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# taz.de -- Bizarrer Machtkampf in der AfD: Schlammschlacht bei den Rechten
> Der AfD-Bundesvorstand hat den saarländischen Landesvorstand wegen
> Manipulationsvorwürfen abgesetzt. Jetzt schlägt dieser zurück.
Bild: Blümchenwerden in der Afd im Saarland nicht mehr verteilt.
Frankfurt am Main taz | Der [1][AfD]-Bundesvorstand hat in einer
Telefonkonferenz den saarländischen Landesvorstand abgesetzt,
wegen„schwerwiegende Verstöße gegen die Grundsätze oder Ordnung der
Partei“. Empört reagiert Josef Dörr, Chef der Landespartei und der
Landtagsfraktion: „Die Vorwürfe sind an den Haaren herbeigezogen. Wir haben
sie schon widerlegt“, schimpft der 81-Jährige. Er habe sich nicht
vorstellen können, dass man eine derart wichtige Entscheidung „am Telefon“
treffen würde, so Dörr zur taz.
Auch sein Vorstandskollege Rudolf Müller gibt sich überrascht. Der
Landesvorsitzende und dessen Landesgeschäftsführer hätten am 22. November
2019 bei einer Anhörung des Bundesvorstands zu allen Vorwürfen Stellung
bezogen. „Wir dachten, damit sei die Sache erledigt“, so Müller.
Die parteiinterne Opposition wirft Dörr und seinem Führungsteam vor,
Mitglieder- und Delegiertenlisten und damit Wahlen und Listenaufstellungen
der Partei manipuliert zu haben. Als einer ihrer Kronzeugen gilt der
AfD-Landtagsabgeordnete Lutz Hecker. Als parlamentarischer Geschäftsführer
der Landtagsfraktion kennt er die Arbeit seines Chefs aus nächster Nähe.
„Josef Dörr hat aus der Landespartei eine Führerpartei gemacht“, so Hecker
zur taz. So habe der Landesvorstand allein in seinem Kreisverband die
Aufnahme von mehr als 30 neuen Mitgliedern blockiert, um sich Mehrheiten in
den Parteigremien zu sichern.
Als „hirnrissig“ tut Dörr alle Vorwürfe ab. Er achte lediglich darauf, da…
Rechtsextremen und charakterlich ungeeigneten Menschen die Aufnahme in die
Partei verwehrt bleibe.
## Einst wurde gar der ganze Landesverband fast aufgelöst
Der Konflikt in der Landespartei schwelt seit Jahren. Zuletzt war er bei
der Listenaufstellung zur letzten Bundestagswahl eskaliert. Ein
Landesparteitag hatte den Sohn des Vorsitzenden, Michel Dörr, zum
Spitzenkandidaten bestimmt. Ein Mitglied focht die Wahl erfolgreich vor
Gericht an. Im zweiten Anlauf setzte sich der promovierte Jurist Christian
Wirth gegen Dörr junior durch. Wirth sitzt seit der Bundestagswahl als
AfD-Abgeordneter im Bundestag und möchte wieder antreten.
Dörr senior gibt sich kampfesmutig. In einem mehr als hundert Seiten
umfassenden Dossier habe er alle Vorwürfe widerlegt. Ein Gutachten, das
Grundlage für die Entscheidung des Bundesvorstands war, nennt er eine
„windige Sache“. Der Autor dieses Papiers habe in einem Rechtsstreit zuvor
ein Parteimitglied gegen den Landesvorstand vertreten, sei also
voreingenommen gewesen.
Zwar könne Dörr sich vorstellen, auf einem Landesparteitag einen neuen
Landesvorstand wählen zu lassen. Einem Notvorstand werde er die Geschäfte
aber nicht kampflos übergeben: Notfalls werde er auch vor ein ordentliches
Gericht ziehen, „um meine Rechte durchzusetzen“, so Dörr zur taz.
Anders als 2016, als der Bundesvorstand versucht hatte, gleich den ganzen
Landesverband aufzulösen, werden diesmal keine inhaltlichen Gründe
vorgetragen. Damals waren der Landespartei zu enge Beziehungen zu
NPD-Funktionären und Rechtsextremisten vorgeworfen worden.
Dass die Diskussionen über die [2][Auflösung des „Flügels“] der Anlass f…
den neuen Konflikt sein könnten, hält Landessprecher Müller für
unwahrscheinlich. Dessen Auflösung nennt er zwar überflüssig. Mit dem
rheinland-pfälzischen AfD-Landtagsabgeordneten Joachim Paul hat indes der
Bundesvorstand mindestens ein Mitglied zum Notvorstand für das Saarland
bestellt, das nicht durch allzu große Distanz zum „Flügel“ aufgefallen is…
1 Apr 2020
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## AUTOREN
Christoph Schmidt-Lunau
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