| # taz.de -- AfD und Russland: Im Auftrag ihres Zaren | |
| > Die extrem Rechten haben gute Verbindungen in den Kreml. CDU und SPD | |
| > werfen der AfD deswegen Spionage vor. Ein Berliner Gericht sieht das | |
| > ähnlich. | |
| Bild: Die Bundestagsfraktion der AfD – die Regierungsfraktionen sehen in der … | |
| Bei der AfD sind gute Kontakte ins autoritäre Russland notorisch: Erst | |
| kürzlich führte die brandenburgische AfD-Bundestagsabgeordnete Birgit | |
| Bessin [1][eine Besuchergruppe durch die russische Botschaft]. Auch | |
| Fraktionschef Tino Chrupalla feierte dort vor zwei Jahren mit dem | |
| Botschafter [2][den sowjetischen Sieg über Nazideutschland] und ließ sich | |
| nicht zum ersten Mal [3][für russische Propaganda einspannen]. Immer wieder | |
| fallen AfD-Abgeordnete mit Aussagen auf, die nach Kreml klingen, oder | |
| reisen gleich [4][als Pseudowahlbeobachter nach Russland] – zuletzt war ein | |
| Hamburger Bürgerschaftsabgeordneter bei einem [5][extrem rechten | |
| Vernetzungstreffen] in Sankt Petersburg. | |
| Auch der außenpolitische Sprecher der Fraktion, Markus Frohnmaier, wollte | |
| kürzlich nach Russland reisen – hat den Besuch [6][nach heftiger Kritik] | |
| nach taz-Informationen wieder abgeblasen. Hinzu kommen Korruptionsaffären | |
| wegen möglicher russischer Einflussnahme gegen AfD-Abgeordnete, auch | |
| mögliche Geldzahlungen spielten dabei eine Rolle. Noch immer wird gegen den | |
| EU-Abgeordneten Petr Bystron wegen Bestechlichkeit und Geldwäsche | |
| ermittelt, [7][seine Immunität wurde vom EU-Parlament im Mai aufgehoben]. | |
| Die Regierungsfraktionen sehen in der AfD zunehmend ein Sicherheitsrisiko: | |
| Auch deshalb, weil die Partei immer wieder parlamentarische Anfragen zur | |
| kritischen Infrastruktur der Bundesrepublik stellt. SPD und Union haben | |
| deswegen für Mittwochnachmittag kurzfristig eine aktuelle Stunde im | |
| Bundestag angesetzt. Titel: „Auswirkungen des Verhältnisses der AfD zu | |
| Russland auf Deutschlands Sicherheitsinteressen – Kein Patriotismus, | |
| sondern mögliche Gefährdung unserer Sicherheit“. | |
| Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Dirk Wiese, sagte der taz, es | |
| sei gutes Recht der Opposition, Anfragen zu stellen. Die Häufung von | |
| Anfragen zu „Transit militärischer Güter, Art, Anzahl und Haltepunkte“ od… | |
| „Speicherstellen und Schnittstellen polizeilicher Dienststellen“ werfe | |
| „gewisse Verdachtsmomente“ auf. Angesichts der vielen Anfragen zu | |
| kritischer Infrastruktur sei erstaunlich, dass die AfD keinen einzigen | |
| Antrag zum Schutz der Infrastruktur eingebracht habe, etwa zu dem kürzlich | |
| vom Kabinett beschlossenen [8][Kritis-Dachgesetz]. | |
| ## Wegen Russlandnähe kein Hausausweis | |
| Die extrem rechte Partei wies die Vorwürfe zurück. Tino Chrupalla | |
| behauptete gegenüber der taz, die AfD stelle nur berechtigte Fragen. Zu | |
| Spionagevorwürfen im Zusammenhang mit parlamentarischen Anfragen sagte er: | |
| „Es ist unverschämt, das zu unterstellen, ohne ansatzweise einen Beleg zu | |
| haben.“ Ebenso sei es „unverschämt“, das Fragerecht beschränken zu woll… | |
| Es stehe der Bundesregierung offen, Fragen unbeantwortet zu lassen. Er | |
| nannte die Vorwürfe eine „Kampagne der CDU.“ Auch Weidel nannte es ein | |
| billiges Manöver der CDU, der AfD das Label der Agenten Russlands aufkleben | |
| zu wollen. | |
| Allerdings gibt es durchaus Belege: Zuletzt wurde einem AfD-Mitarbeiter mit | |
| Verweis auf Kontakte zu russischen staatlichen Stellen [9][ein Hausausweis | |
| für den Bundestag untersagt], das Berliner Verwaltungsgericht sieht das | |
| [10][im Eilverfahren als rechtmäßig an]. Es handelte sich dabei um den | |
| ehemaligen AfD-Abgeordneten Ulrich Oehme, der [11][2018 auf Putins Kosten | |
| auf die besetzte Krim reiste]. | |
| Das Verwaltungsgericht entschied nun: „Seine Kontakte zu russischen Stellen | |
| bzw. zu Personen, die ihrerseits mit russischen staatlichen Stellen | |
| zusammenarbeiteten, begründeten greifbare und naheliegende Risiken für die | |
| Funktions- und Arbeitsfähigkeit des Deutschen Bundestages.“ Der | |
| Antragsteller weise enge Verbindungen zu einem russischen Staatsangehörigen | |
| auf, der seinerseits aktiv mit russischen Geheimdienstangehörigen | |
| zusammengearbeitet habe. Zusammen wollten diese über den Zugang zum | |
| Bundestag „den demokratischen Prozess und die verfassungsmäßige Ordnung der | |
| Bundesrepublik Deutschland gefährden“, so das Verwaltungsgericht. Daher | |
| habe die EU diesen russischen Staatsangehörigen bereits sanktioniert. | |
| ## „Auftragsliste des Kreml abarbeiten“ | |
| Vor diesem Hintergrund können die Anfragen zur kritischen Infrastruktur | |
| schon stutzig machen. Im Juni stellte die AfD-Fraktion beispielsweise | |
| [12][52 detaillierte Fragen zu den Drohnenkapazitäten der Bundeswehr]. | |
| Einen Teil der Fragen [13][beantwortete die Bundesregierung aus | |
| Geheimhaltungsgründen nicht], einige Antworten wurden der AfD daher | |
| gesondert als Verschlusssache zugeleitet. Die angefragten Informationen | |
| beschrieben die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr so detailliert, „dass | |
| selbst ein geringfügiges Risiko des Bekanntwerdens unter keinen Umständen | |
| hingenommen werden kann“. Hier überwiege „das Staatswohl gegenüber dem | |
| parlamentarischen Informationsrecht wesentlich“. | |
| Auch der Parlamentarische Geschäftsführer der Union, Steffen Bilger, sprach | |
| von auffällig vielen Fragen der AfD zu kritischer Infrastruktur. Der | |
| Bundestag müsse nun „mal genauer schauen, ob das Fragerecht genutzt wird, | |
| um unseren Interessen zu schaden und den Interessen eines anderen Landes zu | |
| dienen“, wie er am Dienstag sagte. Es sei wichtig, dass Anfragen der | |
| Opposition vollständig und korrekt beantwortet würden, aber im Falle der | |
| AfD müsse geprüft werden, „ob das Fragerecht so missbraucht wird, dass es | |
| unseren Interessen schadet“. | |
| ## Grüne warnen vor Beschneidung des Fragerechts | |
| Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Irene Mihalic, warnte | |
| allerdings vor jeglichen Überlegungen, die Fragerechte der Opposition zu | |
| beschneiden – das sei „verfassungsrechtliches Kamikaze“. Die | |
| Bundesregierung könne schon jetzt bei ihren Antworten auf | |
| Parlamentsanfragen abwägen, ob Informationen sicherheitsrelevant sind. Im | |
| Zweifel werden sie Abgeordneten dann nur nichtöffentlich zur Einsicht zur | |
| Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus das Fragerecht für einzelne | |
| Fraktionen einzuschränken, fände Mihalic „schwierig“. | |
| Sehe man in der AfD ein Sicherheitsrisiko, müsse man ein Verbot beim | |
| Verfassungsgericht beantragen, so Mihalic: „Empörung allein reicht nicht.“ | |
| Die Fraktionsspitze der Grünen hatte den anderen demokratischen Fraktionen | |
| im September ein Gesprächsangebot zu einem möglichen Verbotsverfahren | |
| gemacht, die Union habe dieses Angebot bislang nicht angenommen. | |
| Die Debatte am späten Nachmittag eröffnete dann der Vorsitzende des | |
| parlamentarischen Kontrollgremiums Marc Heinrichmann von der CDU. Er | |
| verwies auf die Vielzahl der AfD-Connections nach Russland und verdächtig | |
| viele parlamentarischen Anfragen zur kritischen Infrastruktur, [14][allein | |
| 47 davon in Thüringen]. Er frage sich schon, was es mit parlamentarischer | |
| Arbeit zu tun habe, wo konkret Militärtransporte halten. „Will ein | |
| feindlicher Staat nicht genau so etwas wissen?“, fragte Heinrichmann und | |
| bezeichnete die AfD-Fraktion als „eine russlandtreue Schläferzelle“, die | |
| sich am „Halsband vom Kreml durch die Manege führen lässt“. Sein | |
| CSU-Kollege Heinrich Hein schimpfte die AfD gar wilhelminisch als | |
| „vaterlandslose Gesellen“. | |
| Der Grünen-Abgeordnete Robin Wagener (Grüne) klärte auf über den in | |
| nachrichtendienstlichen Kontexten gebräuchliche Begriff des „Nützliche | |
| Idioten“: „Nützliche Idioten sind Menschen, die unwissentlich oder aus | |
| Naivität ein Regime unterstützen, ohne dessen Ziele langfristig zu | |
| verstehen.“ | |
| Gründe für die Russlandverbundenheit sehe Wagener bei der AfD in Korruption | |
| und ideologischer Nähe zu Russland. Zudem verwies er auf | |
| Korruptionsermittlungen gegen AfD-Politiker und sagte: „Sie haben mehr | |
| Strafverfahren an der Backe als parlamentarische Initiativen in diesem | |
| Haus. Ist das noch Politik oder schon organisierte Kriminalität? Sie sind | |
| eine Schande für deutschland!“ Zugleich appelierte er auch wie die Linke | |
| daran, dass die Union keine AfD-Rhetorik und Politik übernehmen, | |
| stattdessen lieber ein Verbotsverfahren prüfen sollte. | |
| Die Fraktionsvorsitzenden der AfD Tino Chrupalla und Alice Weidel blieben | |
| der Debatte fern, schickten stattdessen ausgerechnet Markus Frohnmaier und | |
| Stefan Keuter vor, die selbst für Russlandnähe bekannt sind und gerne auch | |
| dem russischen Propaganda-Fernsehen Interviews geben. Die Debattenbeiträge | |
| der AfD erschöpften sich im Wesentlichen darin, die Aufmerksamkeit auf | |
| Korruptionsaffären in der CDU zu lenken und die Redner*innen der übrigen | |
| Fraktionen niederzubrüllen und mit höhnischem Gelächte zu quittieren. | |
| (Mitarbeit: Sabine am Orde, Anna Lehmann) | |
| 5 Nov 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100919146/a… | |
| [2] /Gerhard-Schroeder-bei-russischem-Empfang/!5930543 | |
| [3] /AfD-und-Russland/!5911068 | |
| [4] /AfD-Wahlbeobachter-in-Russland/!5999414 | |
| [5] /Hamburger-AfD-Abgeordneter-besuchte-ein-extrem-rechtes-Vernetzungstreffen-… | |
| [6] https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/frohnmaier-afd-geplante-re… | |
| [7] https://www.tagesschau.de/ausland/europa/eu-parlament-immunitat-petr-bystro… | |
| [8] /IT-Experte-ueber-bedrohte-Infrastruktur/!6115811 | |
| [9] /IT-Experte-ueber-bedrohte-Infrastruktur/!6115811 | |
| [10] https://www.berlin.de/gerichte/verwaltungsgericht/presse/pressemitteilunge… | |
| [11] https://www.tagesschau.de/investigativ/kontraste/afd-russland-105.html | |
| [12] https://dserver.bundestag.de/btd/21/004/2100423.pdf | |
| [13] https://dserver.bundestag.de/btd/21/008/2100808.pdf | |
| [14] /Spionagevorwuerfe-gegen-die-AfD/!6123253 | |
| ## AUTOREN | |
| Gareth Joswig | |
| Tobias Schulze | |
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