| # taz.de -- FDP-Minister torpediert Energiewende: Rösler will bei Solaranlagen… | |
| > Kritiker sprechen von "industrie- und energiepolitischem Unsinn". Mit der | |
| > Forderung die Solarindustrie zu deckeln, versetzt Rösler die Branche in | |
| > Unruhe - und die eigene Fraktion. | |
| Bild: Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler arbeitet konsequent daran, dass… | |
| BERLIN taz | Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) will den Neubau | |
| von Solaranlagen im nächsten Jahr drastisch verringern. Eine "Reduzierung | |
| des Ausbaus auf 1.000 Megawatt pro Jahr" werde maßgeblich dazu beitragen, | |
| die Kosten zu begrenzen", sagte Rösler der Rheinischen Post. Eine solche | |
| Deckelung würde einen massiven Einschnitt bedeuten: 2010 wurden Anlagen mit | |
| einer Leistung von über 7.000 Megawatt installiert, für 2011 wird mit einem | |
| Wert von 5.000 Megawatt gerechnet. Offizielles Ziel der Regierung waren | |
| bisher 3.500 Megawatt. Allerdings ist dies kein fester Deckel, sondern ein | |
| Richtwert; wenn er überschritten wird, sinkt die Förderung von Solarstrom | |
| stärker als geplant, bei einem Zubau von unter 2.500 Megawatt hingegen | |
| weniger stark. | |
| In der Solarbranche sorgte Röslers Ankündigung für Unruhe. "Solche | |
| Äußerungen führen zu starker Verunsicherung", sagte Stephan Hansen, | |
| Vorstand des Herstellers First Solar. In anderen Ländern habe sich gezeigt, | |
| dass ein fester Deckel für Solarenergie den Markt zum Zusammenbruch bringe. | |
| Er gehe aber nicht davon aus, dass Röslers Vorschlag so umgesetzt werde, | |
| sagte Hansen. "Ich vertraue auf das Augenmaß der Regierung." | |
| In der Tat ist Röslers Plan innerhalb der schwarz-gelben Koalition nicht | |
| unumstritten. Während der energiepolitische Sprecher der Unionsfraktion, | |
| Joachim Pfeiffer, einen "festen Deckel" am Donnerstag klar begrüßte, lehnte | |
| Umweltminister Norbert Röttgen (ebenfalls CDU) diesen ausdrücklich ab, weil | |
| er zu einem abrupten "Abbruch der Förderung" und damit zu fehlender | |
| Investitionssicherheit führe. | |
| Auch aus Röslers eigener Partei kam Widerspruch: Es gebe bisher keinen | |
| Beschluss, sondern nur einen Prüfauftrag an das Wirtschafts- und das | |
| Umweltministerium, wie die Kosten der Solarenergie reduziert werden | |
| könnten, sagte der umweltpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Michael | |
| Kauch. "Die FDP-Fraktion befürwortete jedenfalls keinen festen Deckel", | |
| sagte Kauch. Möglich sei aber eine stärkere Absenkung der Vergütung für den | |
| Strom aus Solaranlagen. | |
| ## Nur 15 Prozent des Ökostroms | |
| Derzeit bekommen die Betreiber eine Solaranlage je nach Größe zwischen 22 | |
| und 29 Cent pro Kilowattstunde vergütet; die Mehrkosten im Vergleich zum | |
| Börsenpreis, der etwa bei 5 Cent liegt, werden auf alle Stromkunden mit | |
| Ausnahme großer Industriebetriebe umgelegt. | |
| Solarenergie steht in der Kritik, weil sie etwa die Hälfte der Förderkosten | |
| der erneuerbaren Energien bekommt, aber nur 15 Prozent des Ökostroms - und | |
| damit 3,5 Prozent des Gesamtstroms - liefert. Allerdings verzeichnet die | |
| Erzeugung von Solarstrom den stärksten Preisrückgang; zum 1. Januar | |
| nächsten Jahres soll die Vergütung um weitere 15 Prozent sinken, zur | |
| Jahresmitte erneut um 12 bis 15 Prozent. | |
| Ziel der Bundesregierung ist es, dass die Mehrkosten der Stromkunden für | |
| erneuerbare Energie nicht weiter steigen. Derzeit tragen sie mit 3,5 Cent | |
| pro Kilowattstunde etwa 15 Prozent zum Strompreis eines Privathaushalts | |
| bei, wobei allerdings die dämpfende Wirkung des Ökostromangebots auf den | |
| Börsenpreis nicht gegengerechnet ist. | |
| Im nächsten Jahr bleibt der Betrag konstant, aber für 2012 rechnen die | |
| Stromnetzbetreiber mit 3,7 bis 4,7 Cent. Dieser Anstieg gehe aber vor allem | |
| darauf zurück, dass die Bundesregierung immer mehr Unternehmen von der | |
| Umlage befreie, erklärte der energiepolitische Sprecher der | |
| Grünen-Fraktion, Hans-Josef Fell. Dies seien "Milliardengeschenke an die | |
| Industrie zulasten der Verbraucher". Eine Deckelung der Solarenergie sei | |
| "industrie- und energiepolitischer Unsinn", sagte Fell. | |
| 17 Nov 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| M. Kreutzfeldt | |
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