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# taz.de -- Friedensnobelpreis: Nein, Donald Trump hatte ihn nicht verdient. Ab…
> Donald Trump ist beim Friedensnobelpreis leer ausgegangen – dabei will er
> schon vor dem Deal in Nahost sieben Kriege beendet haben. Na dann halt
> 2026!
Bild: UU-Präsident spricht zu Generälen des US-Militärs auf dem Marinestütz…
Donald Trump ist leer ausgegangen. Den Friedensnobelpreis, den der
US-amerikanische Präsident so gern gehabt hätte, hat stattdessen die
[1][venezolanische Politikerin und Oppositionsführerin María Corina
Machado] bekommen. Dabei hatte Trump sich seit Wochen gerühmt, [2][schon
sieben Kriege beendet zu haben]. Für jeden einzelnen dieser Schritte,
lobhudelte sich der Egomane [3][zuletzt bei der UN-Vollversammlung], habe
er den Preis verdient.
Er wirkte dabei ein wenig wie [4][das tapfere Schneiderlein aus der
Märchensammlung der Brüder Grimm], das sich zum Helden aufplusterte, weil
es sieben Fliegen auf seinem Musbrot mit einem Klatsch erledigte. Dabei war
ganz ohne Blick in eine Glaskugel klar, dass Trump den Friedensnobelpreis
2025 nicht kriegen konnte – aus formalen Gründen. Die Nominierungsfrist
dafür endet jedes Jahr schon am 31. Januar. Da war Trump gerade mal zehn
Tage wieder im Amt und hatte auch nicht, wie vorher angekündigt, den
Ukrainekrieg binnen 24 Stunden beendet. Bis heute.
Nun ist Trump also Friedensnobelpreisloser 2025. Und das Thema damit vom
Tisch? Nein. Im Gegenteil. Denn auch wenn es reichlich gaga klingt, dass
ausgerechnet ein zum Faschismus neigender Holzkopf den Friedensnobelpreis
bekommen könnte. Tatsächlich ist eine Auszeichnung für Donald Trump absolut
denkbar. 2026. Falls er es nämlich wirklich schaffen sollte, [5][mit seinem
Gaza-Friedensplan] für genau das zu sorgen: dass Frieden in Gaza herrscht.
Oder wenigstens kein Krieg mehr.
Denn genau dafür wurde der Preis [6][von Alfred Nobel ja ausgelobt]. Der
Dynamiterfinder wollten denjenigen auszeichnen, der am meisten auf die
Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender
Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen
hingewirkt hat.
## Aktivist:innen und Kriegsherren
Ausgezeichnet wurden seit 1901 keineswegs nur Friedensaktivist:innen
wie [7][Bertha Suttner] oder das Kinderhilfswerk Unicef. Unter den nobel
Geehrten waren auch Kriegsherren, die sich erst jahrelang bekämpft hatten –
und dann doch zusammenfanden. 1978 waren es zum Beispiel [8][Anwar
as-Sadat] und [9][Menachem Begin], die Staatschefs von Ägypten und Israel.
Müssten im Falle eines dauerhaften Gaza-Friedens in der Konsequenz neben
Trump auch der rechtsextreme Krieger Benjamin Netanjahu und die
Hamas-Terroristen den Preis bekommen? Das wäre eine unerträgliche
Vorstellung für alle, die dieser verrückten Idee der Demokratie
verpflichtet sind. Aber es entspräche der Tradition des Nobelpreiskomitees,
das 1973 auch [10][US-Außenminister Henry Kissinger] zusammen mit dem
nordvietnamesischen Militärführer [11][Le Duc Tho] für preiswürdig hielt,
weil der Vietnamkrieg nicht mehr ganz so kriegerisch war. Und das 1994
[12][Schimon Peres] und [13][Jitzhak Rabin] gemeinsam mit [14][Jassir
Arafat] auszeichnete, der vielen bis heute als Urtyp eines
palästinensischen Terroristen gilt.
Denkbar wäre aber auch das Modell Kolumbien. Für [15][die Beendigung des
50-jährigen Bürgerkriegs] 2016 wurde nur dessen Präsident Juan Manuel
Santos geehrt. Die ebenso an den Verhandlungen beteiligte Guerillatruppe
Farc wurde links liegen gelassen.
So oder so darf man den Friedensnobelpreis als Ansporn an eitle Despoten
lesen, sich doch mal genau an dieser Aufgabe zu versuchen: Frieden
schaffen. Trumps Nobelsehnsucht ist daher keine Nachricht aus Absurdistan,
sie ist der Beweis, wie wirksam dieser Preis ist. Allerdings sollte ihm
möglichst bald jemand verklickern, dass es reichlich kontraproduktiv ist,
wenn man als Gernegroßfriedensfürst [16][im eigenen Land Soldaten gegen
Kritiker:innen lostrumpeln lässt].
10 Oct 2025
## LINKS
[1] /Friedensnobelpreis-Wer-ist-Maria-Corina-Machado/!6025088
[2] /Trumps-Auftritt-vor-der-UNO/!6111633
[3] /UN-Generaldebatte/!6115648
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Das_tapfere_Schneiderlein
[5] /Donald-Trumps-Gaza-Plan/!6112859
[6] /Vor-150-Jahren-liess-Alfred-Nobel-das-Dynamit-patentieren/!5445327/
[7] /Samstagsfilm-in-der-ARD/!5024977
[8] /Nachruf-auf-Jimmy-Carter/!6059345
[9] /Menachem-Begins-Metamorphosen/!1678726/
[10] /Nachruf-auf-Henry-Kissinger/!5977229
[11] /Le-Duc-Tho-ist-gestorben/!1748294/
[12] /Nachruf-auf-Schimon-Peres/!5344541
[13] /30-Jahre-Osloer-Abkommen/!5954918
[14] /Steht-der-Nahe-Osten-vor-einem-Wendepunkt/!675413/
[15] /Friedensnobelpreis-2016/!5346638
[16] /Razzien-und-Entsetzen-in-den-USA/!6117850
## AUTOREN
Gereon Asmuth
## TAGS
Donald Trump
Schwerpunkt USA unter Trump
Friedensnobelpreis
Nobelpreis
Venezuela
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
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