberalen Ticket | |
läuft. Weidel aber wird diesen Platz nicht freiwillig räumen, sondern | |
schaut sich bereits nach einem anderen Co-Spitzenkandidaten um. Meuthens | |
Vorstoß dürfte auch ein Versuch sein, sich in dieser Gemengelage zu | |
profilieren. | |
Das aber könnte für ihn nach hinten losgehen. Und Meuthen könnte nicht nur | |
bei der Spitzenkandidaturfrage leer ausgehen, sondern auch als Parteichef | |
wanken. In der AfD wird bereits diskutiert, ob er an der Spitze noch | |
haltbar ist. Letztlich könnte es also sein, dass Meuthen vor Höcke die AfD | |
verlässt. So, wie es eben auch bei Lucke und Petry der Fall war. | |
Viel spricht dafür, dass die Partei als Einheit weitgehend erhalten bleibt. | |
Wer ihren Untergang einläuten will, muss also selbst aktiv werden. | |
3 Apr 2020 | |
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## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
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