# taz.de -- Abschiebeflug nach Afghanistan: Blockaden am BER | |
> Wieder werden Menschen per Sammelabschiebung nach Afghanistan geflogen. | |
> Hunderte stellen sich dem am Berliner Flughafen entgegen. | |
Bild: Staßenblockade von Gegner*innen der Abschiebung | |
BERLIN/SCHÖNEFELD taz | In Sichtweite der Menschenmenge am alten Flughafen | |
Schönefeld, der inzwischen unter dem Namen BER Terminal 5 firmiert, werden | |
Menschen nach und nach eine Treppe hoch zu einem Flugzeug geführt. Sie sind | |
nur schemenhaft zu erkennen, aber alle hier wissen: Sie sind Zeugen einer | |
[1][Abschiebung]. | |
Umso lauter rufen sie über die Kette der behelmten Polizist*innen vor | |
sich hinweg: „Schämt Euch, schämt Euch“-Sprechchöre wechseln sich mit je… | |
ab, die da postulieren: „Refugees are welcome here“. Gegen 21.30 Uhr wird | |
die Treppe weggefahren, das Flugzeug setzt sich gemächlich in Bewegung. | |
Eine Stunde später ist es in der Luft auf dem Weg nach Kabul. | |
Für die Gegner*innen dieser [2][von Brandenburg organisierten | |
Sammelabschiebung von insgesamt 20 Personen nach Afghanistan] ist es ein | |
frustrierendes Ende ihrer stundenlangen Bemühungen. Insgesamt etwa 500 | |
Menschen demonstrierten am Mittwochabend gegen diese Abschiebung, etwa ein | |
Drittel von ihnen versuchte sie durch Blockaden zu verhindern. | |
Auf einer Kundgebung am Flughafen prangern Redner*innen verschiedener | |
Organisationen den ganzen Abend über die Abschiebung in das Kriegsland an. | |
„Abschiebungen nach Afghanistan bedeuten Abschiebungen in Krieg, Elend und | |
Lebensgefahr“, sagt eine Rednerin des Flüchtlingsrates Berlin-Brandenburg. | |
Daran ändere auch nichts, dass in dem Flugzeug später nur vermeintliche | |
Straftäter sitzen werden. „Eine doppelte Bestrafung durch Abschiebung darf | |
es nicht geben.“ | |
## Klandestine Blockadeversuche | |
Einer nicht-öffentlichen Mobilisierung zu zwei Sammelpunkten waren um 18:30 | |
Uhr jeweils 60 bis 70 Personen gefolgt. Ihr Ziel: Das Abschiebegefängnis am | |
Rande des BER. Als die zweite Gruppe eintraf, hatten die Aktivist*innen | |
vom ersten Punkt bereits alle Zugänge zu dem vierstöckigen Gebäude des | |
Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge und den eingezäunten | |
Containerbauten daneben blockiert. Mit Fahrradschlössern hatten sie Tore | |
zugesperrt, daneben Transparente aufgehängt. Polizist*innen | |
positionierten sich, um ein Vordringen Richtung Rollfeld zu verhindern. | |
Doch ob die Geflüchteten tatsächlich hier auf ihre Abschiebung warteten, | |
ließ sich nicht mit Gewissheit klären. Schon nach einer halben Stunde | |
machte sich die Hälfte der Aktivist*innen wieder auf den Weg und | |
blockierte kurz darauf die Bundesstraße, um eine Anfahrt weiterer | |
Flüchtlinge zu stoppen. Die Polizei blieb auch hier entspannt und kümmerte | |
sich vor allem darum, den Verkehr schon vorher umzuleiten. | |
Als dann die Blockade der Gebäude aufgelöst war, setzte sich die | |
Menschenmenge auf der Straße in Bewegung. Als laute Spontandemonstration | |
zog sie herunter bis zur Kundgebung und wurde dort klatschend empfangen. | |
Wenig später blieb den Verbliebenen nur noch der Blick auf das Flugzeug. | |
Korrektur: In einer früheren Version des Textes hieß es, auch Berlin habe | |
sich an der Abschiebung beteiligt. Dies ist nicht der Fall. | |
8 Apr 2021 | |
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## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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