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# taz.de -- Rassistischer Anschlag von Hanau: Terror-Hinterbliebene wollen nich…
> Die Eltern des 2020 in Hanau ermordeten Hamza Kurtović reichen
> Verfassungsbeschwerde ein. Sie fordern eine erneute strafrechtliche
> Überprüfung.
Bild: Ein Graffiti zeigt die beim Anschlag in Hanau 2020 getöteten Menschen
Die Eltern des [1][beim Hanau-Anschlag] vor mehr als fünf Jahren ermordeten
Hamza Kurtović, Dijana und [2][Armin Kurtović], haben Verfassungsbeschwerde
eingelegt. Damit setzen sie ihren jahrelangen Kampf für eine erneute
strafrechtliche Überprüfung fort – sowohl wegen der mutmaßlich
verschlossenen Hintertür der Arena Bar, die die Flucht der Opfer erschwert
haben soll, als auch gegen Verantwortliche für das am Anschlagsabend nicht
funktionierende polizeiliche Notrufsystem.
Die Kritik am Notruf beruht vor allem auf dem Fall von Vili Viorel Păun. Er
hatte am Abend des Anschlags mehrfach versucht, die Polizei telefonisch zu
erreichen, um die Flucht des Täters zu melden. Fünf Anrufe setzte er ab,
zwei davon mit Fehlwahl, doch keiner davon drang zur Notrufstelle durch.
Im Zentrum für die Familie steht der Vorwurf der fahrlässigen Tötung. Der
Betreiber der Arena Bar soll den Notausgang regelmäßig verschlossen
gehalten haben, laut der Familie auf Anweisung der Polizei, um bei Razzien
zu verhindern, dass die Gäste durch die Hintertür fliehen. Wäre die Tür
offen gewesen und hätten die Gäste der Bar davon gewusst, hätten sie laut
der Familiedurch den Notausgang fliehen können.
## Klageerzwingungsantrag gescheitert
Im März hatte die Familie Kurtović [3][beim Oberlandesgericht Frankfurt
einen umfangreichen Klageerzwingungsantrag eingereicht]. Die rund 700
Seiten umfassende Klageschrift richtete sich wegen fahrlässiger Tötung
gegen den Betreiber der Arena Bar, gegen Mitarbeiter der Stadt Hanau,
mehrere Polizeibeamte, den damaligen hessischen Innenminister Peter Beuth,
den Polizeipräsidenten des Polizeipräsidiums Südosthessen, Roland Ullmann,
den damaligen Leiter der Polizeidirektion Main-Kinzig, Jürgen Fehler, sowie
den Leiter der Abteilung Einsatz, Claus S.
Doch Ende Oktober entschied das Oberlandesgericht: Einen Prozess gegen
mögliche Verantwortliche wird es nicht geben. Die Anträge auf gerichtliche
Entscheidung wurden als unzulässig verworfen. Die Familie habe, so das
Gericht, keine ausreichenden Ermittlungsfehler der Staatsanwaltschaft
dargelegt. Zudem sei nicht substantiiert glaubhaft gemacht worden, dass die
Tötungen hätten verhindert werden können – weder durch einen geöffneten
Notausgang noch durch ein leistungsfähigeres Notrufsystem.
Die Staatsanwaltschaft Hanau hatte bereits 2021 die Ermittlungen wegen des
verschlossenen Notausgangs eingestellt und 2023 eine Wiederaufnahme
abgelehnt. Im Januar dieses Jahres wurden schließlich auch die Ermittlungen
zum nicht erreichbaren Notruf im Fall Păun erneut eingestellt.
Am 19. Februar 2020 hatte ein 40-jähriger Deutscher in Hanau [4][aus
rassistischen Motiven neun Menschen erschossen]: Ferhat Unvar, Hamza
Kurtović, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Vili
Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, [5][Sedat Gürbüz] und Gökhan Gültekin.
Anschließend tötete er seine Mutter und sich selbst.
21 Nov 2025
## LINKS
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[2] /Vater-von-Hanau-Opfer-ueber-Gerechtigkeit/!6001142
[3] /Terroranschlag-von-Hanau/!6077010
[4] /Fuenf-Jahre-nach-Anschlag-in-Hanau/!6069285
[5] /Rassistischer-Anschlag-von-Hanau/!6081758
## AUTOREN
Yağmur Ekim Çay
## TAGS
Schwerpunkt Rechter Anschlag in Hanau
Anschlag
Oberlandesgericht
antimuslimischer Rassismus
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