# taz.de -- Fotodienst Instagram aufgekauft: Facebook geht shoppen | |
> Facebook hat eine Milliarde Dollar für die Fotoplattform Instagram | |
> gezahlt – für 13 Entwickler einer nicht überragenden Software. War das so | |
> viel Geld wert? | |
Bild: Unbekanntes Motiv: Ging es beim Kauf von Instagram um den Nutzerstamm? | |
BERLIN taz | Die Zahl scheint unglaublich groß: 1 Milliarde US-Dollar zahlt | |
Facebook für die kleine Internetfirma Instagram. Deren Kerntätigkeit: per | |
Mobiltelefon geschossene Fotos technisch schlechter, aber optisch hübscher | |
im Internet zu verbreiten, automatisiert auch über Plattformen wie Facebook | |
und Twitter. | |
Etwa 27 Millionen Nutzer und viele Millionen Bilder kann Instagram | |
verzeichnen. Nun wird spekuliert, warum die kleine Firma diese Kaufsumme | |
wert sein soll. | |
Die erste Erklärung ist eine, die bei Start-up-Aufkäufen oftmals stimmt: | |
Der Käufer könnte die Entwickler für sich haben wollen. Ob Google, Facebook | |
oder Apple - oft kauften sie Köpfe, nicht Firmen und deren Produkte. Aber 1 | |
Milliarde Dollar für die 13 Entwickler einer technisch nicht gerade | |
überragenden Software? | |
Auch eine zweite Erklärvariante führt ins Leere: dass Facebook es auf | |
Patente abgesehen haben könnte. Kaufte nicht gerade erst Microsoft für 1,1 | |
Milliarden US-Dollar Patente von AOL, dem Onlinezugangsanbieter aus der | |
Internetfrühphase? Und tobt nicht allgemein ein Streit um Patente auf Hard- | |
und Software? Grundsätzlich ja - nur besitzt Instagram wohl überhaupt keine | |
Patente. | |
Bleibt eine dritte Erklärung: Der Bestand an Nutzern und Fotos selbst liegt | |
im Interesse des Käufers. Und hier kommt die Konkurrenz der Softwarefirmen | |
untereinander ins Spiel. Denn anscheinend hat nicht nur Facebook für | |
Instagram geboten. Für den Konkurrenten Google hätte Instagram eine | |
interessante Erweiterung der eigenen Dienste geboten und die nach wie vor | |
wenig erfolgreiche Plattform für soziale Netzwerke Google Plus um viel | |
Aktivität und Nutzer anreichern können. | |
## Die Kassen sind prall gefüllt | |
Immerhin befindet sich auch Microsoft derzeit auf Shopping-Tour, so wie | |
auch Apple. Die Kassen der Softwarefirmen sind offenbar prall gefüllt. | |
Offenbar hatten die Instagram-Gründer den Preis kurzfristig hochtreiben | |
können. Sie schlossen noch vor wenigen Tagen eine zweite große | |
Finanzierungsrunde ab, bei der sie 10 Prozent des Unternehmens für 50 | |
Millionen US-Dollar an verschiedenen Wagniskapitalgeber veräußerten. Der | |
Gesamtwert hätte demnach bei 500 Millionen Dollar gelegen - also fast 20 | |
Dollar pro Nutzer oder Nutzerin der Software auf Apple- und | |
Android-Geräten. | |
Nun zahlt Facebook fast das Doppelte - 37 Dollar pro Nutzerkonto. Ob diese | |
Summe angemessen ist? Man darf getrost daran zweifeln. Aber Facebook | |
mangelt es, wenige Wochen vor dem Börsengang an der New Yorker | |
Technologiebörse Nasdaq, nicht an Kleingeld: Mark Zuckerbergs Firma wird | |
auf einen Wert von etwa 100 Milliarden Dollar taxiert. Der Kauf von | |
Instagram sei ein "wichtiger Meilenstein für Facebook", sagte Zuckerberg. | |
"Zum ersten Mal überhaupt haben wir ein Produkt und eine Firma mit so | |
vielen Nutzern erworben." | |
Aber es gibt auch kritische Stimmen: Angesichts der hohen Summen, die | |
derzeit für Internetfirmen gezahlt werden, warnen Branchenexperten bereits | |
vor einer neuen Internetblase. | |
10 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Falk Lüke | |
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