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# taz.de -- Ermittlungen gegen Polizeibedienstete: Jupheidi und Jupheida, Hausd…
> Schläge, Tritte, Stöße: Frankfurter Beamt:innen stehen in Verdacht der
> Körperverletzung, der Strafvereitelung und der Verfolgung Unschuldiger.
Bild: Einsatzfahrzeuge der Polizei vor dem ersten Polizeirevier in Frankfurt am…
Frankfurt/Main taz | Wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt, der
Strafvereitelung im Amt und der Verfolgung Unschuldiger wurden am
Freitagmorgen die Dienststellen und Wohnungen mehrerer Frankfurter
Polizist:innen durchsucht. Das teilten die Staatsanwaltschaft Frankfurt
und das hessische Landeskriminalamt mit.
Die Ermittlungen richten sich gegen fünf Polizeibeamtinnen und zwölf
Polizeibeamte im Alter zwischen 24 und 56 Jahren, die im Ersten
Polizeirevier in Frankfurt im Streifendienst und in der vorgesetzten
Dienstgruppenleitung eingesetzt waren. Ihnen werden auch Strafvereitelung
im Amt und die Verfolgung Unschuldiger vorgeworfen. Durchsucht wurden vier
Dienststellen und 21 Wohnanschriften.
Konkret wird den Beschuldigten vorgeworfen, von Februar bis Ende April
dieses Jahres sechs Männern während oder nach Festnahmen unberechtigt
körperlichen Schaden zugefügt zu haben beziehungsweise solche Taten
geduldet und nicht angezeigt zu haben. Laut der Frankfurter
Staatsanwaltschaft geht es um „Schläge, Tritte, Stöße mit dem Kopf gegen
die Wand und Tür“. In einem Fall soll ein Geschädigter die Treppe
hinuntergestoßen worden sein.
Die Opfer, deren Anzeigen die Ermittlungen auslösten, sollen Schürfwunden,
Gesichtsprellungen und in einem Fall einen Nasenbeinbruch erlitten haben,
so der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Dominik Mies. Bei den Geschädigten
soll es sich um zwei deutsche Staatsbürger, zwei Algerier sowie zwei
Staatenlose, die in Syrien geboren worden sind, handeln.
## Taten sollten vertuscht werden
Den Angaben von Staatsanwaltschaft zufolge liegen Aufzeichnungen von
einigen Taten vor, teils durch die Videoüberwachung im Polizeirevier, teils
durch Bodycams oder öffentliche Videoanlagen. Um das eigene Vorgehen und
ihre Gewaltanwendung nachträglich zu rechtfertigen, sollen die
Beamt:innen in fünf Fällen auch noch Ermittlungsverfahren wegen des
Verdachts des Widerstands oder eines tätlichen Angriffs auf
Vollstreckungsbeamte eröffnet haben.
Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) kündigte am Freitag sofortige
personelle Konsequenzen an. Bei sechs Beschuldigten werde wegen „besonders
gravierender Vorwurfslagen“ unverzüglich ein Verbot des Führens der
Dienstgeschäfte ausgesprochen. Gegen alle 17 Beschuldigten würden
Disziplinarverfahren eingeleitet. Die Dienstgruppe des 1. Reviers, gegen
die Vorwürfe bestehen, soll zudem komplett neu aufgestellt werden.
Außerdem soll die Führung des Ersten Frankfurter Polizeireviers
ausgetauscht werden, auch wenn „es derzeit keinerlei Anhaltspunkte für eine
Vorwurfslage gegen die bisherige Revierleitung gibt“, wie Poseck betonte.
Eine sehr erfahrene Führungskraft aus dem Hessischen Polizeipräsidium soll
die Leitung umgehend übernehmen. „Es ist ein Grundpfeiler unseres
Rechtsstaats, dass die Menschen darauf vertrauen können, dass die Polizei
Gewalt nur bei Zwangsmaßnahmen und im Rahmen des erforderlichen Umfanges
anwendet“, sagte Poseck.
Als „sehr gravierend“ bezeichnete Frankfurts Polizeipräsident Stefan Müll…
die im Raum stehenden Vorwürfe. „Die Verdachtslagen gegen die Polizistinnen
und Polizisten erschüttern mich und gefährden das Ansehen unserer Polizei“,
sagte er. Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in eine integre Polizei
sei „Grundvoraussetzung für unser tägliches Handeln und für unseren
Erfolg“.
An den Durchsuchungen am Freitagmorgen waren rund 150 Kräfte des
Landeskriminalamtes sowie Beamt:innen der Staatsanwaltschaft beteiligt.
Bei den Verdächtigen wurden Mobiltelefone und Datenträger sichergestellt.
Diese würden nun ausgewertet.
## Revier war schon mal in den Schlagzeilen
„Bislang liegen keine Hinweise auf ein extremistisches Motiv vor“,
schreiben die Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt [1][in ihrer
Mitteilung]. Dieser Hinweis könnte darin begründet sein, dass das Erste
Polizeirevier in Frankfurt vor einiger Zeit schon einmal in die
Schlagzeilen geraten war: Nach rechtsextremen Drohschreiben mit der
Unterschrift „NSU 2.0“ an zahlreiche Personen des öffentlichen Lebens
liefen zwischenzeitlich Ermittlungen in dem Komplex gegen einen Polizisten
und eine Polizistin des Reviers, sie [2][wurden aber Ende 2023
eingestellt].
Im Sommer 2024 [3][entschied das Oberlandesgericht Frankfurt], dass auch
fünf Beamt:innen, die zwischen 2014 und 2018 rechtsextremes Gedankengut in
mehreren Chatgruppen verbreitet hatten, juristische Konsequenzen erspart
blieben. Die Chatgruppen, in der die Polizist:innen über jüdische
Menschen, Schwarze, Migrant:innen und Menschen mit Behinderung hetzten
sowie Hitlerbilder und Hakenkreuze austauschten, war nur durch Zufall
aufgeflogen: Im Zuge der Ermittlungen der [4][„NSU 2.0“-Drohschreiben]
gegen die Frankfurter Anwältin Seda Başay-Yıldız, die auch NSU-Opfer
vertritt, und weitere Betroffene.
Die Beschuldigten hätten zwar „in erheblichem Umfang teilweise nur schwer
erträgliche menschenverachtende, rechtsextreme, gewaltverherrlichende,
antisemitische, ableistische und rassistische Inhalte geteilt“, [5][befand
damals das Gericht]. Strafbar aber sei dies wegen der privaten Chatgruppen
und deren „überschaubarem Personenkreis“ nicht. Für eine Verurteilung weg…
Volksverhetzung brauche es eine größere Öffentlichkeit.
10 Oct 2025
## LINKS
[1] https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/43563/6134829
[2] /Ermittlungen-zu-NSU-20-eingestellt/!5989941
[3] /Rechtsextreme-Polizeichats-in-Hessen/!6020271
[4] /Drohmail-Affaere-NSU-20/!5831543
[5] /Straffreie-rechtsextreme-Polizeichats/!5919363
## AUTOREN
Pascal Beucker
Yağmur Ekim Çay
## TAGS
Polizei Hessen
Frankfurt/Main
Polizeigewalt
Razzia
Schwerpunkt Überwachung
Griechenland
Polizeigewalt
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