# taz.de -- Belgien plant Atomausstieg: Ohne Meiler is' geiler | |
> Keine AKWs mehr in Belgien. Die Energiewende soll allerdings erst nach | |
> der Planung alternativer Quellen beginnen. Frankreich droht nun in Europa | |
> die energiepolitische Isolation. | |
Bild: Kühlturm des AKWs im belgischen Tihange nahe der deutschen Grenze. | |
BRÜSSEL taz | Nach Deutschland will auch Belgien aus der Atomkraft | |
aussteigen. Anders als Berlin will die neue Regierung in Brüssel aber | |
zunächst Pläne für alternative Energiequellen ausarbeiten. Ein konkretes | |
Datum für den endgültigen Atomausstieg gibt es noch nicht. Die belgische | |
Regierung bezog sich bei ihrer Ankündigung auch nicht auf das "Vorbild" | |
Deutschland, sondern auf ein altes Ausstiegs-Gesetz aus dem Jahre 2003. | |
Bis 2015 sollen zunächst die drei ältesten Reaktoren abgeschaltet werden. | |
Die übrigen vier Meiler dürften mindestens noch bis 2025 am Netz bleiben, | |
wie es das alte Ausstiegs-Gesetz vorsah. In der Zwischenzeit will Belgien | |
versuchen, den Atomstrom durch Energie aus Windkraftwerken zu ersetzen, die | |
an der belgischen Nordseeküste errichtet werden sollen. | |
Belgien deckt seinen Energiebedarf derzeit zu rund 55 Prozent aus | |
Atomstrom, der von der belgischen Filiale des französischen Konzerns Gaz de | |
France (GdF Suez) produziert wird. Erst 2009 war eine Verlängerung der | |
Laufzeiten um zehn Jahre beschlossen worden; durch die belgische | |
Regierungskrise wurde dieser Beschluss jedoch schnell zu Makulatur. | |
Nun versucht die neue Regierung um den wallonischen Politiker Elio Di Rupo | |
einen neuen Anlauf. Die Koalitionspartner konnten sich am Sonntagabend | |
jedoch nur auf das Prinzip eines Ausstiegs einigen. Details soll die neue | |
Regierung erst in sechs Monaten ausarbeiten. | |
## Staatliche Kontrolle der Energiepreise | |
Erst dann soll auch festgelegt werden, wie hoch die Abgabe ausfällt, die | |
die Atomkraftbetreiber an die Regierung zahlen müssen. Die Abgabe werde | |
"kräftig erhöht", hieß es in Brüssel. Mit dem Erlös sollen künftig | |
alternative Energien gefördert werden. Auch sollen die Preise auf dem | |
Energiemarkt schärfer kontrolliert werden. Damit will man "unangemessene" | |
Preissteigerungen wegen des Ausstiegs aus der Atomkraft verhindern. | |
Die Ankündigung aus Brüssel bringt die französische Regierung in die | |
Bredouille, denn sie sieht sich mit ihrer Atomkraft-Politik zunehmend | |
isoliert. Probleme bekommt nun auch GDF Suez. Ein Analyst sprach von einem | |
"Worst Case Szenario" für den französischen Energiekonzern; der Aktienkurs | |
brach gestern ein. Auch der größte französische Stromkonzern EDF kam an der | |
Börse unter Druck. | |
Während sich die Atomgegner in Belgien freuen dürfen, erlitt der deutsche | |
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz eine Niederlage in den | |
Niederlanden. Die Regierung in Den Haag genehmigte dem Urenco-Konzern die | |
Erweiterung seiner Urananreicherungs-Kapazität. Damit kann Urenco in Almelo | |
zukünftig Uran für den Betrieb von etwa 50 Atomkraftwerken pro Jahr | |
vorbereiten. | |
31 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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