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# taz.de -- Kritik an Rheinmetall-Niederlassung: Aufrüstungsprotest am Soldate…
> Aktivist*innen haben das Kriegerdenkmal „Heger Tor“ in Osnabrück
> umgewidmet. Sie protestieren so gegen eine geplante
> Rheinmetall-Niederlassung.
Bild: War nicht lange zu sehen: Der Schriftzug am Kriegerdenkmal Heger Tor in O…
In der Nacht vom 25. auf den 26. November hatte das Kriegerdenkmal Heger
Tor in Osnabrück Besuch von Antimilitarismus-AktivistInnen. Danach trug der
triumphbogenartige Bau statt seiner goldenen Original-Inschrift, gewidmet
„den Osnabrückischen Kriegern, die bei Waterloo den 18. Juni 1815 deutschen
Muth bewiesen“, in schwarz auf weiß die Botschaft: „Kriegstüchtig? Nicht
mit uns! Rausmetall.org.“
Es war eine Protestaktion gegen eine mögliche Niederlassung des
Rüstungskonzerns Rheinmetall in Osnabrück, im krisenbedrohten VW-Werk –
eine Konversionsdebatte, [1][über die auch die taz berichtet hat.]
[2][Rausmetall versteht sich nicht als feste Gruppe, sondern als Motto],
hinter dem viele zusammenkommen, offen auftretende Personen, aber auch
Unbekannte. Der vergangene Woche auf das Heger Tor angebrachte Schriftzug
spielt auf die Forderung von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius
(SPD) an. Deutschland müsse „bis 2029 kriegstüchtig sein“, sagte er Mitte
2024. Pistorius war 2006 bis 2013 Osnabrücker Oberbürgermeister. Besonders
in der [3][selbsternannten „Friedensstadt“ Osnabrück] hört sich seine
Forderung seltsam an.
## Rausmetall-Botschaft war nicht lange zu sehen
Das Heger Tor, 1817 erbaut, gedenkt Soldaten aus Osnabrück, die in der
King’s German Legion unter dem britischen Befehlshaber Wellington bei
Waterloo gegen Napoleon kämpften. Die Rausmetall-Botschaft war auf ihm
nicht lange zu sehen. Nach zwei Reinigungsmaßnahmen im Auftrag der Stadt,
2.500 Euro teuer, war sie weg.
Am Montag gab die Stadt dann bekannt, dass die vergoldete Legierung der
historischen Inschrift beschädigt wurde und restauriert werden muss. „Die
Kosten für diese Restaurierung dürften nach einer ersten Einschätzung ein
Vielfaches der Reinigungskosten betragen“, so ein Sprecher.
Der Aktivist Sascha Bachmann von „Rausmetall“ sagte der taz, das
Waterloo-Tor sei aus mehreren Gründen ideal für die Aktion gewesen: „Es
ehrt einen Kriegspakt, das Sterben fürs Vaterland, den Patriotismus. Und es
bot eine besonders gute Sichtbarkeit, denn das ist ja ein Ort, den alle
Osnabrücker kennen.“ Die Website, auf die die neue Inschrift führte, zählt
die argumentativen Hintergründe auf, „gegen das aktuelle
Kriegstreiberei-Narrativ“, so Bachmann.
Rausmetall wolle „eine Entmilitarisierung der Gesellschaft, weniger Waffen
statt mehr“, heißt es da. Und gefordert wird: „Keine Aufrüstung, weder bei
den Armeen noch an den Grenzen und bei der Polizei. Nicht nur ein
Osnabrück, sondern eine Welt ohne Rheinmetall und auch ohne alle anderen
Rüstungskonzerne!“
## Osnabrück verurteilt „Beschmierung des Wahrzeichens“
Die CDU Osnabrück-Stadt verurteilt die „Beschmierung unseres historischen
Wahrzeichens“ auf Instagram mit „größter Entschiedenheit“. Osnabrücks
Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU) hatte sich in der Neuen
Osnabrücker Zeitung im Frühjahr 2025 zitieren lassen, sollte eine
Rüstungsproduktion in Osnabrück dabei helfen, „dass wir unsere Demokratie,
unsere Freiheit und unsere Art zu leben verteidigen können, dann wäre das
aus meiner Sicht ein wichtiger und verantwortungsvoller Beitrag für Frieden
und Sicherheit.“
„Das ist ein Aufreger“, sagt der Aktivist Bachmann. „Aber Aufreger sind ja
nicht immer schlecht. Und wenn der örtlichen CDU nicht gefällt, was man
macht, und ihrer [4][Oberbürgermeisterin Katharina Pötter], weiß man, dass
man nicht verkehrt liegt.“ In Zeiten autoritärer Zuspitzung brauche man
solche Aktionen. „Die Alternative wäre, sich keiner Konfrontation
auszusetzen, der Bequemlichkeit halber, aber das verbietet sich.“
Die Stadt Osnabrück hat Anzeige erstattet. „Der derzeitige Vorwurf
beinhaltet den Straftatbestand der Gemeinschädlichen Sachbeschädigung“,
schreibt Jannis Gervelmeyer, Sprecher der Polizeiinspektion Osnabrück auf
taz-Anfrage. Maximales Strafmaß: Drei Jahre Freiheitsentzug. Die
Ermittlungen dauern an.
Die Polizei fährt dabei schweres Geschütz auf: Beim „Vorliegen des
Verdachts einer politisch motivierten Straftat“, schreibt Gervelmeyer,
„obliegen die Ermittlungen dem polizeilichen Staatsschutz“.
Die Stadt Osnabrück verurteile „die illegale Aktion aufs Schärfste“,
schreibt der Sprecher der Stadt Constantin Binder der taz. „Das Heger Tor
ist ein bedeutendes kulturelles Wahrzeichen der Stadt Osnabrück, dessen
Verunstaltung ein Schaden an der Allgemeinheit ist und dementsprechend
geahndet werden wird. Diese Form des vermeintlichen Protests passt auch
nicht in unsere Friedensstadt: Wir reden und streiten hier auf Augenhöhe
und agieren nicht aus der Anonymität heraus.“ Die Farbe habe sich „restlos…
beseitigen lassen.
Dem Zusammenhang Rausmetall, laut Bachmann vor einigen Monaten in Osnabrück
entstanden, werden noch weitere Aktionen zugeschrieben.
Antikriegs-Straßenschildüberklebungen zum Beispiel. Aus „Vaterlandsweg“
wurde „Deserteursstraße“.
Einen Tag nach der Rausmetall-Aktion am Heger Tor titelt n-tv: „Rheinmetall
winkt bei VW-Werk in Osnabrück vorerst ab“. Rausmetall dazu: Noch sei
„nicht der Zeitpunkt, um zu feiern“.
1 Dec 2025
## LINKS
[1] /Neue-Aufgabe-fuer-Autofabrik/!6079840
[2] /Protestcamp-Rheinmetall-entwaffnen/!6110677
[3] /Friedensstadt-Osnabrueck/!5903823
[4] /Osnabruecks-OB-Katharina-Poetter/!6090106
## AUTOREN
Harff-Peter Schönherr
## TAGS
Osnabrück
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