Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Lettland beendet Frauenschutzabkommen: Der Flurschaden ist angerich…
> Das lettische Parlament will den Austritt aus der Istanbul-Konvention.
> Die Argumentation für die Entscheidung ist so unschlüssig wie abwegig.
Bild: Für Ministerpräsidentin Silina wird das Regieren schwerer. Ihr Koalitio…
Für ihren [1][Umgang mit der russischen Minderheit] – vor allem in Zeiten
von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ein Balanceakt – hatten die
politisch Verantwortlichen Lettlands in der Vergangenheit nicht immer ein
gutes Händchen. Jetzt setzt das Parlament noch einen drauf. Eine Mehrheit
der Abgeordneten stimmte am vergangenen Freitag für [2][einen Austritt des
baltischen Staates aus der Istanbul-Konvention].
Das Übereinkommen des Europarats soll häuslicher Gewalt vorbeugen und diese
bekämpfen, wobei es vor allem um den Schutz von Frauen geht. Pikanterweise
ist mit dem „Bündnis der Bauern und Grünen“ (ZZS) auch ein
Koalitionspartner unter den Konventionsgegnern, was Ministerpräsidentin
Evika Siliņa das Regieren kaum erleichtern dürfte.
Deren Argumentation ist so wenig schlüssig wie abwegig: Einerseits heißt
es, die Situation für Frauen habe sich unter der Konvention nicht
entscheidend verbessert. Wie dies geschehen könnte, bleibt unklar.
Andererseits wird angeführt, dass das Abkommen die lettische Gesellschaft
weiter spalten würde. In der Tat: Die Polarisierung wird zunehmen, doch der
Grund dafür wird das Votum vom Freitag sein. Dabei schien auch Lettland in
Sachen Gender-Rechte auf einem guten Weg zu sein. 2023 wurde mit Edgars
Rinkēvičs ein Mann zum Staatspräsidenten gewählt, der sich offen zu seiner
Homosexualität bekennt. Seit Juli 2024 ist der Eintrag einer
Lebenspartnerschaft möglich.
Jetzt liegt der Ball bei Rinkēvičs, der sich bereits in einem vorgezogenen
Wahlkampf wähnt. Die nächsten Parlamentswahlen müssen bis zum Oktober
kommenden Jahres stattfinden. Er kann das Gesetz noch stoppen, aber
letztendlich nicht aufhalten. Auch könnte die Kausa vor dem
Verfassungsgericht landen – ein Präzedensfall in der jüngeren Geschichte
Lettlands
Doch unabhängig davon, für welchen Weg sich Rinkēvičs entscheidet oder ob
zumindest ein Teil der „Anti-Istanbul“-Abgeordneten noch zur Besinnung
kommt: Der Flurschaden – innenpolitisch, aber auch bei Rigas
internationalen Partnern – ist bereits angerichtet. Er ist gewaltig.
2 Nov 2025
## LINKS
[1] /Sprachreform-in-Estland/!6117602
[2] /Menschenrechte-in-Lettland/!6125874
## AUTOREN
Barbara Oertel
## TAGS
Istanbul-Konvention
Lettland
Gewalt gegen Frauen
Menschenrechte
GNS
Lettland
Estland
Schwerpunkt LGBTQIA
## ARTIKEL ZUM THEMA
Menschenrechte in Lettland: Riga zieht sich aus Istanbul-Konvention zurück
Eine Mehrheit im Parlament stimmt für einen Austritt Lettlands aus dem
Frauenschutzabkommen des Europarates. Jetzt ist der Präsident am Zug.
Sprachreform in Estland: Russisch nur noch in der Pause
Estland lehrt Estnisch verpflichtend als Unterrichtssprache. Wie kommt das
bei der russischsprachigen Minderheit an?
Trans Personen in Europa: Eingriff in die Menschenwürde
Trans Personen mussten sich lange Zeit sterilisieren lassen, wenn sie ihr
Geschlecht offiziell ändern wollten. Die emotionalen Folgen sind
verheerend.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.