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# taz.de -- Neubiberg und sein Bürgermeister: Wie die CSU eine Drogenaffäre i…
> Die CSU steht für eine restriktive Drogenpolitik. Oder doch nicht? Der
> Umgang mit dem Kokainkonsum eines CSU-Bürgermeisters wirft Fragen auf.
Bild: Neubibergs Bürgermeister Thomas Pardeller hält am Dienstag, den 9. Augu…
Thomas Pardeller hat das Zeug zu einer historischen Figur. Er könnte als
der Mann in die [1][Annalen der CSU] eingehen, der für eine Kehrtwende
seiner Partei in der Drogenpolitik gesorgt hat. Dem zuliebe die bisherige
Null-Toleranz-Haltung gegenüber Drogenmissbrauch mit einem Zusatz versehen
wurde: Wir greifen hart gegen Drogenkonsum durch – es sei denn, der
Konsument ist einer von uns. Das mag ein bisschen übertrieben sein. Aber
eben nur ein bisschen.
Der Reihe nach: Thomas Pardeller ist seit Mai 2020 Bürgermeister von
Neubiberg. Die Gemeinde liegt im Münchner Speckgürtel, grenzt im Südosten
an die Landeshauptstadt. Rund 14.000 Einwohner hat sie und gibt sich
unspektakulär. Bekannt ist sie vor allem als Sitz der
Bundeswehr-Universität München.
Doch die Nachrichten, die man zuletzt von hier vernahm, hatten nichts mit
der Uni zu tun, sondern mit dem CSU-Mann Pardeller. Der wurde Mitte Oktober
vor dem Palais Club am Münchner Hauptbahnhof von der Polizei gestellt. Bei
sich hatte er offenbar 0,2 Gramm [2][Kokain]. Weil er den Beamten einen
Behälter mit verdächtigem weißen Pulver nicht herausgeben wollte, brachten
diese den 37-Jährigen zu Boden, fesselten ihn und nahmen ihn vorläufig
fest.
Wenige Tage später, die Sache war gerade bekannt geworden, wandte sich
Pardeller mit einer Erklärung auf Facebook an die Öffentlichkeit. Von einer
„Riesendummheit“ sprach er darin. Er habe in den vergangenen eineinhalb
Jahren zwei Großeltern verloren, was eine große Leere in ihm hinterlassen
habe. Deshalb habe er sich „zu oft in lange und exzessive Partynächte
geflüchtet – in der Hoffnung, den Schmerz und die Unruhe in mir vergessen
zu können“. Er werde die nächsten vier Wochen nutzen, mit therapeutischer
Hilfe seine persönliche Situation aufzuarbeiten. Danach werde er „mit neuer
Stärke, Demut und Klarheit zurückkehren“.
Einen starken Bürgermeister könnte die CSU tatsächlich gut gebrauchen. Am
8. März sind Kommunalwahlen, die Partei hatte im Juni dafür gestimmt,
wieder mit Pardeller in die Wahl zu gehen.
## Warum die Eile?
Nun hätte natürlich nahegelegen, den vierwöchigen Krankenstand des
Bürgermeisters abzuwarten, sich in Ruhe über das Schlamassel, in das man
geraten war, und die eventuell daraus zu ziehenden Konsequenzen Gedanken zu
machen. Das jedoch wollte die örtliche CSU auf keinen Fall. Noch bevor sich
Pardeller selbst zu Wort meldete, hatte seine Partei eine Mitteilung
herausgegeben: Man wolle unbedingt an diesem „herausragenden Bürgermeister“
festhalten, solle doch der Wähler entscheiden. Schließlich habe Pardeller
in einer privaten Krise gesteckt, niemandem außer sich selbst geschadet und
stehe zu seinem Fehler.
Warum die Eile? Woher nimmt die Partei die Sicherheit, dass ihr
Bürgermeister nach der kurzen Therapie wieder den Anforderungen seines Amts
und des Wahlkampfs gewachsen sein wird? Und schließlich gäbe es noch die
eine oder andere weitere Frage: Seine Partei hält Pardeller zugute, dass er
in einer Krise steckte. Dies trifft jedoch auf viele Menschen zu, die in
den Drogenkonsum schlittern. Wie verträgt sich die nachsichtige Haltung in
der Causa Pardeller mit der restriktiven Politik gegen Drogenkonsum? Und
ist es wirklich CSU-Konsens, [3][dass Drogenkonsumenten nur sich selbst
schadeten] und vor allem Mitgefühl verdienten? Schließlich gäbe es ohne
Drogenkonsum keinen Rauschgifthandel.
Auch dass der Bürgermeister Widerstand gegen Polizeibeamte geleistet haben
soll, ist ein Umstand, zu dem eine klare Positionierung der CSU interessant
gewesen wäre, die für solcherlei Benehmen sonst wenig Verständnis
aufbringt.
Die taz hat diese und andere Fragen dem Ortsvorsitzenden Bernhard Rott,
aber auch dem Staatsminister im Auswärtigen Amt, Florian Hahn, der dem
CSU-Kreisverband München-Land vorsteht, sowie der Landesleitung gestellt.
Antworten gab es keine.
3 Nov 2025
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## AUTOREN
Dominik Baur
## TAGS
Drogenkonsum
Drogen
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