| # taz.de -- BDI-Kritik an der Wirtschaftspolitik: Hört auf zu jammern | |
| > BDI-Chef Leibinger redet die deutsche Wirtschaftslage schlechter, als sie | |
| > ist. Dieses Gejammere ist unangemessen und schwächt den Zusammenhalt. | |
| Bild: Will noch mehr Steuergeschenke: Peter Leibinger, Präsident des Bundesver… | |
| Die Unternehmen in Deutschland haben eine Repräsentationskrise. Das zeigt | |
| der Verband der Familienunternehmen, deren Spitze sich erst der | |
| rechtsextremen AfD geöffnet hatte und [1][nach Protesten aus der eigenen | |
| Mitgliedschaft zurückgerudert ist]. Das demonstrieren die | |
| Vertreter:innen der deutschen Arbeitgeberverbände, die bei ihrer | |
| Vollversammlung die SPD-Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas rüpelhaft | |
| auslachten. Dabei wird das Gros der Verbandsmitglieder auf | |
| Sozialpartnerschaft, Kompromiss und Ausgleich setzen und sich gute | |
| Beziehungen zur Ministerin wünschen. | |
| Und auch der Chef des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI) dürfte | |
| nicht die Mehrzahl der Verbandsmitglieder repräsentieren. Die deutsche | |
| Wirtschaft befinde sich „im freien Fall“, erklärt BDI-Chef Peter Leibinger. | |
| Übersetzt: Er will noch mehr Steuergeschenke und das Schleifen des | |
| Sozialstaats. Aber Unternehmen haben ganz andere Probleme, etwa den | |
| Fachkräftemangel. | |
| Manager:innen und Eigentümer:innen von Unternehmen dürfen solche | |
| Vorstöße nicht länger hinnehmen. Sie sollten auf Repräsentant:innen | |
| setzen, die ihren Interessen tatsächlich dienen. Die Bundesregierung, und | |
| auch ihre Vorgängerinnen, ist den Forderungen der Wirtschaftsverbände stets | |
| entgegengekommen: [2][Steuern wurden gesenkt], höhere Abschreibungen auf | |
| Investitionen ermöglicht, Betrieben wurde bei den hohen Energiekosten unter | |
| die Arme gegriffen. Hunderte von Milliarden Euro stehen in den kommenden | |
| Jahren für die Infrastruktur zur Verfügung. Doch statt konstruktiv damit | |
| umzugehen, jammern Verbandsvertreter:innen auf hohem Niveau und | |
| zeigen mit dem Finger auf den Sozialstaat. Sie stellen damit die | |
| Bindekräfte der Gesellschaft infrage. | |
| Die deutsche Wirtschaft ist trotz des anhaltenden Konjunkturtiefs stabil, | |
| auch wenn einzelne Branchen Probleme haben. Was eine Wirtschaft „im freien | |
| Fall“ ist, haben etwa lateinamerikanische Länder mit zweistelliger | |
| Inflationsrate und Massenarmut gezeigt. | |
| Von so etwas kann hierzulande keine Rede sein. Die Gewinne der meisten | |
| Unternehmen sprudeln nach wie vor, bei manchen nur nicht mehr so stark wie | |
| in der Vergangenheit. Manager:innen und Eigentümer:innen müssen | |
| sich fragen, was denn ihr Anteil am anhaltenden Abschwung ist. Zum | |
| Beispiel: [3][Warum schütten Unternehmen viele Milliarden an | |
| Anteilseigner:innen aus,] statt sie in zukunftsfähige Geschäftsmodelle | |
| zu investieren? Die Verantwortung für ihre Wettbewerbsfähigkeit liegt | |
| zuallererst bei den Unternehmen selbst. | |
| 2 Dec 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anja Krüger | |
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