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# taz.de -- Reaktionen auf taz-Veröffentlichung: Breite Lobby gegen Lobbyismus
> Nach der Veröffentlichung von Atomlobby-Dokumenten fordern Politiker
> sowie NGO schärfere Regeln. Bärbel Höhn erklärt, dies sei nur die "Spitze
> des Eisbergs".
Bild: Alles nur die Frage einer starken Lobby?
BERLIN taz | Nach der [1][Veröffentlichung interner Lobbydokumente] am
Samstag durch die taz haben PolitikerInnen und
Nichtregierungsorganisationen schärfere Regeln gegen verdeckten Lobbyismus
gefordert. "Wir brauchen ein Lobbyregister und Regeln, die transparent
machen, von welchen Interessenvertretern in Deutschland an wen Geld
fließt", sagte Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin am Sonntag der taz.
"Die Veröffentlichungen zeigen, dass es mit einer generalstabsmäßigen und
guten Kampagne möglich ist, einen großen Teil redaktioneller
Berichterstattung zu beeinflussen", sagte Trittin. "Wir müssen uns deshalb
auch fragen: Wieso lassen sich Journalisten für so etwas einspannen?"
Die taz hatte am Wochenende interne Dokumente aus der Atomlobby [2][auf
ihrer Homepage veröffentlicht]. Die Dokumente geben Einblick in eine
Kampagne, mit der von Mai 2008 bis zur Bundestagswahl im Herbst 2009 eine
öffentliche "Grundstimmung pro Laufzeitverlängerung" hergestellt werden
sollte. Ein wichtiger Punkt war dabei, durch Pressereisen und
Hintergrundgespräche mit Journalisten Einfluss auf deren Berichterstattung
zu nehmen.
Die grüne Fraktionsvize Bärbel Höhn sagte der taz: "Was nun durch diese
Unterlagen herausgekommen ist, ist nur die Spitze des Eisberges. Wir
brauchen eine Debatte, wie man versteckte PR und gekaufte Artikel
unterbinden kann."
## "Es kann keine Frage des Geldes sein."
Auch SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber sprach sich für ein verbindliches
Lobbyregister aus. Darin müsse transparent gemacht werden, welche
Interessenvertreter im Deutschen Bundestag für wen tätig seien: "Es kann
nicht sein, dass es eine Frage des Geldes ist, aus einer
Minderheitenmeinung eine vermeintliche Mehrheitsmeinung zu machen."
Zustimmung kam auch von Nichtregierungsorganisationen. Christian Humborg,
Geschäftsführer von Transparency Deutschland, sagte der taz: "Ich hoffe,
dass manche Redaktionen die Veröffentlichung zum Anlass nehmen zu prüfen,
wie kritisch sie mit angebotenen Informationen und Vorteilen der Atomlobby
umgegangen sind."
Ulrich Müller, Geschäftsführer von LobbyControl: "Die Redaktionen, die in
den Papieren genannt sind, müssen nun Stellung beziehen: Wie ist das
gelaufen und wie positionieren sie sich dazu?"
## Süddeutsche Zeitung widerspricht Einfluss
Den Anfang machte die Süddeutsche Zeitung. In den Unterlagen hieß es, die
vom Atomforum beauftragte Agentur habe eine "Verschiebung der bereits
geplanten Veröffentlichung weiterer Kinderkrebs-Studien durch Süddeutsche
Zeitung auf Zeitpunkt nach Bundestagswahl erreicht". Wolfgang Krach,
stellvertretender Chefredakteur, sagt dazu: "Diese Behauptung ist absurd
und entbehrt jeder Grundlage. Einen solchen Fall hat es bei uns im Haus nie
gegeben."
Sowohl das Deutsche Atomforum als auch die beauftragte Agentur Deekeling
Arndt Advisors bemühten sich dagegen am Wochenende um ruhige Töne. Der
Generalbevollmächtigte des Atomforums, Dieter Marx, sagte, es sei "ein ganz
üblicher Vorgang, dass man über Öffentlichkeitsarbeit versucht, die
Öffentlichkeit zu beeinflussen. Das macht Greenpeace auch." Er betonte:
"Wir haben nichts gemacht, was nicht legal wäre."
Die Agentur Deekeling Arndt Advisors schreibt in einer Stellungnahme:
"Selbstverständlich stehen wir voll hinter der Art und Weise der damals von
uns geleisteten Arbeit. Sie ist nach unserer Überzeugung in professioneller
und moralisch unangreifbarer Weise ausgeführt worden."
Die Dokumente der Atomlobby finden Sie [3][HIER].
30 Oct 2011
## LINKS
[1] http://blogs.taz.de/rechercheblog/
[2] /taz-enthuellt/!80743/
[3] http://blogs.taz.de/rechercheblog/
## AUTOREN
M. Kaul
S. Heiser
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
Schwerpunkt Atomkraft
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