| # taz.de -- Klima- und Umweltpolitik der EU: Kommission und Parlament lockern Z… | |
| > Die EU-Kommission will Umweltstandards „optimieren“. Das EU-Klimaziel für | |
| > 2040 wurde endgültig beschlossen – mit einer Hintertür. | |
| Bild: WWF demonstriert vor dem Reichstagsgebäude zur ersten Sitzung im Bundest… | |
| Nachdem die EU das Lieferkettengesetz aufgeschoben und ausgehöhlt hat, | |
| knöpft sie sich nun die Umweltgesetze vor. Ein sogenannter „Umwelt-Omnibus“ | |
| soll die europäische Gesetzgebung vereinfachen und die Kosten für | |
| Unternehmen senken. | |
| Bis zu 1 Milliarde Euro könnten europäische Firmen jährlich einsparen, | |
| verspricht die EU-Kommission in ihrem Entwurf, der am Mittwoch in Brüssel | |
| vorgelegt wurde. Umweltverbände sprechen von „Deregulierungstheater“. | |
| Der Entwurf sieht „optimierte“ Umweltprüfungen für die Erteilung von | |
| Genehmigungen, vereinfachte Normen für umweltschädliche Emissionen und | |
| „effektivere digitale Lösungen“ zur Erfassung von Gefahrstoffen vor. | |
| Außerdem sollen die Rechtsvorschriften für Batterien, Verpackungen, | |
| elektronische Geräte, Einwegkunststoffartikel und Abfälle gelockert werden | |
| – um die Hersteller zu entlasten und die Verantwortung EU-weit zu regeln. | |
| ## Umweltstandards nicht angetastet? Experten skeptisch | |
| Der Vereinfachungsprozess werde in den nächsten Jahren fortgesetzt, | |
| kündigte Kommissionsvizepräsidentin Teresa Ribera an. So soll 2026 ein | |
| Gesetz über die Kreislaufwirtschaft kommen – wiederum mit einfacheren | |
| Vorschriften und niedrigeren Kosten. | |
| Die hohen europäischen Umweltstandards würden nicht angetastet, betonte | |
| Ribera. Das sehen viele Experten allerdings anders. Sie warnen vor einem | |
| Kahlschlag, der nicht nur die Umwelt gefährde, sondern auch die Verbraucher | |
| unnötigen Risiken aussetze. | |
| „Wir erleben in Brüssel derzeit eine ganze Kaskade von | |
| Deregulierungsinitiativen, die als Vereinfachung verkauft werden, aber in | |
| Wahrheit zentrale Schutzstandards aushöhlen“, sagt Raphael Weyland, | |
| Büroleiter des Nabu in Brüssel. | |
| Den Umweltschutz zu entkernen könne zwar kurzfristig bequem erscheinen, | |
| führe aber zwangsläufig zu einer schlechteren Datenlage, weniger Planungs- | |
| und Rechtssicherheit und [1][insgesamt höheren Folgekosten]. | |
| „Unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus wird Europas jahrzehntelang | |
| bewährte Umweltschutzgesetzgebung gezielt geschreddert“, kritisiert der | |
| WWF. Verantwortlich dafür sei auch Deutschland, meint die frühere grüne | |
| Europaabgeordnete Ska Keller, die jetzt beim WWF Deutschland für | |
| Europapolitik zuständig ist. | |
| Mit dem Umwelt-Omnibus wolle Brüssel „im Schnelldurchlauf“ bedenkliche | |
| „Verwässerungen“ bei der Industrieemissionsrichtlinie, bei Planungs- und | |
| Genehmigungsverfahren und bei der Herstellerverantwortung durchsetzen. Eine | |
| Folgenabschätzung fehle. | |
| ## EU hat sich auf Klimaziel geeinigt | |
| Rückendeckung bekommt die EU-Kommission dagegen vom CDU-Europaabgeordneten | |
| Peter Liese. „In all den betroffenen Bereichen wird der Kern der | |
| Umweltgesetzgebung nicht angepasst“, sagte er. „Wir müssen das Umweltrecht | |
| entschlacken, gerade weil wir es erhalten wollen.“ | |
| Das Europaparlament muss dem „Umwelt-Omnibus“ noch zustimmen. Zuletzt haben | |
| CDU/CSU und die ihr verbundene Europäische Volkspartei (EVP) mehrere | |
| Umwelt- und Klimagesetze [2][mit den Stimmen von Rechten und | |
| Rechtsradikalen im Parlament gelockert und auf die lange Bank geschoben]. | |
| Allerdings gibt es auch eine gute Nachricht aus Brüssel: Das EU-Klimaziel | |
| für 2040 wurde endgültig festgeklopft. Unterhändler aus dem EU-Parlament | |
| und dem Rat der Mitgliedstaaten einigten sich in der Nacht zu Mittwoch | |
| darauf, den Treibhausgasausstoß in der EU bis 2040 grundsätzlich um 85 | |
| Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. | |
| Der Kompromiss sieht eine Hintertür vor. So dürfen die EU-Staaten bis zu 5 | |
| Prozentpunkte durch CO₂-Zertifikate aus dem Ausland anrechnen. Das könnte | |
| zu einer Gesamtreduktion von 90 Prozent führen. | |
| Dahingehend konnte das Parlament durchsetzen, dass für die ausländischen | |
| Zertifikate strengere Regeln gelten. Sie dürfen nunmehr keine Projekte | |
| finanzieren, die „strategischen Interessen“ der EU zuwiderlaufen. Dies | |
| richtet sich vor allem gegen China, das in der Vergangenheit profitierte. | |
| Das neue 85-Prozent-Ziel werde nicht leicht zu erreichen sein, warnte die | |
| österreichische Grünen-Abgeordnete Lena Schilling. „Wenn wir Klimagesetze | |
| weiter verwässern, gefährden wir dieses Ziel ernsthaft.“ Deshalb sei eine | |
| „Kurskorrektur“ nötig – doch die zeichnet sich nicht ab. Im Gegenteil: D… | |
| Deregulierung geht auch 2026 weiter. | |
| 10 Dec 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Abschwaechung-der-EU-Waldschutzverordnung/!6135656 | |
| [2] /EU-Parlament-schwaecht-Lieferkettengesetz/!6129590 | |
| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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