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# taz.de -- Diplomatische Anerkennung in Aussicht: Indien hofiert das afghanisc…
> Die indische Regierung empfängt den afghanischen Außenminister der
> Taliban. Kontroversen bleiben nicht aus.
Bild: Der indische Abgeordnete Vikramjit Singh Sahney begrüßt den Taliban-Au�…
Delhi taz | Seit Tagen sorgt der erste offizielle Besuch des Außenministers
des afghanischen Talibanregimes in Indiens für [1][Aufregung]. Bevor Amir
Chan Mutaki in Delhi die afghanische Botschaft betrat, protestierte ein
Mann, dass die Taliban-Flagge dort nicht gehisst werden dürfe – erst nach
einer offiziellen diplomatischen Anerkennung durch Indien. So weit ist es
noch nicht, doch [2][normalisieren] sich die Beziehungen weiter.
Am Sonntag lud Mutaki schon zum zweiten Mal die Presse in die afghanische
Botschaft ein. Im Saal war neben ihm die schwarz-weiße Flagge des
Islamischen Emirats zu sehen, während auf dem Hof die Trikolore der
Republik Afghanistan wehte.
Zu diesem Pressetermin wurden auch explizit [3][weibliche Medienschaffende]
eingeladen. Damit reagierte Mutaki auf Kritik, dass beim ersten Mal nur
männliche Journalisten geladen waren. Mutaki erklärte, ein Ausschluss von
Frauen sei nicht beabsichtigt gewesen. Auch Bildung für Frauen sei für die
Taliban kein Tabu, sie sei „nur ausgesetzt“.
Mutakis erste Pressekonferenz hatte in Indien eine politische Kontroverse
ausgelöst. Oppositionspolitiker:innen kritisierten
Premierminister Narendra Modi von der hindunationalistischen Volkspartei
(BJP), die diskriminierende Veranstaltung überhaupt geduldet zu haben.
Schon bei dem Treffen zwischen Regierungsvertretern beider Seiten waren
keine Frauen dabei gewesen.
## Pakistans Regierung sieht sich ausgebootet
Mutakis fast einwöchiger Besuch erregt aber auch deshalb Aufmerksamkeit,
weil Indien wie Afghanistans Talibanregime derzeit sehr angespannte
Beziehungen zu Pakistan hat. In Delhi erklärte der Taliban-Vertreter nach
den [4][jüngsten Gefechten an der Grenze zu Pakistan] und dem vorherigen
mutmaßlichen [5][pakistanischen Drohnenangriff] auf pakistanische Taliban
(TTP) in Kabul, die Lage sei unter Kontrolle. Er warnte aber, man könne
auch auf andere „Optionen“ zurückgreifen.
Zuvor hatte Pakistan den Taliban-Botschafter in Islamabad einbestellt, um
gegen eine gemeinsame indisch-afghanische Erklärung zu protestieren. Darin
hatte Kabul den Terroranschlag im indischen Pahalgam im April verurteilt.
Für den macht Delhi Islamabad verantwortlich, weshalb es zu einem
militärischen Schlagabtausch zwischen Indien und Pakistan gekommen war.
Delhi war bis zur Machtübernahme der Taliban im August 2021 einer der
großen Infrastrukturförderer Afghanistans. Delhis jetzige Annäherung deutet
eine pragmatische Kehrtwende darin zurück an.
[6][Außenminister Subrahmanyam Jaishankar] begrüßte den Taliban-Besuch als
„wichtigen Schritt zur Förderung“ der Beziehungen. Seit 2022 unterhält
Indien in Kabul nur ein „technisches Team“, will demnächst seine Botschaft
aber wieder öffnen. „Afghanistan betrachtet Indien als engen Freund“, sagte
Mutaki.
## Afghanische Diaspora in Indien sieht Annäherung kritisch
Bisher hat nur Russland das Talibanregime offiziell diplomatisch anerkannt,
doch haben China, die Vereinigten Arabischen Emirate, Usbekistan und
Pakistan jeweils Botschafter nach Kabul entsandt.
Die afghanische Diaspora in Indien, die geschätzte 21.000 Menschen umfasst,
sieht die Annäherung mit Sorge. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sind
viele Afghanen dort nicht als Flüchtlinge anerkannt. Eine Aufwertung der
Taliban könnte Abschiebungen erleichtern, womit etwa Pakistan schon
begonnen hat. In Afghanistan ist Mädchen und Frauen jetzt der Schulbesuch
nach der Grundschule verboten, ebenso weitgehend Erwerbsarbeit.
Die afghanische Marketingabsolventin Maryam*, die seit sechs Jahren in
Indien lebt, will nicht zurückkehren. Sie sagt der taz: „Früher war die
Lage zwar nicht sicher in Afghanistan, aber wir hatten zumindest als Frauen
Rechte.“ Solange das nicht der Fall sei, komme Afghanistan für sie nicht
infrage. In Indien könne sie zumindest online studieren.
Auch der afghanische Künstler Zain* ist von Indiens Kurs enttäuscht. Der
33-Jährige kam vor Jahren zum Studium nach Delhi und sagt: „Wenn ich eine
Tochter hätte, könnte sie in Afghanistan nicht einmal zur Schule gehen.“
Delhis Politik ginge zu Lasten der afghanischen Bevölkerung.
Bald dürften Taliban-Diplomaten die Botschaft in Delhi übernehmen.
Entsandte der alten Regierung haben bereits in westlichen Ländern Asyl
gesucht.
*Name geändert
13 Oct 2025
## LINKS
[1] https://timesofindia.indiatimes.com/city/agra/afghanistan-foreign-minister-…
[2] https://www.bbc.com/news/articles/c8exzzz5dp5o
[3] https://www.independent.co.uk/asia/india/taliban-muttaqi-afghanistan-women-…
[4] /Kaempfe-zwischen-Afghanistan-und-Pakistan/!6116420
[5] /Moeglicher-Luftangriff-in-Afghanistan/!6119062
[6] https://indianexpress.com/article/india/jaishankar-meets-afghan-fm-announce…
## AUTOREN
Natalie Mayroth
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