Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neuer Wehrdienst: Losverfahren steht vor dem Aus
> In der Union rücken Verteidigungspolitiker*innen von der
> Wehrdienstlotterie ab. Zuvor hatte auch Deutschlands oberster General
> Einspruch erhoben.
In der Koalition mehrt sich die Kritik an einem Losverfahren zur Auswahl
neuer Soldaten. Am Dienstag rückte der Vorsitzende des
Verteidigungsausschusses im Bundestag, Thomas Röwekamp (CDU), [1][von
diesem Vorschlag ab.] „Eine einheitliche Musterung aller jungen Männer ist
ein notwendiger Schritt, um im Krisenfall schnell und zielgerichtet handeln
zu können“, [2][sagte Röwekamp der Augsburger Allgemeinen.]
Noch vor zwei Wochen hatte sich Röwekamp für das Losverfahren
ausgesprochen. Mit der von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD)
vorgeschlagenen Zwangsmusterung aller jungen Männer ab Juli 2027 sei nicht
viel gewonnen, meinte er.
Nun sieht er es genau andersherum: „Eine allgemeine Musterung ist nicht nur
sinnvoll, sondern sicherheitspolitisch geboten“, sagte Röwekamp am
Dienstag. Grund für seinen Sinneswandel sind wohl die Einlassungen von
Deutschlands oberstem Soldaten, Generalinspekteur Carsten Breuer, der dem
Vorschlag zum Losverfahren ebenfalls entschieden widersprochen hatte. „Aus
militärischer Sicht ist es entscheidend, dass jeweils der gesamte Jahrgang
gemustert wird“, [3][hatte Breuer am Montag den Zeitungen des
Redaktionsnetzwerks Deutschland gesagt.] „Nur so wissen wir, wer zur
Verfügung steht.“
Es ist zu erwarten, dass die Unions- und SPD-Fraktionen im Bundestag dieser
„militärischen Sicht“ der Dinge kaum etwas entgegenzusetzen haben.
Pistorius, der zuvor identisch argumentiert hatte wie Breuer, konnte sowohl
innerhalb seiner eigenen Fraktion als auch bei der Union dagegen weniger
gut durchdringen.
## Die Arbeitsgruppe trifft noch mal zusammen
„Mein Herz hängt nicht am Losverfahren“, sagte nun auch
CSU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann. „Man kann schon sagen: Wir
mustern alle.“ Dabei gelte es, die Vorlaufzeit eines solchen „schwierigen“
Verfahrens zu beachten. Kritiker des Losverfahrens müssten einen
umsetzbaren anderen Vorschlag machen.
Dafür soll am Dienstagabend die koalitionsübergreifende Arbeitsgruppe
zusammenkommen, der jeweils zwei Abgeordnete aus Union und SPD angehören.
Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Thomas Erndl
(CSU), soll darin gemeinsam mit seinem Counterpart von der SPD, Falko
Droßmann, und den beiden stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Siemtje
Möller (SPD) und Norbert Röttgen (CDU) eine Lösung in dem Streit
erarbeiten.
Es war auch diese Arbeitsgruppe, die den Vorschlag für das Losverfahren zur
Musterung erarbeitet hatte. Dieser hatte quer durch die Gesellschaft für
massive Kritik und Häme gesorgt. Auch Pistorius kritisierte den Vorschlag
in seiner eigenen Fraktion scharf, weil er dadurch sein Gesetzvorhaben
entkernt sah.
Der Verteidigungsminister möchte mit seinem Gesetz die sogenannte
Wehrerfassung steigern, also mit den verpflichtenden Musterungen
feststellen, auf wie viele Menschen die Bundeswehr im Krisenfall zugreifen
kann. Außerdem möchte er erreichen, dass die Bundeswehr bis Anfang der
2030er über 260.000 aktive Soldat*innen verfügt. Durch eine in Zukunft
verpflichtende Musterung sollen sich dafür genug Freiwillige finden lassen.
Hinzukommen sollen 200.000 Reservist*innen. Derzeit dienen bei der
Bundeswehr etwa 182.000 Soldat*innen. Am kommenden Montag soll es zu dem
Gesetzentwurf im Bundestag eine Anhörung mit Expert*innen geben.
4 Nov 2025
## LINKS
[1] /Streit-um-Wehrdienst/!6116954
[2] https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/muessen-bald-alle-jungen-maenn…
[3] https://www.rnd.de/politik/generalinspekteur-breuer-musterung-fuer-alle-jun…
## AUTOREN
Cem-Odos Gueler
## TAGS
Bundeswehr
Wehrdienst
Boris Pistorius
Bundestag
Boris Pistorius
Island
wochentaz
## ARTIKEL ZUM THEMA
U-Boot-Deals in Kanada: Strategische Partnerschaft als Verkaufsargument
In Kanada wirbt Verteidigungsminister Pistorius für U-Boote von TKMS. Dabei
geht es um mehr als ein Millardengeschäft für die heimische Industrie.
Verteidigungsminister in Island: Pistorius besucht die friedlichste Nation der …
Island und Deutschland wollen künftig sicherheitspolitisch enger
zusammenarbeiten. Die Bundeswehr soll bei dem Run auf die Arktis nicht nur
zuschauen.
Streit um Wehrdienst: Stolpern vorm Strammstehen
Ein unklares Losverfahren und viele offene Fragen: Bei der Reform des
Wehrdiensts zerstreitet sich Schwarz-Rot. Und eine Gruppe bleibt ungehört.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.