| # taz.de -- Kein Vorkaufsrecht beim Holsten-Areal: Hamburg verschenkt schon wie… | |
| > Der Hamburger Senat hat darauf verzichtet, sein Vorkaufsrecht für das | |
| > Holsten-Areal zu ziehen. Das hat schon mehrere Spekulationswellen hinter | |
| > sich. | |
| Bild: Seit Jahren eine Brache: das Holsten-Gelände | |
| Der Hamburger Senat hat ein weiteres Mal darauf verzichtet, sein | |
| Vorkaufsrecht für das ehemalige Grundstück der Holsten-Brauerei im | |
| Stadtteil Altona in Anspruch zu nehmen. Und dies, obwohl das Grundstück in | |
| den vergangenen Jahren mehrfach spekulativ verkauft worden war – bis der | |
| Preis eine Höhe erreicht hatte, bei der es kaum mehr wirtschaftlich zu | |
| verwerten war. Jetzt läuft der Senat Gefahr, den Fehler des damaligen | |
| Bürgermeisters Olaf Schlolz (SPD) von 2016 zum zweiten Mal zu begehen. | |
| Damals hatte der Senat auf sein Vorkaufsrecht verzichtet, um dem | |
| Holsten-Mutterkonzern Carlsberg einen lukrativen Verkauf seines am Bahnhof | |
| Altona gelegenen Grundstücks zu ermöglichen. Im Gegenzug willigte der | |
| Konzern ein, seine neue Brauerei wieder auf Hamburger Stadtgebiet zu | |
| errichten. | |
| Ging das Grundstück zunächst für 150 Millionen Euro über den Tresen, waren | |
| es nach mehreren Verkaufsrunden 320 Millionen. Letzter Käufer war die | |
| Luxemburger [1][Adler Group, die 2021 in wirtschaftliche Schwierigkeiten | |
| geriet]. Im Zuge seiner Sanierungsbemühungen [2][hat der Konzern das | |
| Grundstück Anfang November einem Konsortium aus den Hamburger Unternehmen | |
| Quantum und Hanse-Merkur] sowie dem kommunalen Wohnungsunternehmen Saga und | |
| der Hamburger Sparkasse (Haspa) verkauft – unter dem Preis, den Carlsberg | |
| beim ersten Verkauf erzielt hat. | |
| Das Konsortium will rund eine Milliarde Euro in das Areal investieren, wie | |
| es hieß. Dabei sollen auch Teile der historischen Bausubstanz erhalten und | |
| in das neue Viertel integriert werden. Etwa 50 Prozent der neu geplanten | |
| Wohnungen sollen entweder Sozialwohnungen werden oder für Studierende und | |
| Auszubildende zur Verfügung stehen. | |
| ## Die Stadt sollte mehr fordern als vom bisherigen Investor | |
| Damit liege das Angebot über dem von der Stadt normalerweise geforderten | |
| Mix aus einem Drittel Sozialwohnungen, frei zu vermietenden Wohnungen und | |
| Eigentumswohnungen, sagt Mike Schlink, der Sprecher des Bezirksamts Altona. | |
| Schlink zufolge ist noch unklar, wie viele Wohnungen das | |
| Investorenkonsortium in dem neuen Quartier errichten will und ob das aus | |
| Sicht des Bezirks tragfähig wäre. „Am Ende werden wir es in einem | |
| städtebaulichen Vertrag festhalten“, sagt der Sprecher des Bezirksamtes. | |
| Die Frage ist, was die Stadt mit diesem Vertrag wird durchsetzen können. | |
| Der Vertragsentwurf mit dem alten Investor sah zwei Drittel Wohnungen – | |
| darunter inklusive Wohnprojekte – und ein Drittel Gewerbe vor. Es sollten | |
| ein Handwerkerhof, ein Hotel, kleine Läden und Kitas gebaut werden. | |
| Vorgesehen war auch ein öffentlicher Park, die Erhaltung einiger | |
| Bestandsbauten sowie ein Mobilitätskonzept, das den Autoverkehr reduzieren | |
| sollte. | |
| Mit den neuen Eigentümern sollte es möglich sein, mindestens diese | |
| Kriterien zu erreichen. Interessant wird es bei darüber hinaus reichenden | |
| Forderungen. So hatte sich der Senat vor drei Jahren [3][mit der | |
| Volksinitiative Keine Profite mit Boden und Miete darauf geeinigt, keine | |
| städtischen Immobilien] mehr zu verkaufen und auf städtischem Grund 33 | |
| Prozent Sozialwohnungen mit 100-jähriger Bindung errichten zu lassen. | |
| Ob sich das erreichen lässt, ohne dass die Stadt gekauft hat, ist | |
| zweifelhaft. Dabei hat der Senat versprochen, 1.000 solcher Wohnungen im | |
| Fünfjahresdurchschnitt zu bauen. Das Vorkaufsrecht hätte eine Gelegenheit | |
| dazu geboten – und auch eine Gelegenheit, weitere Spekulationen mit den | |
| Immobilien auf dem Areal zu unterbinden. | |
| 9 Dec 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Gernot Knödler | |
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