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# taz.de -- Haftbefehl-Doku auf Netflix: Alles kann gezeigt werden
> Die Netflix-Doku über den Rapper Haftbefehl ist schonungslos offen. Sie
> zeigt einen Menschen, der mit seiner Vergangenheit kämpft – beinahe bis
> auf den Tod.
Bild: Er lebte mit seiner Familie im siebten Stock einer Hochhaussiedlung: der …
Sie sind schwer auszuhalten, diese 92 Minuten aus dem Leben von Aykut Anhan
alias [1][Haftbefehl], verstörend und faszinierend zugleich. Es ist kein
Portrait einer Legende, so will er sich selbst nicht beschrieben wissen,
denn Legenden sind tot. Haftbefehl lebt noch. Aber wie kurz vor dem Tod er
bereits stand und wie nah er ihm vielleicht heute noch ist, zeigt ein neuer
Dokumentarfilm auf Netflix.
Über zwei Jahre begleiteten der Journalist Juan Moreno und der
Werbefilmregisseur Sinan Sevinç den Rapper Haftbefehl. Auf Konzerte, ins
Studio, Backstage, in Hotelsuiten und in sein Einfamilienhaus in Stuttgart.
Sie sprachen mit ihm immer und immer wieder. Die Abmachung vor dem Dreh
war: kein Thema ist tabu, alles kann gefragt werden, Haftbefehl antwortet.
Und alles kann gezeigt werden. Soll es sogar.
Man erfährt nur kurz von seinem Aufstieg: vom Drogen dealenden Jungen aus
Offenbach, der mit 14 die Schule abbrach und zum Rapstar wurde. Andere
Musiker, darunter der [2][Rapper Xatar], beschreiben ihn als unantastbar.
Als Nummer eins, als den besten Rapper, den es je gab, mit Abstand.
Kompromisslos und extrem nennt ihn sein Produzent Bazzazian. Er spreche das
aus, [3][was viele erlebt haben], durchleben oder er gebe ihnen zumindest
das Gefühl, gehört zu werden, so sein anderer Produzent Frizzo.
## Der Kampf mit dem Kokain
Das ist Haftbefehl, der Rapper, der Rockstar. Die Doku zeigt so etwas wie
den Kampf zwischen ihm und dem Menschen dahinter, Aykut Anhan, dem Sohn,
dem Bruder, dem Familienvater. Er erzählt von seiner Kindheit, von seinem
Vater, einem geheimnisvollen Casinobesitzer und Zocker, der zwar nur Anzüge
von Versace und Armani trug, aber mit seiner Familie im siebten Stock einer
Hochhaussiedlung lebte. Ein autoritärer Mann, der zweimal versuchte, sich
das Leben zu nehmen. Das erste Mal fand ihn der junge Aykut, rettete ihn
und wurde dafür von seinem Vater geohrfeigt und ausgelacht. Das erzählt er
genau. Beim zweiten Mal war niemand da, um den Vater aufzuhalten.
Der erwachsene Aykut Anhan kämpft noch heute damit. Und mit dem Kokain, das
er mit 13 Jahren anfing zu nehmen. Wer die Doku schaut, kann ihm aus
nächster Nähe dabei zusehen. [4][2022 sackt er das erste Mal bei einem
Konzert in sich zusammen,] sagt seine Tour aus gesundheitlichen Gründen ab.
Ein Jahr später tritt er wieder auf, völlig verschwitzt, sieht fertig aus.
Eine Woche danach versucht er, sich durch eine Überdosis das Leben zu
nehmen. Er landet im Krankenhaus und bekommt einen Wutanfall als er merkt,
dass er überlebt hat. Davon erzählt sein Fahrer und davon erzählt er
selbst.
Anhan nennt sich selbst Dreck. Röchelt, atmet nur schwer durch die wohl vom
Konsum beschädigte Nase. Man sieht ihn Backstage völlig am Ende. Im
Hotelzimmer beschimpft er jemanden als Hurensohn, dabei ist er mit der
laufenden Kamera alleine. Seine Frau Nina weint. Erzählt, Haftbefehl habe
schon einiges kaputt gemacht, dass sie sich manchmal ihr normales Leben mit
Aykut zurückwünsche. Man sieht Filmmaterial von ihm als Kind, mit seinen
Brüdern, mit seinem Vater, Szenen, in denen er liebevoll mit seiner Frau
und mit seinen Kindern umgeht. Babo, der Titel der Doku, bedeutet Vater auf
kurdisch.
Schließlich bringt ihn sein Bruder in eine geschlossene Klinik in Istanbul.
Ohne den Aufenthalt hätte er nicht überlebt, sagt Anhan. Es ist schwierig,
diese Doku anzuschauen. Weil sie Aykut Anhan, weil sie Haftbefehl, diesem
zerrissenen Menschen, so nahe kommt.
29 Oct 2025
## LINKS
[1] /Neues-Album-von-Haftbefehl/!5770258
[2] /Zum-Tod-des-Rappers-Xatar/!6084396
[3] https://www.youtube.com/watch?v=eEOrCF1Q7pc&list=RDeEOrCF1Q7pc&star…
[4] https://www.watson.de/unterhaltung/musik/839327784-rapper-haftbefehl-enthue…
## AUTOREN
Alice von Lenthe
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