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# taz.de -- +++ Live-Kritik Olympia Tag 5 +++: Der Kampf mit den Kanälen
> So viel Olympia gab's noch nie, sagt das ZDF. Ein Mensch allein ist damit
> doch überfordert. Zwei taz-Autoren nehmen die Herausforderung an.
Bild: Zu viele auf einmal: Bei zu vielen Bildern, verliert nicht nur das Auge d…
23:45 Uhr, Ende des Tickers: Der ein oder andere Wettkampf läuft noch. Oder
doch nicht? Ich habe wirklich den Überblick verloren. Wie dem auch sei,
meine Abendschicht der Live-Kritik ist vorüber. Ich bedanke mich fürs Lesen
und wünsche weiterhin gute Unterhaltung bei den Spielen. Und vor allem viel
Glück beim eigenen Kampf mit den Kanälen.
23:33 Uhr, Boxen: Als absolute Pazifistin muss ich diesen Sport
verurteilen. Aber die Sprüche des Kommentators sind episch: „Erik Pfeifer.
Mit zwei F. Eins vor, eins nach dem Ei.“ Solche Aussagen zu dieser Uhrzeit.
F-Eieieieiei-F.
22:29 Uhr, Gewichtheben: Der chinesische Kämpfer weint, weil er sich am
Ellebogen wehgetan hat. Schon ein bisschen mädchenhaft. Da sind die
[1][58-Kilo-Frauen] ja mehr Mann.
22:22 Uhr, Handball: Oh, das sind ja Frauen. Ich merke es ernst nach ein
paar Sekunden. Die sind ja alle so groß! Das ist wirklich verrückt bei
Olympia. Besonders große, besonders kleine, besonders dicke und besonders
dünne Menschen treffen sich und kämpfen um die Wette. Und so
unterschiedlich die Sportarten und die Athleten auch sein mögen, sie haben
alle etwas gemeinsam. Sie wurden früher in der Schule bestimmt alle
ausgelacht.
22:05 Uhr, Beachvolleyball: Flotte Musik läuft, der Sonnenuntergang ist
gerade vorbei und schöne braungebrannte Männer hüpfen durch den Sand. Aber
warum tragen diese Beachboys alle Caps und Sonnenbrillen? Jungs, falls ihr
es noch nicht gemerkt habt: Es ist dunkel draußen!
21:39 Uhr, Schwimmen: Hier purzeln die Zeiten ja nur so runter. Ein neuer
Weltrekord im Brust-Schwimmen der Frauen. Ich bekomme es nur mit, weil der
Moderator auf Eurosport so laut schreit. Ja, auch mit dem ZDF-Stream konnte
ich nichts anfangen. Ich bin überfordert. Ein Mensch alleine kann doch gar
nicht alles erfassen. Olympia überfordert mich.
21:19 Uhr, Schwimmen: Die Chinesin holt einen Olympiarekord auf 200 Meter
Schmetterling. Schmetterling – wie schön das schon klingt. Wie die Mädels
sich durch das Wasser kämpfen, sieht nur leider ganz und gar nicht
ästhetisch aus. Sie stoßen sich hektisch durch die Wellen und schnappen
nach Luft. Und große Füße haben die bestimmt auch, oder [2][wie] machen die
das?
20:49 Uhr, Verpflegungsstation: Im Nebenbüro gibt es geschnittene
Wassermelone! Dort sehe ich, dass ich die Steffen verpasst habe. Ich ärgere
mich sehr, dass die ARD-Livestreams das Schwimmen nicht übertragen haben.
Aber ich habe nur zwei Augen, zwei Ohren und zwei Bildschirme. Mit dem
Zweiten sieht man besser. Ich wechsele zum ZDF.
20:36 Uhr, Tennis: Die Schreihälsin spielt immer noch. Aber die Deutsche
führt. Ich lese bei [3][Twitter]: „Sharapova und Manowar sind die einzigen
Dinge, die man mit bloßen Ohren vom Weltall aus hören kann.“
20:07 Uhr, Gewichtheben: Die technischen Ungereimtheiten haben sich
geklärt. Gewichtheben ist toll. [4][Da passiert zumindest mal was!]
20:03 Uhr, Gewichtheben: Ich möchte echte Männer sehen und schalte auf den
ARD-Livestream. Aber was sehe ich da? Die spielen Federball!
19:52 Uhr, Turnen: Das Bodenturnen erinnert mich sehr an die Krämpfe der
rhythmischen Sportgymnastik. Schulsport. Nguyen gewinnt trotzdem Silber. Er
fährt einen Porsche, erklärt der Kommentator. Immer diese Kommentatoren,
die vom Thema abweichen. Unmöglich, find ich das!
19.47 Uhr, Fechten: Apropros Party. Ich schalte um zum Säbelkampf.
Irgendwer kommt weiter ins Finale der Damen. War ja nur das Semifinale.
Also auch nur so semi-wichtig.
19.39 Uhr, Turnen: Hambüchen fällt vom Reck. Leider wechselt die Kamera
dann auf die Japaner. Ja, auch die Weltregie ist gegen ihn. Aber mit dem
Stuttgarter Nguyen gibt es noch eine Chance auf noch ein deutsches Silber
heute. Noch eins! Das ZDF wird dann eine große Party feiern.
19.17 Uhr, Tennis: Ich drehe leiser. Marina Sharapova schreit, als würde
sie gerade ein Kind gebären. Die Deutsche Sabine Lisicki führt zwar im
ersten Satz mit 6:5, aber das ist doch kein Grund so zu schreien!
18:47 Uhr, Fechten: Die Halle der Fechter leuchtet zwischen den Spielen wie
eine Disko in den Achtzigern. Um die Stimmung aufzuheizen, lässt der
Hallensprecher die Zuschauer Laola-Wellen machen. Eine große Party. Die
Engländer sind [5][ganz high von Olympia.]
18.28 Uhr, Turnen: Ich oute mich direkt zu Beginn meiner Schicht - Turnen
find ich prima! Aber Haare sind Privatsache. Und unter den Armen der
Japaner wachsen Urwälder.
18.05 Uhr, Fußball: Die Männer spielen, Mexiko gegen die Schweiz. „Eine
Bande von geistig Behinderten“ hatte der Schweizer Michel Morganella am
Montag die südkoreanischen Gegner genannt. Er selbst darf zwar nicht mehr
mitspielen, aber vielleicht machen die anderen ja „a bizzli“ Radau?
17.53 Uhr, Tennis: Die Ablösung ist da und enttäuscht. Denn die Auswahl im
ARD-Livestream ist klein. Turnen und Tennis. Die Kielerin Angelique Kerber
liegt nach dem ersten Satz vorne. Hmm.
17.33 Uhr, Turnen. Ablösung verspätet sich. Schnell noch zum Turnen. Fabian
Hambüchen wippt nervös mit dem ganzen Körper. Vom deutschen Bodenturnen
darf nie wieder ein Krieg ausgehen.
17.22 Uhr, Zeitplan: Die Tagesschicht der Live-Kritik endet bald, werde die
Turner verpassen, skandalös das. Die Augen tun von den nicht immer guten
Streams weh, ein wenig Trinksport könnte für Abhilfe sorgen. Ab 17.30
übernimmt hier Svenja Bednarczyk. Da schau her: Judoka Kerstin Thiele
gewinnt noch schnell die Silbermedaille. Vize-Deutschland. Ich bedanke mich
fürs Lesen und wünsche weiterhin gute Unterhaltung.
17.06 Uhr, Zeitplan: Ständig verschieben sich die Termine der Livestreams,
für kurz nach Fünf war Turnen angekündigt, jetzt geht das erst um 17.30 Uhr
los. Und niemand sagt mir Bescheid. Seit Stunden freue ich mich aufs
Turnen. Ich hasse Turnen, konnte als Kind nicht mal den Feldaufschwung. Ich
will sie stürzen sehen, alle – vom Reck, vom Barren, vom Schwebebalken, der
nicht mal schwebt. Turner? Eure Anmut kotzt mich an!
16.38 Uhr, Radsport: Einzelzeitfahren der Männer und der Deutsche
Olympische Sportbund [6][fiebert mit.] „Zieht, Jungs!“ An was denn? Wäre
treten nicht besser? Toll dagegen die Bilder vom Straßenrennen –
Draufsicht, Totale, von ganz oben, alles sehr schnell. Zu schnell für mich.
Weiter zum Slalomkanu: Hannes Aigner hat da gerade die Bronzemedaille im
Kajak-Wettbewerb gewonnen. Müsste es dann nicht Slalomkajak heißen? Mit
oder ohne Steuermann? Was soll's, Tony Martin hat „gezogen“ und holt
Silber!
16.17 Uhr, Wasserspringen: Das sieht schön aus, die springen nicht nur
synchron, sondern tauchen sogar fast gleichzeitig auf und gehen dann auch
noch zusammen ins Abklingbecken. Totale Freaks, dagegen wirken Nerds wie
ganz normale Menschen. Kleine Pause hier.
16.02 Uhr, Tischtennis: Was beim Tennis das Ächzen und Stöhnen, ist beim
Tischtennis das „Do!“-Rufen am Ende des Ballwechsels. Zwei Frauen aus
Singapur und Japan duellieren sich so verbissen, dass man eine Freude
verspürt am Leben zu sein. Das ist es, was mich an Olympia so fasziniert:
Freaks aus allen Ländern der Welt dürfen sich ihrem Freakdasein vor
Millionen Menschen einfach so hingeben. Eine Website beantwortet die
häufige Frage nach den Goldmedaillen der Deutschen [7][auf die denkbar
simpelste Art.]
15.44 Uhr, Tennis, Judo: Wieder so ein olympischer Regelirrsinn. Beim
Tennis spielen alle Profis mit, hier nun Roger Federer. Beim Fußball
dagegen gibt es eine Altersbeschränkung inklusive zahlreicher Ausnahmen.
Chic, wie die schweizer Fahne zwischen sonstige Werbelogos eingepasst
wurde. Judoka Kerstin Thiele, die das Finale der Gewichtsklasse bis 70 Kilo
erreicht hat, ist dagegen werbefrei. Nichts gegen Werbung – irgendwoher
muss die Kohle ja kommen (auch auf taz.de). Aber kann das Olympische
Komitee sowas nicht gerechter verteilen? Überhaupt für klarere Regeln
sorgen, damit wir auch mal Lukas Podolski als grinsenden Fackelträger sehen
können? Federer gewinnt.
15.26 Uhr, Vorschau: Was kommt bald? Tischtennis, Wasserspringen, Schießen.
In diesen drei Disziplinen stecken aller Glanz und alles Elend der Spiele –
Massensport (Millionen Chinesen können nicht irren!), alles andere als ein
Massensport (wer außer Kindern springt schon von hohen Türmen?) und die
militärische Herkunft so mancher Sportart.
15.03 Uhr, Kanu-Slalom: Schönster Satz bisher: „Das ist alles nicht
flüssig!“ Es fährt ein Belgier. Fahren die sonst nicht eher Rad? Egal, da
sprudelt das Wasser, es hängen Stangen in der Gegend rum. Interessant und
lehrreich. Man muss stromlinienförmig fahren, sich anpassen, darf nicht
quer stehen – also nichts für Freunde der gepflegten Gesellschaftskritik,
also Linke. Ein Augsburger versucht nun, sich ins Finale zu stängeln. Er
schafft es, trotz „Torstangenberührung“. Erstmal einen Fußballstream
suchen.
14.42 Uhr, Fechten: Säbelfechten der Frauen, tolle Sprache: „Reposte“,
„Attac“, „en garde“. Und wenn es eng für die deutsche Fechterin wird, …
der Kommentator: „Tüdelüdüd“. Verstehe nur Bahnhof bzw. „Station“, d…
Sportlerin scheidet aus, oder wie es im Kommentar heißt: „Muss die Segel
streichen“. In welchem Stream war gleich noch Segeln? Indes holt Judith
Arndt Silber im Zeitfahren.
14.17 Uhr, Radsport: Judith Arndt auf Rang 4, das Volk der fanatischsten
Autofahrer der Welt hofft auf eine Medaille im Einzelzeitfahren der Frauen.
+++ dpa-Eilmeldung+++: „Der Badminton-Weltverband hat acht Spielerinnen aus
China, Südkorea und Indonesien wegen Spielmanipulationen von Olympia in
London ausgeschlossen. Das bestätigte ein hochrangiger IOC-Funktionär am
Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa.“ Badminton, der Name sagt ja schon
alles, spielte man fair, hieße es Goodminton. Hat Federball keine Lobby bei
den Spielen?
13.59 Uhr, Surfen: Seltsame Schaubilder wechseln mit Luftaufnahmen des
Strandes. „Der 49er ist vorbei“, sagt der ARD-Kommentator und man denkt:
„Ach, echt jetzt?“ Wird bald der 50er folgen? Oder ist wieder mal
Wasserersatzverkehr? Das Dauergepiepse nervt, rüber zum Einzelzeitfahren
der Frauen, das ist: Radsport.
13.45 Uhr, Rudern: Siegerehrung. Gewagt, die Trainingsanzüge der
Ukrainerinnen. Die Hymne klingt russischer als die russische. Hand aufs
Herz: Wer legt schon noch die Hand aufs Herz? Und wo ist die Steuerfrau?
Werden die Doppelruder nicht ausgezeichnet? Zurück zum Surfen!
13.28 Uhr, Surfen: [8][Feine Sache.] Rudern: Rüber zum Deutschland-Achter.
„Es ist ein Luftkasten“, „Die Briten müssen aufpassen“, als ob man sel…
mitruderte. Der Zwiebelbraten schaukelt auf den Wellen. Gold für
Deutschland! Was sagt die Steuerfrau? Andere Redaktionen sind da schon
weiter. [9][So freut sich] ein Teil der Redaktion der Frankfurter Rundschau
über den Sieg.
13.17 Uhr, Rudern: Während ich bei einem Zwiebelrollbraten mit Kartoffeln
und Rotkohl saß, haben die Ukraine Gold, Deutschland Silber und die USA
Bronze im Doppelvierer geholt. Im Zweier ohne Steuerfrau sieht das Ergebnis
so aus: Helen Glover/Heather Stanning (Großbritannien) Gold, Kate
Hornsey/Sarah Tait (Australien) Silber und Juliette Haigh/Rebecca Scown
(Neuseeland) Bronze. Die Verwirrung greift um sich: Haben Doppelboote nie
eine Steuerfrau oder warum gibt es da keine Angaben? Und umgekehrt: Wird,
wo eine Steuerfrau sitzt, nicht doppelt gerudert? Rätsel, tief wie der
Ärmelkanal.
12.46 Uhr, Verpflegungsstation: Schnittchen sind alle, gehe erstmal essen.
Weiter geht's in 30 Minuten.
12.35 Uhr, Schwimmen: Staffel-Vorlauf der Frauen, Australien gewinnt. Habe
bei solchen Veranstaltungen immer Angst, dass die sich gegenseitig auf den
Kopf springen. Nichts davon findet sich in den Agenturen wieder, da geht es
um die Starterlaubnis für einen Hürdenläufer und die sogenannte
Twitter-Revolution bei Olympia. Revolution? Wurde Jacques Rogge gestürzt
und aus London verjagt? Wann kommt denn endlich Surfen?
12.19 Uhr, Fechten und Rudern: Tweet der Stunde über die Berichterstattung
beim Rudern: [10][„Kanada wirkt auch nicht mehr so frisch da unten.
#Olympia“] Geschwommen wird auch noch, Phelps schlägt einen Heintz.
12.05 Uhr, Badminton: „Nach einer starken Vorrunde musste sich das deutsche
Mixed-Duo Birgit Michels geb. Overzier und Michael Fuchs im Viertelfinale
den übermächtigen Indonesiern Tantowi Ahmad und Lilyana Natsir in zwei
Sätzen mit 15:21 und 9:21 geschlagen geben“, schreibt die ARD im
Liveticker. Übermächtige Indonesier also, da kriegt man ja Angst, zum Glück
hab ich nicht rübergeschaltet. Gleich kommt Surfen, na super! Davon
verstehe ich so viel wie von südfinnischer Infrastrukturpolitik.
11.48 Uhr, Rudern: Der sogenannte Deutschland-Achter ist also Favorit,
hmhm. Müssten da nicht die Briten die Favoriten sein? Das Ruderrennen der
Universitäten Oxford und Cambridge ist doch legendär, und nicht das
zwischen der Bundeswehruniversität München und der Fachhochschule
Brandenburg. Seltsam, das alles. Aber erstmal kommt der Doppel-Vierer dran,
auch hier führt Deutschland. Da wird sogar die Schlagfrequenz erhöht. Bin
ich jetzt beim Boxen gelandet?
11.29 Uhr, Rudern: Wieviele Fische werden denn bei so einem Ruderrennen
erschlagen? Weiß das jemand? B-Finale auf B-Finale, „im Schatten von
Windsor-Castle“ (ARD). Auch Beachvolleyball geht jetzt online. Die
Nachrichtenagenturen berichten über die 16-jährige chinesische Schwimmerin
Ye Shiwen – „Auf keinen Fall“ gedopt. Ob sie wohl den B-Lauf-Achter der
Ukraine überholt hätte?Polen gewinnt.
11.14 Uhr, Fechten: Fechten sollte Redaktionskonferenz oder
Parlamentsaussprache heißen. Hier wird ja mehr diskutiert als gefochten.
Ständig schreit einer rum, fordert Videobeweise, während die Trainer sofort
in die Debatte einsteigen. Jörg Fiedler gewinnt 15:4. Bekomme aber wegen
der vielen Wortgefechte nicht mit, ob es Degen-, Säbel- oder Florettfechten
ist. Zurück zum Rudern. Unterdessen hält die Häme über die deutschen
Schwimmerinnen und Schwimmer [11][auf Twitter an.]
11.03 Uhr, Rudern: Die Kollegen aus dem Olympia-Team fordern, ich soll mich
aufs Rudern konzentrieren. Befehl ist Befehl. Wohlan: Kanadier führen im
Doppel-Zweier. Neulich im Fernsehen bei Olympia nicht richtig hingehört und
„Moppel-Zweier“ verstanden. In die Wohnung gerufen: „Schatz, wir sind im
Fernsehen!"
10.54 Uhr, Verpflegungsstation, Judo: Dieses Olympia-Glotzen färbt auf
alles andere ab. Gerade an der Kaffeemaschine Zweiter gewesen. Wo bleibt
meine Silbermedaille? Jetzt wird's stressig. Weitere Livestreams gehen
online: Fechten und Badminton Mixed. Beim Judo der Männer verliert ein
deutscher Mittelgewichtler (bis 90 Kilo). Begreife plötzlich: Auch ich bin
ein Mittelgewicht. Klingt gar nicht schlecht.
10.36 Uhr, Rudern und Judo: „Es geht hier um die Plätze 13 bis 24“, sagt
der ZDF-Kommentator, „wann kommt der Iraner?“ Drüben beim Judo
Änderungsschneider unter sich, ein irres Gezerre an den Klamotten des
anderen.
10.24 Uhr, Rückblick aufs Vielseitigkeitsreiten: Wenn man das nicht kennt,
denkt man so auf dem Sofa liegend bei diesem Begriff ja erstmal: Wie?
Vielseitigkeit? Reiten auf Pferd, Esel, Muli, Hund und Katz? Was sagen die
Tierschützer dazu? Dann die Erkenntnis, ah! Military! Darf nicht mehr so
heißen. So wie Bundeswehr jetzt Friedenstruppe heißt. Man muss das nur oft
genug sagen. Wobei: Vielseitigkeitscorps wäre ja auch schön. 4:0 beim
Hockey.
10.13 Uhr, deutsche Medaillen: Australien führt zur Halbzeit 3:0, extrem
einseitiges Spiel. Um 10.30 Uhr muss ich mich entscheiden zwischen Judo der
Frauen bis 70 Kilo, Judo der Männer bis 90 Kilo und Rudern der Frauen und
Männer. Gibt's keine Konferenz? The European [12][schlägt vor,] dass auch
E-Sport olympisch werden soll. Im ZDF geht es nur noch um mögliche
Goldmedaillen, die die Deutschen heute holen können/sollen/müssen. Vom
Hockey spricht niemand mehr, seltsam.
9.49 Uhr, Hockey der Männer: Hockey ist gut, nicht so schnell wie viele
andere Sportarten. Zu langsam offensichtlich fürs Netz – niemand twittert
über Hockey. Und Hockey ist auch nicht so abseitig. Warum sind eigentlich
Synchronschwimmen und Tontaubenschießen olympisch und Massensportarten wie
Billard nicht? Schalte um zum ZDF, dort kommentieren gleich zwei Reporter
das Hockeyspiel.
9.37 Uhr, Hockey der Männer: Türkise Trikots auf blauem Grund, mutig, die
Trikotwahl der Australier beim Hockey. Australien führt 2:0. Livestream mit
Ton, aber ohne Kommentator. Wie im Paradies. Die spanischen Spieler
schreien den Schiedsrichter an und fordern einen Videobeweis.
9.33 Uhr, Twitter: Der Fußballer Hans Sarpei ist [13][auch schon im
Olympia-Fieber.] Ganz schön gehässig, der Mann. Gefällt mir.
9.18 Uhr, Hockey: Die Spannung steigt, um 9:30 Uhr beginnt der erste
Livestream, „Hockey (M) Gruppe A (Spanien-Australien)“, es überträgt die
ARD im Netz und schreibt: „Spanien gelang ein beachtliches 1:1 gegen
Pakistan. Aber Australien besiegte 6:0. Wie geht es weiter in der Gruppe
A?“ Wen besiegte Australien denn? Muss man denn alles selbst herausfinden?
8:45 Uhr, Tagesvorbeitung: Ein erster Blick ins Programm für heute und die
Freude steigt: Entscheidungen im Rudern, Rudern und Rudern, dazu noch
Radsport, Kanu, Wasserspringen, Gewichtheben, Fechten, Schwimmen. Bisschen
viel Wasser, da muss man bestimmt häufig pullern. Aber, ne, was freu ich
mich! Ab 9.45 Uhr überträgt das ZDF, dazu diverse Livestreams in den
Mediatheken [14][von ARD] und [15][ZDF.]
***
302 Wettkämpfe, 26 Sportarten, 900 Stunden Livebilder – wer hält das aus?
Gibt es überhaupt irgendeinen Menschen auf diesem Planeten dessen
sportliche Kompetenz für dieses Mammutprogramm ausreicht? Richtig, den gibt
es nicht. Aber endlos viele interessierte Ahnungslose wie taz.de-Redakteur
Maik Söhler.
Also haben wir ihm in einer stillen Ecke der Redaktion eine Couch
zurechtgerückt, reichlich Schnittchen geschmiert und Kaffee gekocht.
Exklusiv wird Söhler heute für sie berichten und seine – und wahrscheinlich
insgeheim auch Ihre – Verzweiflung über einen ganz normalen olympischen Tag
niederschreiben. Knallhart und ehrlich.
Er hat extra darum gebeten ihm Streichhölzer zwischen die Lider zu
schieben, falls er vor lauter Bildergerwirr dankbar die Augen schließt. Sie
sehen, der Mann meint es ernst.
1 Aug 2012
## LINKS
[1] /Gewichtheben-bis-58kg-Frauen/!98387/
[2] /Doping-Spekulationen-bei-Olympia/!98554/
[3] http://twitter.com/stadioncheck/status/230731445201686528
[4] http://youtu.be/v5DXmG9PjGc
[5] /Kolumne-London-Eye/!98424/
[6] http://twitter.com/DOSB/status/230666766525804545
[7] http://www.habenwirschongold.de/
[8] http://olympia.ard.de/apps/java/london2012/liveplayer/index.html
[9] http://ow.ly/i/OyAM
[10] http://twitter.com/LifeOfAToast/status/230606731556839425
[11] http://twitter.com/Stubbsknubbel/status/230591493524570112
[12] http://theeuropean.de/ibrahim-mazari/11836-warum-e-sport-olympisch-werden-…
[13] http://twitter.com/HansSarpei/status/230399005606154240/photo/1
[14] http://olympia.ard.de/apps/java/london2012/liveplayer/index.html
[15] http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/event/1680922/olympia2012/dialog/epg
## AUTOREN
Maik Söhler
Svenja Bednarczyk
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