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# taz.de -- Rechtsextreme Strömung „Der Flügel“: Meuthen wünscht sich ei…
> Der AfD-Parteichef denkt über eine Abspaltung des „Flügels“ nach. Damit
> erinnert er an die geschassten Ex-Vorsitzenden Lucke und Petry.
Bild: Hcöke-Fans stellen sich jetzt gegen Meuthen
Berlin taz | Alexander Gauland ist alles andere als amüsiert. „Ich weiß
nicht, was ihn da geritten hat“, sagt der [1][AfD]-Ehrenvorsitzende der taz
– und meint Parteichef Jörg Meuthen damit. Dieser solle, so Gauland weiter,
seine Überlegungen „so schnell wie möglich zurückholen“.
Meuthen hatte in einem Interview, das am Mittwoch auf dem Blog „Tichys
Einblick“ erschienen ist, erstmals eine mögliche Abspaltung des
[2][rechtsextremen „Flügels“ um Björn Höcke und Andreas Kalbitz] ins Spi…
gebracht. Getrennt, so Meuthen, „ließen sich so mehr und nicht etwa weniger
Wähler erreichen als in der derzeitigen, permanent konfliktträchtigen
Konstellation“.
Gauland, der stets die Einheit der Partei betont, widerspricht vehement.
„Das ist falsch und weist nicht in die Zukunft“, sagt er. „Man kann eine
Partei nicht teilen. Getrennt marschieren, vereint schlagen – das
funktioniert nicht.“
Kurz bevor Meuthens Interview erschienen ist, hatte Gauland mit Alice
Weidel, seiner Co-Vorsitzenden in der AfD-Bundestagsfraktion, und Tino
Chrupalla, der gemeinsam mit Meuthen Bundeschef der AfD ist, eine
gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. Dabei war bereits aufgefallen,
dass Meuthen, der natürliche Vierte im Bunde, fehlt. Und das bereits zum
zweiten Mal bei einer Stellungnahme zum „Flügel“.
## Nur Nebelkerzen
In dem Schreiben ist von einer „Rückkehr zur inneren Einheit der Partei“
die Rede – was parteiintern von manchen als eine Art Friedensangebot an den
„Flügel“ gelesen wurde. Der Bundesvorstand hatte, nachdem der
Verfassungsschutz die Strömung im März als rechtsextrem eingestuft hatte,
diese zur Selbstauflösung bis Ende April gedrängt. Formal waren Höcke und
Kalbitz dieser zuletzt auch nachgekommen – was Thüringens
Verfassungsschutzchef allerdings als Nebelkerze gewertet hat. Denn beide
hatten gleichzeitig ihren Machtanspruch innerhalb der AfD klar formuliert.
Auf der Facebook-Seite des „Flügels“, die weiter existiert, wird die
Stellungnahme der drei AfD-Spitzen verbreitet. Der Kommentar dazu: „Für
eine geeinte und starke AfD! Wir lassen uns nicht spalten! Danke, Alexander
Gauland, Tino Chrupalla und Alice Weidel.“
„Ich halte Herrn Meuthens Einschätzung für sachlich und politisch falsch“,
antwortet denn auch Kalbitz, einer der beiden „Flügel“-Anführer, auf
Anfrage der taz. Mehr aber wolle er dazu nicht sagen. „Ich werde keine
internen Diskussionen öffentlich führen.“ In einem Interview aber hatte
auch Kalbitz jüngst die Einheit der AfD betont. „Mit einem,Flügelʻ
alleine“, so Kalbitz, „wird aus dem Höhenflug höchstens ein Sturzflug.“
Es ist nicht das erste Mal, dass Meuthen, der früher bei Veranstaltungen
des „Flügels“ gesprochen hat, diesen gegen sich aufbringt. Er war es, der
im Bundesvorstand den Druck gegen den „Flügel“ erhöht hatte. Kurz darauf
hatte er in der FAZ davon gesprochen, dass die „Flügel“-Strukturen
zerschlagen würden. Und in der Sozialpolitik ist Meuthen, der die
gesetzliche Rente am liebsten abschaffen will, weit von den völkischen,
staatsorientierten Positionen des „Flügels“ entfernt.
## „Der Weg von Bernd Lucke und Frauke Petry“
Innerhalb der Strömung wird bereits Stimmung gegen den Parteichef gemacht.
Auf der Facebook-Seite der neuen „Nationalkonservativen Wertegemeinschaft
in der AfD“, die sich selbst als Nachfolgeseite von der des „Flügels“
versteht, heißt es: „Hochmut kommt vor dem Fall, Herr Professor! Bei Lucke
und Petry fing es auch so an.“ Bernd Lucke und Frauke Petry hatten als
AfD-Chefs beide versucht, den „Flügel“ in die Schranken zu weisen – und
waren am Ende geschasst worden.
Auch in dem Onlinemagazin Sezession des neurechten und eng mit dem „Flügel“
verbandeltenen Kleinstverlegers Götz Kubitschek ist zu lesen, der Eindruck
entstehe, dass Meuthen „nicht mehr integrativ, sondern ausgrenzend“ wirken
wolle. Die Zukunft werde zeigen, „ob er den Weg von Bernd Lucke und Frauke
Petry gehen wird“.
Und auch Gauland spricht gegenüber der taz von einem „gewissen
Déjà-vu-Erlebnis“. „Aber ich will Herrn Meuthen nicht in eine Reihe mit
Bernd Lucke und Frauke Petry stellen.“ Was er damit aber eigentlich tut.
Auf Meuthen, der Ende des Jahres noch mit einem guten Ergebnis als
Parteichef wiedergewählt worden war, könnten harte Zeiten zukommen.
2 Apr 2020
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## AUTOREN
Sabine am Orde
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