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# taz.de -- AfD streitet über Russland: Ost-West-Konflikt bei den Rechtsextrem…
> Nach einem Auftritt Chrupallas bei Markus Lanz gibt es wegen Putinnähe
> deutliche Kritik am Parteichef. Zeitgleich reisen mehrere AfD-Politiker
> nach Russland.
Bild: Linientreue zu Russland, oder etwa nicht?
Es ist der alte [1][Ost-West-Konflikt] innerhalb der AfD: Tino Chrupalla
will in Russland partout keine Bedrohung für Deutschland erkennen – trotz
[2][Drohnenspionage], [3][Nato-Luftraumverletzungen], [4][zerstörten
Unterseekabeln] und [5][russischen Kriegsschiffen], die vor Ostseeinseln
ankern. Bei einem trotzigen Auftritt bei Markus Lanz schälte sich mal
wieder überdeutlich Chrupallas Russlandfreundlichkeit heraus. Nur gibt es
diesmal deutliche innerparteiliche Kritik am Co-Parteichef.
Chrupalla hatte bei Lanz wörtlich behauptet, Russland sei „keine Gefahr für
Deutschland“. Zum Autokraten Putin sagte Chrupalla: „Mir hat er nichts
getan“, und bezeichnete sich zudem selbst als verfolgten Oppositionellen in
Deutschland. Schließlich fabulierte er noch davon, dass Polen für
Deutschland ja auch eine Gefahr sein könne.
Das alles wohlgemerkt, während er in einer Runde mit dem russischen
Dissidenten Wladimir Kara-Mursa saß, der [6][knapp zwei Giftanschläge durch
offenbar russische Geheimdienste überlebte] – und der angesichts von
Chrupallas [7][Aussagen] sagte: „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“
Nach einigen Richtigstellungen fragte er Chrupalla schließlich: „Unsere
Oppositionellen wurden ermordet – wie viele aus Ihrer Partei sind ermordet
worden?“
Chrupallas Auftritt fanden nach taz-Informationen nicht wenige in der
AfD-Fraktion unterirdisch. Es gibt sogar die sonst eher seltene offene
Kritik: So wies der verteidigungspolitische Sprecher Rüdiger Lucassen
seinen Fraktionschef darauf hin, dass man jede Woche russische
Waffensysteme in Gebieten sehe, wo sie nichts verloren hätten.
„Gefahrenabwehr, zumindest aber Prävention, ist die Pflicht jedes deutschen
Patrioten“, so der ehemalige Bundeswehroffizier. Chrupallas Aussagen zu
Polen nannte er eine „abstruse Theorie“ und wurde grundsätzlich: „Über
Polen als Gefahr zu reden, hat nichts mit Politik zu tun.“
Auch der ehemalige Chef der Jungen Alternative (JA), [8][Hannes Gnauck,]
benannte „feindselige russische Aktivitäten in Europa, darunter
Desinformation, Spionage, Sabotageversuche und hochgradig provokatives
Verhalten im Ostseeraum“. Das gefährde auch die Sicherheit deutscher
Soldaten, hielt er seinem Parteichef vor. Chrupalla wollte sich auf
taz-Anfrage nicht zur Kritik äußern.
## Weidel kritisiert Russlandreisen
Der Konflikt brodelt im Grunde seit dem russischen Angriff auf die Ukraine.
Zuletzt wurde es allerdings deutlich heißer: Co-Parteichefin [9][Alice
Weidel hatte vor einigen Wochen ihrem Co-Chef auf offener Bühne in Sachen
Russland widersprochen]. Diese Woche wurde sie erneut deutlich: Während
Chrupalla im Zug nach Hamburg für die Lanz-Sendung saß, stellte sie sich
allein vor die Presse und pampte gegen putinfreundliche Fraktionskollegen,
die mal nach Russland reisen wollten.
Weidel war sichtlich genervt: Die einstimmige Genehmigung der Reisen durch
den Arbeitskreis Außen sei „unglücklich gelaufen“, sagte sie. Der
Abgeordnete Rainer Rothfuß, [10][der letztes Jahr in Russland Dimitri
Medwedew] getroffen hatte, der dem Westen gerne mal mit Atomkrieg droht,
sei durch Kollegen umgestimmt worden, erneut nach Russland zu reisen.
Allerdings fügte Weidel zähneknirschend hinzu, dass der Abgeordnete Steffen
Kotré trotzdem zu einer russischen Konferenz nach Sotschi reise, [11][bei
der auch prorussische Oligarchen die Fäden ziehen], die für
Korruptionsaffären bekannt sind. Ebenso soll trotz Weidels Kritik der
sächsische [12][AfD-Chef Jörg Urban] zur Brics-Konferenz reisen, ebenso wie
der [13][EU-Abgeordnete Hans Neuhoff].
Mit sarkastischem Unterton fügte Weidel hinzu: „Wir warten mit Spannung auf
die Ergebnisse“, und wurde dann deutlich: „Ich kann nicht verstehen, was
man da eigentlich soll. Ich hätte das so nicht gemacht.“ Künftig wolle man
die bereits verschärften Reiseregeln noch deutlicher reglementieren, drohte
sie: „Derjenige, der sich nicht daran hält, wird die Konsequenzen tragen
müssen – das wird hochgehen bis zum Parteiausschluss.“
Um die Wogen nach Chrupallas Lanz-Auftritt zu glätten, geben Weidel und
Chrupalla am Donnerstagnachmittag schließlich ein eher erratisches
Statement ab. Es besteht aus lediglich zwei Sätzen: „Wir werden als
Bundessprecher der AfD auch zukünftig gemeinsam Politik machen. Dafür
pflegen wir die guten Beziehungen zu unseren europäischen und
internationalen Partnern.“
Wer sich in der Fraktion umhört, stößt allerdings eher auf verhärtete
Fronten: Die üblichen Verdächtigen halten Russlandreisen weiter für
richtig, Gemurre über Chrupallas Lanz-Auftritt und die notorische
Russlandfreundlichkeit einiger „Russenstusser“ gibt es aber ebenso viel.
13 Nov 2025
## LINKS
[1] /Die-AfD-und-der-Krieg-in-der-Ukraine/!5844230
[2] /Die-AfD-und-der-Krieg-in-der-Ukraine/!5844230
[3] https://www.tagesschau.de/ausland/europa/daenemark-nato-luftalarm-100.html
[4] https://www.deutschlandfunk.de/unterseekabel-sabotage-schattenflotte-russla…
[5] https://www.tagesspiegel.de/politik/es-darf-dort-liegen-russisches-landungs…
[6] https://www.spiegel.de/ausland/russland-wladimir-kara-mursa-offenbar-von-fs…
[7] https://bsky.app/profile/jhillje.bsky.social/post/3m5gyalfonk2y
[8] /Kampf-gegen-Rechtsextremismus/!5930766
[9] https://www.welt.de/politik/deutschland/plus68d171fa6199625f8c0f99a1/afd-ch…
[10] /AfD-Abgeordnete-reisten-nach-Russland/!6049991
[11] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/reisen-ins-russische-sotschi-so…
[12] /Rechtsextreme-im-Landtag/!6031132
[13] https://correctiv.org/aktuelles/russland-ukraine-2/2025/11/08/sergej-erler…
## AUTOREN
Gareth Joswig
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Rechtsextremismus
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Russland
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