| # taz.de -- Hilfe für energieintensive Industrie: Grüne wollen Unternehmen st… | |
| > Der von der Regierung geplante Industriestrompreis bringt nach Auffassung | |
| > der Grünen keine Planungssicherheit. Sie fordern eine längere | |
| > Unterstützung. | |
| Bild: Hochspannungsmasten in Baden-Württemberg: Wird die Energiewende nicht ab… | |
| Die Grünen fordern die Bundesregierung auf, sich auf EU-Ebene dafür | |
| einzusetzen, dass die energieintensive Industrie beim Strompreis länger und | |
| umfangreicher entlastet werden kann als bislang vorgesehen. | |
| Zurzeit erlaubt die EU eine Entlastung von 50 Prozent des Stromverbrauchs | |
| für drei Jahre. „Wir fordern einen Brückenstrompreis, der länger als drei | |
| Jahre wirkt, und eine größere Entlastung ermöglicht, als Brüssel es bisher | |
| vorsieht“, sagte der frühere grüne Wirtschaftsstaatssekretär Michael | |
| Kellner der taz. Ansonsten hätten Unternehmen nicht genug | |
| Planungssicherheit und es würden nicht genug Anreize für Investitionen in | |
| Energieeffizienz und saubere Produktion gesetzt. | |
| Der Hintergrund: Energieintensive Unternehmen etwa aus der Stahl-, der | |
| Chemie- oder der Keramikindustrie [1][leiden stark unter den hohen | |
| Strompreisen in Deutschland]. Angesichts der anhaltenden Konjunkturflaute | |
| wird eine Lösung dieses Problems immer drängender. Um die Unternehmen zu | |
| entlasten, hat die Bundesregierung bereits die Senkung der Stromsteuer | |
| beschlossen. | |
| Schon der frühere Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wollte | |
| die energieintensive Industrie mit einem speziellen Strompreis | |
| unterstützen. Er sprach von einem „Brückenstrompreis“. Der sollte gelten, | |
| bis die Preise aufgrund des von der Ampel forcierten massiven Ausbaus der | |
| erneuerbaren Energien sinken. Vorausgesetzt, dieser Ausbau wird von | |
| [2][Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU)] nicht abgewürgt, | |
| werden die Strompreise mittelfristig aller Voraussicht nach niedriger sein | |
| als heute. Habeck konnte sein Vorhaben in der Ampel nicht durchsetzen. | |
| Union und SPD haben die Idee unter der Bezeichnung „Industriestrompreis“ | |
| [3][in ihrem Koalitionsvertrag] aufgegriffen. Die EU lässt so eine | |
| Subvention unter bestimmten Bedingungen zu. Zurzeit erarbeite das | |
| Bundeswirtschaftsministerium in enger Abstimmung mit der EU ein tragfähiges | |
| Konzept, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. Erst wenn die Gespräche | |
| abgeschlossen sind, will sich das Ministerium zu Details äußern. | |
| ## 5 Cent pro Kilowattstunde | |
| Nach den zurzeit von der EU erlaubten Vorgaben wäre es möglich, 50 Prozent | |
| der verbrauchten Strommenge von Unternehmen mit der Hälfte des | |
| durchschnittlichen Großhandelspreises zu subventionieren, was einem Preis | |
| von 5 Cent pro Kilowattstunde entspräche. Möglich wäre eine Förderung für | |
| drei Jahre. Das würde voraussichtlich 2 Milliarden Euro jährlich kosten. | |
| In einem Antrag für den Bundesparteitag der Grünen Ende November fordern | |
| Kellner und mehr als 30 weitere Energie- und | |
| Industriepolitiker:innen ebenfalls einen Preis von 5 Cent. Damit | |
| würden Unternehmen schon jetzt Zugang zu wettbewerbsfähigen Strompreisen | |
| bekommen, begründen sie ihren Vorstoß. „Wir knüpfen den Brückenstrompreis | |
| an klare Vorgaben zu Standortgarantie, Tariftreue und Transformation zur | |
| Klimaneutralität und befristen ihn bis in die Mitte der 2030-er Jahre“, | |
| heißt es in dem Antrag. | |
| Im Unterschied zu den jetzigen Vorgaben der EU soll nach den Vorstellungen | |
| der Grünen der Preis von 5 Cent für bis zu 80 Prozent des Verbrauchs | |
| gelten. Die Kosten dafür würden Ex-Staatssekretär Kellner zufolge bei 4 bis | |
| 5 Milliarden Euro im Jahr liegen. | |
| 12 Nov 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Oekonom-zum-Industriestrompreis/!5970013 | |
| [2] /Wirtschaftsministerin-Katherina-Reiche/!6103133 | |
| [3] https://www.koalitionsvertrag2025.de/sites/www.koalitionsvertrag2025.de/fil… | |
| ## AUTOREN | |
| Anja Krüger | |
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