| # taz.de -- Gaza-Tagebuch: „Ich überlasse es einfach Gott“ | |
| > Im Gazastreifen hoffen die Menschen, dass der Friedensplan Trumps | |
| > Wirklichkeit wird. Doch Zweifel und Angst überwiegen, auch bei unserem | |
| > Autor. | |
| Bild: Hier flickt der Schneider Mohammed auch Esams Hose: an seinem Arbeitsplat… | |
| Wie oft wir schon fliehen mussten. [1][Flucht hat sich in unser Leben | |
| eingewebt,] als sei sie natürlicher Teil davon geworden, als sei sie Teil | |
| unserer Identität. Dafür hat die Besatzungsmacht gesorgt. | |
| Nach der Evakuierungsanordnung für Gaza-Stadt mussten wir erneut gehen. Wir | |
| verließen das Haus unserer Verwandten, in dem wir gewohnt hatten, seitdem | |
| suche ich nach einem Haus, das meine Familie sich leisten kann, aber die | |
| Mieten sind hoch und es gibt nur wenige verfügbare Wohnungen – viel zu | |
| wenige für die große Zahl von Menschen, die aus der Stadt fliehen. Eine | |
| Wohnung hatten wir gerade gefunden, in Deir al-Balah, da bat uns der | |
| Vermieter wieder auszuziehen, weil jemand anderes mehr zahlen wollte. | |
| Viele Menschen sind in Gaza-Stadt geblieben, einfach weil sie keine Wohnung | |
| finden konnten oder die Kosten für den Umzug nicht aufbringen konnten. | |
| Allein der Transport unserer Habseligkeiten von Gaza-Stadt nach Deir | |
| al-Balah kostete uns 800 Dollar. | |
| Heute musste ich auf dem Weg zur Arbeit bei einem Schneider anhalten, um | |
| meine Hose reparieren zu lassen. Nach einem kurzen Gespräch erzählte mir | |
| der Schneider – ein junger Mann, er heißt Mohammed –, dass er einen drei | |
| Meter langen Abschnitt des Bürgersteigs gegenüber dem Haus eines Mannes in | |
| Deir al-Balah für 300 Dollar im Monat mietet. | |
| ## „Ich überlasse es einfach Gott“ | |
| Mohammed träumt, wie so viele andere, die ihr Zuhause verlassen haben, | |
| davon, zurückzukehren. [2][Ich fragte ihn, was er über Trumps Plan sagt]. | |
| Fragte ihn, ob er glaubt, dass der Krieg vorbei sein wird. „Ich möchte die | |
| Nachrichten nicht wie alle anderen analysieren. Ich überlasse es einfach | |
| Gott“, sagte er. | |
| Neben ihm saßen drei Männer, die über denselben Plan diskutierten. Sie | |
| waren sich einig: Sie alle wollten, dass die Hamas zustimmt, denn Gaza kann | |
| nicht noch mehr Tote verkraften. Die Menschen hier fürchten die Reaktion | |
| der Hamas, doch sie klammern sich an eine fragile Hoffnung – dass | |
| vielleicht, irgendwie, das Töten und die Zerstörung aufhören werden. | |
| [3][Auch ich verspüre ein wenig von dieser Hoffnung], aber ich habe auch | |
| Angst. So wie alle, die geflohen sind und sich danach sehnen, nach Hause | |
| zurückzukehren. Angst davor, dass es doch weitergeht. Und die | |
| Besatzungsmacht alles zerstört, was noch übrig ist. | |
| Esam Hani Hajjaj (29) kommt aus Gaza-Stadt und ist Schriftsteller und | |
| Dozent für kreatives Schreiben für Kinder. Nach Kriegsausbruch ist er | |
| innerhalb des Gazastreifens mehrfach geflohen. | |
| Internationale Journalist*innen können seit Beginn des Kriegs nicht in | |
| den Gazastreifen reisen und von dort berichten. Im „Gaza-Tagebuch“ holen | |
| wir Stimmen von vor Ort ein. Es erscheint meist auf den Auslandsseiten der | |
| taz. | |
| 7 Oct 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /7-Oktober-und-Krieg-in-Gaza/!6115341 | |
| [2] /Trumps-Friedensplan/!6117671 | |
| [3] /Neue-Gaza-Verhandlungen-in-Aegypten/!6115222 | |
| ## AUTOREN | |
| Esam Hajjaj | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
| Kolumne Gaza-Tagebuch | |
| Donald Trump | |
| Friedensgespräche | |
| Waffenstillstand | |
| Recherchefonds Ausland | |
| Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
| Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
| Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
| Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
| Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
| Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
| Refugee-Karawane | |
| Kolumne Gaza-Tagebuch | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Abkommen für den Gazastreifen: Was der Trump-Plan für Hilfslieferungen bedeut… | |
| Israel und die Hamas haben einer ersten Phase eines | |
| Waffenruhe-Geisel-Abkommens zugestimmt. Nun sollen Hilfslieferungen kommen | |
| – doch es gibt Hürden. | |
| Friedensplan im Nahost-Konflikt: Nie war der Frieden näher | |
| Israel und die Hamas haben sich auf eine erste Phase eines Friedensplans | |
| geeinigt. Noch sind Fragen offen – aber auf beiden Seiten herrscht erstmal | |
| Freude. | |
| Über die humanitäre Lage im Gazastreifen: „Geld in Gaza fühlt sich an wie … | |
| Die Lage der Menschen in Gaza sei katastrophal, sagt Jouanna Hassoun. Mit | |
| ihrer Organisation Transaidency bringt sie Lebensmittel zu den Menschen. | |
| Aktivist:innen im Nahen Osten: Was von der Global-Sumud-Flotilla bleibt | |
| Israel deportiert die meisten der zuvor festgenommenen Aktivisten des | |
| Schiffskonvois. Ihr Ziel, den Gazastreifen, hatten sie nicht erreicht. | |
| Warten auf den Frieden in Gaza: Mit Stethoskop und Telefon in den Händen | |
| Die Gegend um das Al-Shifa-Spital in Gaza muss evakuiert werden. Doch Arzt | |
| Abu Salmiya wartet auf Ergebnisse der Verhandlungen um ein Kriegsende. | |
| Blick aus Gaza auf Trumps Friedensplan: Ein leuchtender Bildschirm zwischen den… | |
| Die Nachbarn unserer Autorin bauen extra einen Fernseher auf, um die Rede | |
| des US-Präsidenten Trump zum Friedensplan live verfolgen zu können. Es regt | |
| sich leise Hoffnung. | |
| Refugee-Karawane Tagebuch (9): Eine Feier des Widerstands | |
| Es ist ein goldener Samstag in Berlin und die Abschlussparade zeigt, welche | |
| Kraft es uns geben kann, wenn wir unsere Kämpfe verbinden. | |
| Gaza-Tagebuch: Bis zum Einbruch der Nacht auf dem Bürgersteig | |
| Die Offensive auf Gaza-Stadt beginnt, als unsere Autorin noch dort ist. Der | |
| Versuch, schnell in den Süden des Gazastreifens zu fliehen, scheitert. |