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# taz.de -- Journalist und Menschenrechtsaktivist: Kreml-Kritiker droht Haftstr…
> Lew Schlosberg ist als Oppositioneller in Russland geblieben. Seine
> Haltungen zum Ukraine-Krieg sind ambivalent. Jetzt droht im eine
> Haftstrafe.
Bild: Lew Schlosberg, russischer Oppositioneller und stellvertretender Vorsitze…
Es gibt sie noch – russische Oppositionelle, die in Russland geblieben sind
und versuchen, dem Regime von Wladimir Putin die Stirn zu bieten. Einer ist
Lew Schlosberg. Am Mittwoch verurteilte ein Gericht in Pskow den
62-Jährigen zu 420 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Schlosberg, der seit Juni
2023 als „ausländischer Agent“ geführt wird, soll gegen gesetzliche
Auflagen verstoßen und Beiträge in den sozialen Netzwerken nicht
entsprechend gekennzeichnet haben. Der Journalist und
Menschenrechtsaktivist wies die Vorwürfe zurück.
Schlosberg ist in Pskow, im Nordwesten Russlands geboren und aufgewachsen.
An der dortigen pädagogischen Hochschule schloss er ein Geschichtsstudium
ab. Zunächst arbeitete er als Erzieher und Lehrer. 1990 gründete er das
soziale Zentrum Wozroschdenie (Wiedergeburt), das er bis 2015 leitete. Die
Organisation konzentrierte sich vor allem auf Bildung, Forschung und
Menschenrechtsarbeit, um zivilgesellschaftliches Engagement zu fördern.
2017 machten die Behörden Wozroschdenie dicht.
Der Beginn von Schlosbergs politischer Laufbahn datiert auf das Jahr 1994.
Da trat er der sozialliberalen Partei Jabloko bei, die es immer noch wagt,
den Staat zu kritisieren. Zweimal saß Schlosberg für Jabloko als
Abgeordneter in der Pskower Regionalversammlung. 2015 wurde ihm sein Mandat
entzogen. Zur Begründung hieß es, Schlosbergs Beteiligung an einem
Gerichtsverfahren (eine Anfechtungsklage gegen den Status „ausländischer
Agent“ der NGO Wozroschdenie) sei nicht mit seiner Tätigkeit als
Abgeordneter vereinbar. 2021 durfte Schloßberg weder bei den Wahlen zur
Pskower Regionalversammlung noch zur Duma antreten – wegen Zugehörigkeit zu
einer extremistischen Organisation, wie es hieß.
Publizistisch tätig war Schlosberg von 2001 bis 2015 bei der Zeitung
Pskowskaja Gubernja (Gouvernement Pskow) und das in verschiedenen
Funktionen. Landesweite Aufmerksamkeit erregte eine Veröffentlichung vom
25. August 2014. Darin ging es um den Tod zweier russischer
Vertragssoldaten nahe der ostukrainischen Stadt Luhansk. Damals behauptete
der Kreml, russische Streitkräfte kämpften nicht in der Ukraine.
## Vergleiche mit der Stalin-Zeit
Was Moskaus Krieg in der Ukraine angeht, so sind Schlosbergs Positionen
ambivalent. Im Herbst 2022 half er dabei, Ukrainer*innen mit warmen
Essen zu versorgen, die auf der Flucht waren und nach Estland weiterreisen
wollten, aber von Mitarbeiter*innen des russischen KGB daran gehindert
wurden. Immer wieder setzte er sich für ein Ende der Kampfhandlungen ein –
sprach im Exil lebenden Kreml-Kritiker*innen jedoch das Recht ab, für die
Menschen in Russland zu sprechen. Im November 2024 erklärte er, dass die
Ukraine, die von Russland angegriffen worden sei, nicht als Opfer
betrachtet werden könne, da sie weiter Widerstand leiste.
Gegen Schlosberg ist noch ein weiteres Strafverfahren anhängig. Im Oktober
2025 wurde er vorübergehend festgenommen und mit Hausarrest belegt. Das
ging mit Hausdurchsuchungen sowie der Beschlagnahmung von Technik und
persönlichen Gegenständen einher. Der Vorwurf lautet auf Diskreditierung
der russischen Armee. Im Fall einer Verurteilung drohen bis zu fünf Jahre
Haft.
In seinem letzten Statement vor Gericht kündigte Schlosberg an, Russland
nicht verlassen zu wollen. Die Gesetze über „ausländische Agenten“ vergli…
mit er mit den Reperessionspraktiken der Stalin-Zeit. „Solange in unserem
Land keine Freiheit, kein Recht und kein Frieden herrschen, wird die
Zukunft nicht in unser Land zurückkehren.“
7 Nov 2025
## AUTOREN
Barbara Oertel
## TAGS
Russland
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Wladimir Putin
Russische Opposition
Social-Auswahl
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Kolumne Unendliche Geschichte
Schwerpunkt AfD
Podcast „Freie Rede“
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