# taz.de -- Interne Dokumente der Atomlobby: Professor Dankeschön | |
> Die Papiere der Atomlobby verraten viele Stories. Eine ist die eines | |
> Professors, an den für eine Studie 135.000 Euro fließen sollten - über | |
> das Konto der Frau. | |
Bild: Hat nur eine "Kommunikationsleistung" erbracht: Prof. Joachim Schwalbach. | |
BERLIN taz | Die [1][internen Unternehmensdokumente] zur Lobbykampagne der | |
Atomkonzerne, die die taz veröffentlicht, geben Einblick in einen | |
umfassenden Handwerkskasten der Macht. | |
Die taz hat sich mit den Details der Kampagne "Energieverantwortung für | |
Deutschland", die die Düsseldorfer Agentur [2][Deekeling Arndt Advisors] | |
von Mai 2008 bis zur Bundestagswahl im September 2009 im Auftrag des | |
Deutschen Atomforums durchgeführt hat, ausgiebig befasst. | |
Unter den zahlreichen Maßnahmen scheint eine besonders hervor: Die | |
Geschichte des Berliner Professors [3][Joachim Schwalbach], Ökonom an der | |
[4][Humboldt Universität Berlin], die zu den angesehensten Universitäten | |
Deutschlands gehört. | |
Joachim Schwalbach sollte vorrechnen, warum Kernenergie nicht nur den | |
Konzernen Milliarden bringt, sondern vor allem der Gesellschaft nütze. | |
"Kennziffern" sollte er dazu erheben, mit denen die "Gesellschaftsrendite" | |
der Atomkraft offensichtlich würde. Eingebunden war die geplante Studie als | |
fester Bestandteil der Atomkampagne. Kurz vor der Bundestagswahl 2009, so | |
die ursprüngliche Planung, sollte sie platziert werden. Doch es kam nie | |
dazu. Denn aufgrund von Streitigkeiten wurde das Vorhaben abgebrochen. | |
## Ein Gefälligkeitsgutachten? | |
Schwalbach, der als Wissenschaftler gern | |
[5][gastkommentar-joachim-schwalbach-gegen-den-madoff-im-manager/501422.htm | |
l:mehr Anstand und Moral in Deutschlands Chefetagen einfordert] und für das | |
[6]["Leitblid des ehrbaren Kaufmanns"] eintritt, behauptet heute, er sei | |
damals nicht bereit gewesen, ein "Gefälligkeitsgutachten" zu schreiben. In | |
Kreisen der Energiekonzerne sorgt diese Darstellung für Empörung. | |
Dort wird behauptet: Schwalbachs Zwischenergebnisse seien selbst so | |
unbelastbar und gefällig gewesen, dass eine Fortführung des Projekts | |
sinnlos und peinlich geworden wäre. | |
Tatsächlich wird der Wissenschaftler nun einige Fragen beantworten müssen: | |
Denn Schwalbach ließ sich nicht nur auf die fragwürdige Zusammenarbeit mit | |
der Atomlobby ein, die dann das Projekt stoppte. Die dafür verabredeten | |
135.000 Euro sollten außerdem auch nicht etwa an seine Universität, sondern | |
auf das Konto seiner Ehefrau fließen. | |
[7][Astrid Drabant-Schwalbach] besitzt eine Kommunikationsagentur namens | |
[8]["GlobalKomm"], ein Ein-Personen-Unternehmen mit Sitz im gemeinsamen | |
Wohnhaus des Ehepaars. Sie sagt heute: Es sei von Anfang an klar gewesen, | |
dass es sich bei dem Auftrag nicht um Wissenschaft, sondern um eine | |
"Kommunikationsleistung" gehandelt habe. | |
Diese und mehr Details über die Schwalbach-Affäre sowie die ganze | |
Geschichte über die geheimen Dokumente der Atomlobby lesen Sie am | |
Wochenende in der sonntaz, dem Wochenendmagazin der taz. Erhältlich an | |
jedem gut sortierten Kiosk, im eKiosk oder per Wochenendabo. | |
29 Oct 2011 | |
## LINKS | |
[1] /rechercheblog | |
[2] http://www.deekeling-arndt.de/ | |
[3] http://enim.wiwi.hu-berlin.de/management/team/schwalbach | |
[4] http://www.hu-berlin.de/ | |
[5] http://www.ftd.de/meinung/kommentare/ | |
[6] http://www.der-ehrbare-kaufmann.de/zum-leitbild-des-ehrbaren-kaufmanns/das-… | |
[7] http://www.dprg.de/Meldungen/Neue-Akademische-Leitung-bei-PZOK/177 | |
[8] http://www.globalkomm.de/ | |
## AUTOREN | |
M. Kaul | |
S. Heiser | |
## TAGS | |
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